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Der Airlineverband IATA poltert wegen zu hohen Gebühren an den Flughäfen – die Schweizer Airports sehen das nicht so. Bild: TN

Das sagen die Schweizer Flughäfen zum Vorwurf der Gebührenabzocke

Laut IATA versuchen die Flughäfen die Umsatzrückgänge durch enorme Zuschläge wettzumachen. Der Flughafen Zürich und der Genève Aéroport weisen dies zurück.

Mit dem ehemaligen British-Airways-Chef Willie Walsh an der Spitze ist das Poltern des Airline-Verbandes IATA lauter geworden. Neulich hat Walsh die Preise für Corona-Tests an den Flughäfen als Preisabzocke angeprangert – nicht ganz zu unrecht bei Preisen bis 380 Franken. Zudem würden die unterschiedlichen Regeln und vielen Vorschriften für Flugpassagiere potenzielle Fluggäste abschrecken.

Gestern hat nun der Infrastruktur-Chef der IATA, Hemant Mistry, nachgedoppelt. Das Fliegen drohe für Passagiere teurer zu werden: «Auf diese Tendenz deuten saftige Preiserhöhungen von Flugsicherungsorganisationen und Flughäfen für ihre Dienste hin». Flughäfen versuchten nach Angaben von Mistry, die Umsatzrückgänge durch die Corona-Pandemie durch enorme Zuschläge wettzumachen. Die Zeche zahlten Fluggesellschaften und Passagiere. Die zusätzlichen Kosten könnten an einigen Flughäfen mehrere Milliarden Dollar im Jahr ausmachen, moniert er. Flugsicherheitsdienste hätten für 2022 Preiserhöhungen von durchschnittlich 40 Prozent vorgesehen. In Europa lägen die Preiserhöhungen sogar teils über 50 Prozent.

Gebühren der Schweizer Flughäfen

50 Prozent? Treffen solche Aussagen zu – auch für die Schweizer Flughäfen? «Den Vorwurf weisen wir entschieden zurück», sagt Jasmin Bodmer-Breu, Senior Mediensprecherin des Flughafens Zürich. «Das Gegenteil ist der Fall: Wir haben mit unseren Partnerfirmen am Flughafen Zürich eine Reduktion der Flugbetriebsgebühren bis Ende 2021 vereinbart – dies ganz explizit mit dem Wunsch bzw. Ziel, den Partnern während der Ramp-up-Phase eine finanzielle Erleichterung zu verschaffen. Ausgenommen von der Reduktion sind die Emissions- und Lärmgebühren, die sind gleich geblieben.»

Und Ignace Jeannerat, der Kommunikationschef des Flughafens Genf, sagt: «Wir haben uns im letzten Jahr mit den Fluggesellschaften geeinigt. Die Landegebühren am Flughafens Genf sind für die Jahre 2021, 2022 und 2023 um zehn Prozent erhöht worden.» Zudem habe der Genève Aéroport ein Anreizprogramm lanciert. Dieses sieht für den Betrieb von Flugzeugen der neuen Generation eine Reduzierung der Gebühren vor. «Dieser Anreiz wird auch die Gebühr pro befördertem Passagier in Flugzeugen der neuen Generation reduzieren», sagt Jeannerat.

Und auf die IATA-Kritik der überhöhten PCR-Testpreise angesprochen, sagt der Flughafen-Genf-Sprecher: «Für die PCR-Tests hat der Flughafen Genf eine Zusammenarbeit mit einem grossen Unternehmen für die Einrichtung eines Testzentrums gefunden, das den Passagieren und der lokalen Bevölkerung zur Verfügung steht, ist aber nicht an der Festlegung der Testgebühren beteiligt. Die Preise für diese COVID-Tests sind jedoch durchaus konkurrenzfähig mit anderen Testzentren im Kanton.»

Zum PCR-Test-Pricing heisst es beim Flughafen Zürich: «Die Testzentren werden nicht von uns betrieben, sondern von verschiedenen externen Firmen bzw. Handling Agents, die auch das Pricing ihrer Angebote selbst verantworten.»

Airlines kommen nicht richtig vom Fleck

Dass die Nerven bei den Airlines wie in der gesamten Tourismusindustrie blank liegen, ist verständlich. Der Restart erfolgt zwar, aber erst schleppend. Obwohl manche Flughäfen zu Beginn der Sommerferien mit langen Schlangen vor den Schaltern Schlagzeilen gemacht haben, kommt das internationale Fluggeschäft nach wie vor nicht richtig vom Fleck. Zwar stiegen die Buchungen im Mai an, aber die Unsicherheit sei weiterhin erheblich, vor allem wegen der neuen Coronavirus-Variante Delta, sagt die neue Chefökonomin der IATA, Ezgi Gulbas.

Nach den neuesten Zahlen lagen die internationalen Passagierkilometer noch rund 85 Prozent unter dem Niveau 2019, vor der Corona-Krise. Im April waren es noch gut 87. Prozent. Die Zahlen für Juni lagen noch nicht vor. Bei inländischen Flügen war die Lage im Mai besser: «nur» rund minus 24 Prozent. In Russland und China werde bereits mehr geflogen als vor der Krise, so der Verband.

(GWA)