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Die Swiss verzeichnete im 2. Quartal zwar einen Aufschwung. Das Halbjahresresultat bleibt dennoch pandemiebedingt tiefrot. Bild: Fabian Joy

398 Millionen Franken Verlust für Swiss im ersten Halbjahr 2021

Dank striktem Kosten- und Cash-Management konnte ein noch höherer Verlust abgewendet werden. Auch der Lufthansa-Konzern insgesamt erleidet schwere Verluste. Die Lage ist weiterhin angespannt - doch gibt es auch positive Anzeichen.

Die anhaltenden Reiserestriktionen infolge der weiterhin dynamischen Pandemie-Entwicklung haben auch im ersten Halbjahr 2021 das Geschäft von Swiss International Air Lines schwer in Mitleidenschaft gezogen. Angesichts ausbleibender Buchungen und rund zwei Drittel weniger Passagieren als im Vorjahr lag der Betriebsertrag im ersten Halbjahr 2021 um 43,5 Prozent unter Vorjahr und belief sich auf 659,3 Mio. Franken (1. HJ. 2020: CHF 1,17 Mrd.). Dank einer weiterhin starken Frachtnachfrage konnte die äusserst schwache Passagiernachfrage zumindest teilweise kompensiert werden. Trotzdem ging das operative Ergebnis insgesamt um 49,5 Prozent zurück: Für das erste Halbjahr 2021 verbuchte Swiss einen operativen Verlust von 398,2 Mio. Franken (1. HJ. 2020: -266,4 Mio. Franken). Der im Vergleich zum Vorjahr grössere Verlust ist natürlich darauf zurückzuführen, dass die ersten beiden Monate des Vorjahres von der Pandemie noch nicht beeinträchtigt waren.

Markus Binkert, CFO von SWISS, erklärt: «Unter nach wie vor widrigen Rahmenbedingungen haben wir uns in der ersten Jahreshälfte den Umständen entsprechend gut behaupten können. Durch ein rigides Kosten- und Cash-Management sowie eine konsequente Netz- und Kapazitätssteuerung haben wir den operativen Verlust in Grenzen halten und im zweiten Quartal einen positiven operativen Cashflow realisieren können. Wir rechnen aktuell damit, nicht mehr als rund die Hälfte des Bankenkredits in Anspruch nehmen zu müssen, und liegen zurzeit deutlich darunter.»

Die Passagierzahlen lagen im ersten Halbjahr derweil weiterhin auf sehr tiefem Niveau. Von Januar bis Juni beförderte Swiss (ohne Edelweiss) insgesamt rund eine Million Fluggäste und damit 67,5 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode, die zu Beginn noch von der Corona-Pandemie verschont war. In diesem Zeitraum führte Swiss mit 13'060 Flügen auch 56 Prozent weniger Flüge durch als im Vorjahr. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 hat Swiss auf dem gesamten Streckennetz 38,7 Prozent weniger Sitzkilometer (ASK) angeboten, die Anzahl der verkauften Sitzkilometer (RPK) sank um 71,2 Prozent. Die Auslastung der Flüge betrug im Durchschnitt 33,4 Prozent. Damit waren die Flüge im Vorjahresvergleich um 37,8 Prozentpunkte schlechter ausgelastet. Die Auslastung auf Europastrecken lag weiterhin deutlich über derjenigen auf der Langstrecke.

Leichter Aufschwung im 2. Quartal

Im zweiten Quartal lagen die Passagierzahlen deutlich über den Werten des ersten Quartals. Während Swiss im schwächsten Monat Februar rund 63'000 Fluggäste befördert hat, waren es im stärksten Monat Juni rund 362'000.

Ab April hat Swiss mit Blick auf die Sommerreisezeit wie auch im letzten Jahr einen leichten Aufschwung verzeichnet. Im zweiten Quartal stieg der Betriebsertrag gegenüber Vorjahr um 47,6 Prozent auf 359,7 Mio. Franken (Q2 2020: 243,7 Mio. Franken). Das operative Ergebnis lag mit CHF -197,2 Mio. zwar um 8,2 Prozent unter Vorjahr (Q2 2020: CHF -182,3 Mio.), zu Buche geschlagen haben im zweiten Quartal jedoch Betriebskosten für das Hochfahren des Flugbetriebs sowie Restrukturierungskosten.

Dieter Vranckx, CEO von SWISS, erklärt: «Der leichte Aufschwung, den wir in den letzten Wochen verzeichnet haben, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage infolge der weiterhin unberechenbaren pandemischen Entwicklung äusserst angespannt ist. Wir werden allen Unwägbarkeiten zum Trotz alles tun, unserem Auftrag als Airline der Schweiz gerecht zu werden und unseren Fluggästen weiterhin ein so vielseitiges und zuverlässiges Flugprogramm wie möglich anzubieten.»

Angesichts einer erhöhten Nachfrage nach Flügen in der aktuellen Sommerreisezeit fährt Swiss ihren Flugbetrieb weiter hoch. Inzwischen sind zwei Drittel der Flotte wieder in Betrieb. Ende Juni bediente Swiss wieder über 90 Prozent der Destinationen der Vor-Corona-Zeit, dies allerdings mit weniger Frequenzen. Das Gesamtangebot liegt immer noch deutlich unter dem von vor der Pandemie und beträgt aktuell 50 bis 55 Prozent der Kapazität von 2019. Für das Gesamtjahr 2021 rechnet Swiss mit einer Kapazität von rund 40 Prozent gegenüber 2019. Entscheidend für eine weitere nennenswerte Erholung sei nach wie vor eine Öffnung der USA als wichtigstes Verkehrsgebiet für Swiss.

Umfassende Transformation eingeleitet

Um den aus der Corona-Pandemie resultierenden strukturellen Veränderungen im Markt zu begegnen, hat Swiss bekanntlich eine umfassende Restrukturierung und Transformation inklusive eines Stellen- und Flottenabbaus eingeleitet. Ziel ist die nachhaltige Einsparung von rund 500 Millionen Franken und die Wiederherstellung der Investitions- und Wettbewerbsfähigkeit. Dank eines konstruktiven Konsultationsverfahrens fällt der Stellenabbau geringer aus als ursprünglich erwartet.

Zur Stärkung ihrer Premium-Positionierung im wachsenden Freizeitreisebereich wird Swiss zudem ab dem vierten Quartal 2021 neu eine Premium Economy Class anbieten. Zudem wird Swiss ihr Geschäftsmodell noch stärker auf Nachhaltigkeit ausrichten.

Lufthansa-Konzern zeigt sich zuversichtlich

Die Lufthansa Group als Gesamtes zeichnet kein rosigeres Bild. «Dank der positiven Entwicklung bei den Airlines, Rekordergebnissen bei Lufthansa Cargo und der fortgesetzten Erholung von Lufthansa Technik und der LSG Group gingen die operativen Verluste im 2. Quartal 2021 im Vergleich zum ersten Quartal 2021 deutlich um 43 Prozent auf -952 Millionen Euro zurück», heisst es in einer Mitteilung. Das Konzernergebnis belief sich im 2. Quartal auf -756 Millionen Euro (Vorjahr: -1,5 Milliarden Euro).

Der Adjusted Free Cashflow lag im 2. Quartal, vor allem aufgrund des starken Buchungseingangs, bei plus 340 Millionen Euro. Der operative Cashflow betrug dank positiver Effekte im Umlaufvermögen aufgrund der starken Buchungseingänge im 2. Quartal plus 784 Millionen Euro. Ohne Berücksichtigung dieser Effekte lag der Mittelabfluss bei durchschnittlich 200 Millionen Euro pro Monat.

Der Konzern ist aber weiterhin solid aufgestellt. Die Lufthansa Group verfügte am Ende des 2. Quartals über liquide Mittel von 11,1 Milliarden Euro. Darin enthalten sind noch nicht abgerufene Mittel aus den staatlichen Stabilisierungsmassnahmen und Krediten von rund 3,9 Milliarden Euro. Der Erlös einer Anleiheemission im Juli in Höhe von 1 Milliarde Euro ist hingegen noch nicht berücksichtigt.

Die Lufthansa Group geht davon aus, dass die Kapazität der Konzernairlines, gemessen in angebotenen Sitzkilometern, im Jahr 2021 bei rund 40 Prozent des Vorkrisenniveaus im Jahr 2019 liegen wird. Dabei wird für das 3. Quartal ein weiterer Kapazitätsausbau auf rund 50 Prozent des Vorkrisenniveaus und ein Anstieg der Passagierzahlen erwartet. Der Konzern geht damit davon aus, den operativen Mittelabfluss im dritten Quartal stoppen und ein positives EBITDA erwirtschaften zu können.

(JCR)