Flug

Weniger Flieger am Himmel und nur spärlich besetzte Sitze: die Swiss verzeichnet ein sehr schlechtes 1. Quartal 2021. Bild: TN

So viel Geld verliert die Swiss im ersten Quartal

Von Januar bis März 2021 verzeichnet die Swiss einen Verlust von 201 Millionen Franken. Das war zu erwarten, sagt der Finanzchef. Ob und wie stark die Swiss-Flotte reduziert wird, entscheidet sich in den nächsten Wochen.

Gespart hat der National Carrier in den letzten Monaten an allen Ecken und Enden. Doch ein happiger Verlust konnte nun im ersten Quartal nicht abgewendet werden. Die Flugindustrie und viele Flieger liegen weiterhin am Boden. Nach einem Verlust von 84,1 Millionen Franken im Vorjahr, schliesst die Swiss nun das erste Viertel dieses Jahres mit einem Minus von 201 Millionen Franken ab.

Trotz des grossen Verlustes sei die Liquidität des Unternehmens weiter gesichert, meldet die Swiss. Aufgrund des mittelfristigen strukturellen Rückgangs der Nachfrage sei die Swiss aber gezwungen, eine signifikante Redimensionierung zur Wahrung der Investitions- und Wettbewerbsfähigkeit zu prüfen. Für eine Wiederbelebung der Reisetätigkeit fordert die Airline stabile, einheitliche und mobilitätsfördernde Rahmenbedingungen. Aufgrund einer anhaltend schwierigen Marktsituation unter anderem infolge neuer Virus-Varianten sowie nur langsamer Fortschritte bei den Impfungen sei eine Erholung im ersten Quartal dieses Jahres ausgeblieben.

Swiss-Finanzchef Markus Binkert sagt: «In Anbetracht der äusserst schwierigen Marktsituation seit Jahresbeginn entspricht das Ergebnis den Erwartungen. Auch in diesem Jahr wird durch die stark verzögerte Erholung ein hoher Verlust resultieren.»

Sitzladefaktor: 27,5 Prozent


Deutlich spiegeln sich die anhaltenden Reisebeschränkungen in den Passagierzahlen wider. Im ersten Quartal 2021 beförderte die Swiss insgesamt rund 290'000 Passagiere, 90,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Total führte die Airline 4429 Flüge durch, was einem Rückgang um 83,8 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode entspricht. Der Sitzladefaktor betrug durchschnittlich 27,5 Prozent und lag damit um 45,9 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Auf Europastrecken lag er weiterhin deutlich über dem Wert der Langstrecke.

Wie die Airline versichert, habe sie weiterhin ein striktes Cash- und Kostenmanagement betrieben. So wurden unter anderem nicht betriebsnotwendige Projekte gestoppt, Investitionen verschoben und die Einflottung von neuen Flugzeugen verzögert. Des Weiteren wurde die Zahl der Mitarbeitenden der oberen Führungsebenen um 20 Prozent reduziert und durchgängig eine hohe Kurzarbeitsquote sichergestellt. Zudem werden bis Ende 2021 über freiwillige Massnahmen und Fluktuation rund 1000 Stellen abgebaut sein.

Markus Binkert sagt dazu: «Für das Instrument der Kurzarbeit sind wir sehr dankbar. Es stellt eine grosse finanzielle Entlastung dar und hilft, die erforderliche Flexibilität im Flugbetrieb abzubilden. Bekanntermassen handelt es sich dabei jedoch um eine temporäre Überbrückungsmassnahme, die nicht mehr ausreicht, wenn man sich als Unternehmen infolge struktureller Veränderungen im Markt neu aufstellen muss.» Dank all dieser frühzeitig eingeleiteten Massnahmen habe Swiss bisher erst deutlich weniger als die Hälfte des zu 85 Prozent vom Bund abgesicherten Bankenkredits in Höhe von CHF 1,5 Milliarden gezogen. «Damit ist die Liquidität von SWISS weiterhin gesichert», sagt Binkert.

Die Swiss geht nun davon aus, dass sdie Nachfrage mittelfristig unter dem Vorpandemie-Niveau bleiben wird. Der Geschäftsreiseverkehrs werde sich um voraussichtlich um mindestens 20 Prozent reduzieren. Davon ist Swiss mit ihrem Geschäftsmodell in besonderem Masse betroffen. Dieter Vranckx, CEO von Swiss, erklärt: «Angesichts der bisher ausgebliebenen Erholung und des sich immer weiter verzögernden Aufschwungs ist auch die grösste Kostendisziplin nicht mehr ausreichend, um die künftige Wettbewerbsfähigkeit von Swiss sicherzustellen. Wir sind gezwungen, eine signifikante Redimensionierung des Unternehmens zu prüfen.» Eine allfällige Verkleinerung der Flotte würde sich auch auf das Streckennetz, die Kosten- und Organisationsstruktur auswirken. Die eingeleitete Analyse betreffend die zukünftige Grösse von Swiss ist noch nicht abgeschlossen. Weitere Details werden in den nächsten Wochen bekannt gegeben.

Lufthansa kappt Kapazitätspläne


Rote Zahlen auch beim Lufthansa-Konzern: Bei einem Umsatz von 2,56 Milliarden Euro (minus 60 Prozent) blieb unter dem Strich ein Verlust von 1,05 Milliarden Euro. Die Verschuldung lag zuletzt bei 10,9 Milliarden Euro, die verfügbaren Mittel waren fast genauso hoch. Von den neun Milliarden Euro Staatshilfe sind darin 5,4 Milliarden Euro noch nicht abgerufener Mittel enthalten.

Allerdings zieht sich die Erholung des Flugverkehrs in der Krise weiter hin. Konzernchef Carsten Spohr rechnet zwar weiterhin mit einer scharf ansteigenden Nachfrage ab dem Sommer. Dennoch traut sich Lufthansa für das Gesamtjahr nur noch eine Verkehrsleistung von 40 Prozent zu. Die Prognose von bis zu 50 Prozent wurde gekappt. Die Lufthansa-Gruppe hatte im ersten Quartal nur ein Fünftel der Kapazität des Vorkrisenniveaus im Angebot.

(TN)