Flug

«Die Nachfrage für die Ziele im östlichen Balkan ist sofort explodiert»

Der Wegfall diverser Balkanländer ab der BAG-Liste zeigt sogleich Wirkung: Ab sofort fliegt Chair Airlines verstärkt Ziele in Kosovo und Nordmazedonien sowie ab nächster Woche erstmals auch in Montenegro an. Leyla Ibrahimi, via Albex Aviation Mehrheitsaktionärin bei der Schweizer Fluggesellschaft, erklärt gegenüber Travelnews, was alles geplant ist.

Auf der gestern veröffentlichten neuen Risikoländerliste des Bundesamts für Gesundheit fiel auf, dass gleich mehrere Balkanländer per sofort (heute, 6. Mai 2021) nicht mehr auf der Liste sind, bei Rückreise von dort also die Quarantänepflicht entfällt. Damit fällt zahllosen balkanstämmigen Einwohnern der Schweiz ein Stein vom Herzen, sind doch nun Reisen nach Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien oder Bosnien-Herzegowina wieder möglich. Albanien war schon länger von der Liste weg; aktuell verbleiben bloss Kroatien, Serbien und Slowenien noch darauf.

Die Schweizer Fluggesellschaft Chair hat schnell reagiert und bereits kurz nach Erscheinung der Risikoländerliste mitgeteilt, dass das seit langem geplante und leider immer wieder verschobene neue Flugziel Montenegro pünktlich zum langen Auffahrtswochenende aufgenommen wird: Am 13. Mai startet der Erstflug von Zürich nach Podgorica; anschliessend wird die Strecke zwei Mal pro Woche bedient – jeweils donnerstags und sonntags - und ab Juli dann gar drei Mal, zusätzlich noch dienstags.

«Wir freuen uns, kurz entschlossenen Reisenden sowie den in der Schweiz lebenden Montenegrinerinnen und Montenegrinern wieder eine Nonstop-Verbindung nach Podgorica anbieten und ihnen ein langes Wochenende im Land an der Adria ermöglichen zu können», sagt Chair Airlines-CEO Shpend Ibrahimi. Neben dem Einzelplatzverkauf über www.chair.ch werden die Flüge auch über das Portal von Air Prishtina vermarktet. Geflogen wird mit Maschinen des Typs Airbus A319 mit 150 Economy-Class-Sitzplätzen.

Bis Pfingsten herrscht riesiger Nachholbedarf

Doch damit hat es sich nicht. Leyla Ibrahimi, CEO der virtuellen Fluggesellschaft Air Pristina und Eigentümerin der Albex Aviation und somit Mehrheitsaktionärin von Chair (und Ehefrau von CEO Shpend Ibrahimi) erklärt gegenüber Travelnews, dass ab sofort ein regelrechtes Flug-Feuerwerk in Richtung Kosovo, Nordmazedonien und Montenegro losgehe: «Der Nachfragedruck war riesig. Zahllose in der Schweiz wohnhafte Kosovaren, Nordmazedonier und Montenegriner mussten wegen der Quarantänepflicht bei Rückreise ihre Reisen in die Heimat teils lange aufschieben. Als gestern die Meldung kam, dass die Länder nicht mehr auf der Risikoländerliste sind, gingen bei uns gleich die Buchungen durch die Decke. Wir haben noch am Mittwoch einen Flug ab Zürich nach Prishtina aufgelegt, welcher heute Donnerstag startet.»

Hierbei muss gesagt werden, dass trotz der Quarantänepflicht Prishtina (vier Mal pro Woche) und Skopje (zwei Mal pro Woche) durchgehend bedient wurden - wozu Ibrahimi sagt: «Die Menschen aus diesen Ländern müssen eine Verbindungsmöglichkeit in die Schweiz haben. trotz der restriktiven Regelungen, weshalb wir Verbindungen aufrecht erhalten haben.» Und jetzt, wo die «Fesseln los» sind, entlädt sich der Buchungsstau: Ab sofort fliegt Chair ab Zürich zwei bis drei Mal täglich nach Prishtina, täglich nach Skopje, einmal wöchentlich nach Ohrid sowie 4-5 Mal wöchentlich ab Basel nach Prishtina - und wie eingangs erwähnt ab nächster Woche dann auch noch zwei Mal wöchentlich nach Podgorica.

«Diesen intensivierten Flugplan behalten wir bis mindestens Pfingsten aufrecht», erklärt Leyla Ibrahimi, «und wenn der Reise-Nachholbedarf etwas abflaut werden wir leicht reduzieren aber sicher weiterhin 1-2 täglich nach Prishtina und täglich nach Skopje weiterfliegen, und auch weiterhin am Samstag nach Ohrid sowie zwei Mal nach Podgorica.» Vorläufig wird natürlich vor allem Ethnic-Traffic bedient; das wird auch grösstenteils so bleiben, und doch rechnet Ibrahimi auch mit einem gewissen touristischen Anteil, etwa nach Montenegro, zumal ja die frühere Montenegro Airlines (welche Podgorica ab Zürich in den Sommermonaten jeweils vier Mal wöchentlich bediente) nicht mehr am Markt ist.

Nachfrage-Hemmnis Risikoländerliste

Diese situative «Buchungsexplosion» veranschaulicht schön, was die Risikoländerliste des BAG anrichtet. Montenegro war mit Ausnahme von rund zwei  Monaten praktisch permanent auf der Liste, seit dem 23. November 2020 wieder durchgehend; bei den anderen genannten Ländern verhielt es sich ähnlich. Das schränkte die Reisetätigkeit sehr ein, aber eben auch nicht komplett, weil Ethnic-Traffic zumeist keine frivolen Feriengründe zum Reisen hat. Und kaum sind die Restriktionen weg, wird nun der Nachholbedarf sofort gedeckt.

Leyla Ibrahimi geht zwar davon aus, dass die Infektionssituation im östlichen Balkan inzwischen relativ gut im Griff ist, zumal Impfprogramme angelaufen sind und auch ein ansehnlicher Teil der Bevölkerung als «Covid-genesen» gilt. Ganz entspannt ist sie trotzdem nicht: «Die Quarantäneliste schafft überall grosse Unsicherheit und verhindert vernünftige Planung. Man wird doch aber vor dem Hinflug getestet und auch nach dem Rückflug und ich verstehe nicht, weshalb es da noch eine solch restriktive Quarantäneregelung überhaupt braucht. Unverständlich ist auch, dass in der Schweiz die Kontaktquarantäne aufgehoben ist, nicht aber wenn ein potenzieller Kontakt im Ausland erfolgte.» Das Sommergeschäft ist für Chair bzw. Air Prishtina sehr wichtig - ob es zu einem solchen kommt, hängt einerseits von der Entwicklung im Zielland an, aber eben auch von den innerhalb der Schweiz auferlegten Regelungen. Ibrahimi hofft - gemeinsam mit der gesamten Flug- und Reisebranche - dass zumindest Planbarkeit gewährleistet sein wird und nicht auch noch im Sommer das ewige Damoklesschwert der Risikoländerliste den Reisenden zu schaffen macht.

Die A319 von Chair sind in den kommenden Tagen im Dauereinsatz Richtung Kosovo, Nordmazedonien und Montenegro unterwegs. Bild: Simon Heinz

(JCR)