Flug

Internationale Airlines sind derzeit gefordert, die ausreichende Flugpraxis ihrer Piloten aufrechtzuerhalten. Bild: Stocksnap

Das sagt die Swiss zum Risiko «eingerosteter Piloten»

Die Pandemie-bedingte Pause erhöhe die Risiken im globalen Flugverkehr. Ist dem so?

Wer die jüngste Studie der Allianz-Gruppe über erhöhte Risiken im Flugverkehr liest, muss sich Gedanken machen über die Wahl des nächsten Verkehrsmittels. Die Nennung der Pandemie-bedingten Risiken und Gefahren im Flugverkehr sind zahlreich. Die Rede ist von eingerosteten Piloten, in Mitleidenschaft gezogener Flotten wegen langen Betriebsstillständen und vermehrten Wutausbrüchen von Flugzeugpassagieren an Bord.

Das tönt ziemlich dramatisch, wie sich die internationale Fliegerei derzeit präsentieren soll. Ist alles wirklich so schlimm? Wir haben bei der Swiss nachgefragt, wie es um die einzelnen «Pain Points» steht. Karin Müller, Head of Media Relations bei Swiss, nimmt Stellung.

Frau Müller, sind die Swiss-Piloten nach der Corona-bedingten Pause eingerostet?

Karin Müller: Swiss operiert stets nach höchsten Sicherheitsstandards, auch in einer Situation wie der jetzigen bedingt durch die Corona-Krise. Dem Umstand, dass unser Cockpitpersonal aufgrund von Covid19 zum Teil deutlich weniger oder keine Flugeinsätze hat, tragen wir Rechnung. Ergänzend zu den im Normalbetrieb üblichen Trainingsprogrammen haben wir zwecks Erhalt der Qualitätsansprüche während der Corona-Krise deutlich erhöhte Minimumanforderungen an die Flugpraxis gegenüber den legalen Vorgaben von drei Starts und drei Landungen innerhalb dreier Monate – im Flugbetrieb oder im Simulator – definiert und angepasste Einsatzkonzepte erstellt.

Karin Müller, Head of Media Relations, Swiss.

Können diese eigens definierten Anforderungen mangels verfügbarer Flüge nicht erfüllt werden, kommen zusätzliche Massnahmen zum Tragen. Diese reichen von weiterem Simulator-Training bis hin zur Reduktion der aktiv eingesetzten Pilotengruppe. Piloten, die im Rahmen der Qualitätsmassnahmen aktuell nicht eingesetzt werden können, werden zu einem späteren Zeitpunkt in individuell angepassten Requalifizierungsprogrammen wieder auf die Einsätze vorbereitet. Die zu diesem Zweck entwickelten und dokumentierten Trainingsprogramme sind unter den Hub-Airlines der Lufthansa Group koordiniert. Generell erfolgen alle Trainingsmassnahmen in einem engen und transparenten Austausch mit dem BAZL.

Um die sogenannte Recency, die ausreichende Flugpraxis aufrechterhalten zu können, wird nur ein Teil des Cockpitpersonals eingesetzt. Die nicht eingesetzten Pilot*innen befinden sich zu 100% in Kurzarbeit. Für die eingesetzten Pilot*innen wird der Einsatzplan präzise gesteuert, sodass diese jederzeit genügend Flugpraxis haben. Ergänzend dazu werden auch Simulator-Einsätze durchgeführt.

«Swiss schult spezifisch den Umgang mit renitenten Passagieren.»

Parkierte Flotten können durch Wetterereignisse in Mitleidenschaft gezogen werden. Wie gross ist diese Gefahr?

Wir haben unsere Flugzeuge gemäss den Vorgaben der Hersteller geparkt und auch während diesem sogenannten Storage regelmässigen Kontrollen unterzogen. Vor der Wiederinbetriebnahme werden Flugzeuge, welche im Storage waren, umfangreichen Checks unterzogen, zudem werden Testflüge durchgeführt. Bei korrekter Umsetzung der vorgegebenen Massnahmen entstehen keine Risiken für länger geparkte Flugzeuge.

Vermehrt sollen renitente Fluggäste für Probleme an Bord sorgen.

In den letzten Jahren ist die Anzahl renitenter Passagiere im Verhältnis zu den transportierten Passagieren an Bord pro 100‘000 Passagiere tendenziell leicht gestiegen. Zu den häufigsten Ursachen zählen Alkohol- und Drogenkonsum, die Missachtung von Sicherheitsregeln, verbale Beschimpfungen des Kabinen- oder Bodenpersonals bzw. anderer Passagiere sowie der heimliche Konsum von gegen die Vorschriften mitgebrachtem Alkohol. Die Sicherheit an Bord hat für uns höchste Priorität. Unser Kabinenpersonal verfügt über eine umfassende Ausbildung, die eine Vielzahl von Bereichen abdeckt. Es wird spezifisch auch im Umgang mit renitenten Passagiere geschult und darin ausgebildet, unterschiedliche Situationen zu beurteilen, zu deeskalieren sowie im Bedarfsfall Folgemassnahmen zu initiieren.

Und die Maskentragepflicht an Bord wird eingehalten?

Sie wird von unseren Fluggästen grundsätzlich sehr gut akzeptiert. Gelegentlich kommt es jedoch vor, dass ein Fluggast das Tragen der Maske verweigert und es dadurch zu Diskussionen kommt.

(GWA)