Flug

Tobias Pogorevc, der CEO von Helvetic Airways, stand Red und Antwort zum neuen Embraer-Flugzeug - live aus einem Hangar am Flughafen Zürich. Bild: Screenshot JCR

«Die E195-E2 ist genau das richtige Flugzeug für das new normal»

Jean-Claude Raemy

Helvetic Airways hat die erste von insgesamt vier Embraer E195-E2 nun übernommen; das Flugzeug wird am Freitag in Zürich erwartet. CEO Tobias Pogorevc erinnerte im Rahmen einer virtuellen Medienkonferenz an die wichtigsten Vorteile dieses Flugzeugs.

Endlich ist es soweit - oder zumindest fast. Helvetic Airways hat die erste von insgesamt vier Maschinen des Typs E195-E2 vom brasilianischen Flugzeugbauer Embraer übernommen. Das Flugzeug mit der Kennzeichnung HB-AZI wird nun nach Zürich überführt und wird am Freitag am Flughafen Kloten landen. Im Vorfeld wurden Medien von Helvetic Airways und Embraer gemeinsam über diesen Meilenstein informiert.

Eingangs stellte Cesar Pereira, Vice President EMEA von Embraer, das Flugzeug vor. Er nennt die E195-E2 kurz «lean machine», bei Helvetic Airways heisst sie «green machine» - und in diesen Kürzeln steckt die Kerninformation, welche das Flugzeug abhebt. Es handelt sich eigentlich um ein neues Design auf einem bestehende Flugzeugtypen; das neue Design macht das Flugzeug aber nochmals deutlich wirtschaftlicher als seine Vorgängermodelle. Es ist der grösste Flugzeugtyp, den Embraer je gebaut hat, es verbraucht aber deutlich weniger Treibstoff als die E195 - und zwar rund 50 Prozent weniger Treibstoff. «Pro Blockstunde liegt der Verbrauch bei lediglich 1600 Kg Fuel», schwärmt Pereira. Weitere Vorteile: Für die Piloten-Umschulung vom E1 auf den E2 braucht es lediglich 2,5 Tage. Und noch etwas: Das Flugzeug ist das leiseste Single-Aisle-Flugzeug überhaupt. Gegenüber einem A220 liegt der Lärmpegel beim Start um 11 Prozent tiefer, gegenüber einem A321neo um 28 Prozent und gegenüber einem A321 gar um 50 Prozent. Auch das Interieur des neues Embraer-Flaggschiffs wurde komplett neu konzipiert, und besticht nun mit grösseren Fenstern und mehr persönlichem Platz für Passagiere (keine Mittelsitze!). Das Design wurde bereits verschiedentlich prämiert.

Im Rahmen einer weiteren kurzen Ansprache hielt dann Arjan Meijer, President/CEO Embraer Commercial Aviation, nochmals fest, dass die neuen Möglichkeiten, welche das Flugzeug bietet, genau im richtigen Moment kommen. Vor allem aber lobte er Helvetic Airways dafür, dass die Airlines das Potenzial dieses Fliegers bereits vor drei Jahren erkannte - und nun davon profitieren kann. Mit insgesamt 12 Embraer-Maschinen - 4 E190-E1, aktuell  8 E190-E2, wovon jedoch vier durch E195-E2 ersetzt werden - gehört die Schweizer Airline zu den grösseren Betreibern von Embraer-Flugzeugen, insbesondere auch der E195-E2. In Europa haben lediglich Binter Canarias sowie KLM mehr Flugzeuge dieses Typs, wobei KLM diese nicht besitzt, sondern least.  [Text geht unter dem Bild weiter]

Cesar Pereira (l.) und Arjan Meijer von Embraer informierten über die Vorteile ihres Flugzeugs. Bild: JCR

Tobias Pogorevc, CEO von Helvetic Airways, hielt dann seinerseits fest, dass das Flottenerneuerungsprogramm im Umfang von 750 Millionen US-Dollar bis Ende Juli abgeschlossen sein wird. «Wir sind dann eine der grünsten Airlines von ganz Europa», sagt Pogorevc, «und wir verfügen dann über die optimale Range, mit welcher wir zahlreiche neue Ziele ansteuern können. Flüge wie Zürich-Dubai oder Basel-Dakar sind dann für unsere Regionalfluggesellschaft kein Traum mehr.»

So weit kommt man mit den E2. Bild: Embraer

Die Range der E2-Flugzeuge ist in der Tat eindrücklich, wie die Grafik rechts zeigt (darin ab Paris gerechnet). Pogorevc erinnert daran, dass zu Beginn der Pandemie Helvetic Airways schon mit der E190-E2 Repatriierungsflüge ab Accra oder Ouagadougou nach Zürich durchführte, oder jüngst damit auch Schweizer Fussballfans zu einem Spiel nach Baku in Aserbaidschan flog. «Es sind durchaus neue Marktmöglichkeiten vorhanden», so Pogorevc. Aktuell wird an Einsatzmöglichkeiten gearbeitet. Die E195-E2 werden zunächst im eigenen Linienverkehr sowie für Charterflüge eingesetzt; ein Wet-Lease mit dem wichtigsten Partner Swiss ist damit derzeit noch nicht geplant.

Pogorevc bemerkt in diesem Zusammenhang, dass es vielleicht eine Möglichkeit gibt, mit Swiss den Flughafen London-City anzufliegen, dann jedoch mit der E190-E2, welche kürzlich die Zertifizierung für diesen speziellen, aber wichtigen Flughafen in der britischen Metropole erhalten hat. «Wir wären dafür bereit», so der CEO. Primär sei man nun aber damit beschäftigt, die neuen Flüge ab dem EuroAirport Basel sauber abzuwickeln und flexibel für Charter-Partner zu sein - einer davon habe jüngst infolge steigender Nachfrage für Charter-Zusatzflüge im Sommer von der E190 auf die grössere E195 «upgraded», wie Pogorevc anführt. Das unterstreicht, wie flexibel Helvetic Airways aktuell operieren kann: «Die Grösse unserer Flotte, die unterschiedlichen Sitzkapazitätsangebote in den drei Embraer-Typen in unserer Flotte und deren Preis-/Leistungsverhältnis sind optimal für uns», sagt Pogorevc.

Helvetic Airways steht auf gesunden finanziellen Beinen und ist gut aufgestellt, um eine wichtige Rolle im Regionalverkehr zu übernehmen. Züge und Nachtzüge sind eine zunehmend wichtige Konkurrenz, sagt Pogorevc, doch in diesem Wettbewerb könne man bestehen, zumal man über moderne, umweltschonende Flugzeuge verfüge. Schon vor über einem Jahr hatte Pogorevc geschwärmt - nun gibt es erst recht Grund dafür.