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Die Lufthansa Group gibt Einblick in ihre Zukunftsplanung. Bild: Jan Rosolino

Sparhammer bei der Lufthansa Group

Die Lufthansa Group hat eine Reihe von Sparmassnahmen ergriffen. Dazu gehören unter anderem Personalabbau oder die Schliessung zahlreicher Basen und Standorte. Auch ein Verkauf von AirPlus und LSG Group ist angedacht, ebenso ein Teilverkauf der Lufthansa Technik. Und: Der Direktvertriebsanteil soll bis 2024 auf 75 Prozent erhöht werden.

Die Fluggesellschaften der Lufthansa Group verzeichnen aufgrund der Lockerungen bei den Reisebestimmungen und den Impffortschritten einen deutlichen Anstieg der Buchungen. Im Vergleich zum durchschnittlichen wöchentlichen Buchungseingang im März und April 2021 haben sich die Neubuchungen im Mai und Anfang Juni mehr als verdoppelt, teilt die Gruppe in einer Meldung mit. Besonders hoch im Kurs liegen demnach europäische Destinationen. Die Lufthansa Group geht davon aus, dass die Passagieranzahl im Juni etwa 30%, im Juli etwa 45% und im August bereits rund 55% des Vorkrisenniveaus erreichen wird. Dieser positive Trend unterstützt die Erwartung des Konzerns, im Gesamtjahr 2021 durchschnittlich ca. 40% des Kapazitätsniveaus von 2019 zu erreichen.

Nichtsdestotrotz ergreift die Unternehmensgruppe Massnahmen zur Verschlankung, welche die zukünftige Profitabilität und den Cash-Flow unterstützen sollen. Das Restrukturierungsprogramm des Konzerns hat das Ziel, Bruttoeinsparungen von ca. 3,5 Mrd. Euro (3,8 Mrd. Franken) bis 2024 (im Vergleich zu 2019) zu erzielen, von denen etwa die Hälfte bis Ende 2021 umgesetzt werden soll.

Die Personalkosteneinsparungen sollen ab 2023 ca. 1,8 Mrd. Euro (2 Mrd. Franken) erreichen, wovon etwa die Hälfte durch den Abbau von fast 26'000 Mitarbeitern seit Beginn der Krise bereits erreicht wurde. In Deutschland plant der Konzern, die Personalkosten durch eine Kombination aus angepassten Tarifverträgen, freiwilligen Abgängen und betriebsbedingten Kündigungen zu senken, was in Summe einer Reduzierung der Mitarbeiterzahl um bis zu 10'000 Stellen entspricht.

Operative Verschlankung

Auch auf der operativen Seite kommt es zu Veränderungen. Zu den Massnahmen gehören unter anderem die Schliessung von Sunexpress Deutschland, die Einstellung des Passagierflugbetriebs bei Germanwings sowie die Schliessung zahlreicher Basen und Standorte. Die Reduzierung der Gemein- und sonstigen Kosten umfasst unter anderem eine circa dreissigprozentige Reduzierung der Büroflächen, die Neuverhandlung wichtiger Lieferantenverträge und die Reduzierung externer Beratungs- und Marketingkosten. Die fortschreitende Modernisierung und Harmonisierung der Flotte trägt durch eine verbesserte Treibstoffeffizienz sowie geringere Wartungs- und Schulungskosten ebenfalls zur Senkung der Betriebskosten bei.

Basierend auf der Transformation des operativen Modells, der Anpassung der Kostenbasis des Konzerns an das «New Normal» und dem Ziel, zukünftige Chancen zur weiteren Stärkung der Bilanz zu nutzen, strebt die Lufthansa Group bis 2024 eine Adjusted EBIT-Marge von mindestens 8% an. Um die Chancen für ein profitables Wachstum zu nutzen, will die Gruppe das Angebot an eine erwartete langsamere Erholung im Geschäftsreisesegment im Vergleich zur Nachfrage im Ferien- und VFR-Bereich anpassen. Darüber hinaus soll Eurowings Discover ab diesem Sommer touristische Fernziele ab Frankfurt bedienen (Travelnews berichtete). Weiter soll der Ausbau des Direktvertriebes diesen Anteil der Buchungen weiter in die Höhe treiben, nämlich von über 50 Prozent im 2019 auf über 75 Prozent im 2024.

Im Zuge der Transformation wird der Konzern von einem integrierten Modell zu einem funktionalen Holding-Konzept übergehen. Dies verfolgt das Ziel, Entscheidungen zu beschleunigen, Komplexität zu reduzieren und eine noch effizientere Zusammenarbeit zwischen den Fluggesellschaften des Konzerns zu fördern. Künftig wird sich die Matrixorganisation vor allem auf die Kernfunktionen der Airlines beschränken. Im Hinblick auf das Portfolio prüft der Konzern einen Teilverkauf der Lufthansa Technik. Für AirPlus und die LSG Group strebt die Lufthansa Group vollständige Veräusserungen an, sobald das Marktumfeld die Realisierung des fairen Wertes erlaubt.

Die Lufthansa Group hat ausserdem vier Banken mit der Unterstützung bei der Kalibrierung einer möglichen Kapitalerhöhung beauftragt. Der Nettoerlös würde insbesondere zur Rückzahlung von Stabilisierungsmassnahmen des WSF und zur Wiederherstellung einer nachhaltigen und langfristig effizienten Kapitalstruktur beitragen. Vorstand und Aufsichtsrat haben noch keine Entscheidung über den Umfang und den Zeitpunkt einer möglichen Kapitalerhöhung getroffen. Zudem steht die Genehmigung durch den WSF hierfür noch aus.

(TN)