Flug

Eine Boeing B737 Max 10: Für den US-Flugzeugbauer entpuppt sich der einstige Verkaufsschlager immer mehr als Schuss in den Ofen. Bild: Boeing

Die B737 Max bleibt ein Problemflugzeug

Rückschlag nach dem Comeback: Boeing hat diverse Fluggesellschaften angewiesen, die Boeing 737 Max vorerst nicht mehr einzusetzen. Grund dafür sind - erneut - Probleme in der Elektronik.

Im Januar kehrten die Boeing B737Max, einstige Verkaufsschlager des US-Flugzeugbauers, auch an den europäischen Lufthimmel zurück. Bereits Ende 2020 waren sie zurück am US-Himmel. Nach den vielen Problemen mit dem Flugzeug, welche dessen fast zweijähriges Grounding verursachten, wähnte man sich bei Boeing wieder im Vorwärtsgang. Das belegten auch die Bestellungszahlen: Allein im März konnte Boeing 185 neue Bestellungen für die B737Max entgegennehmen, 100 davon allein von Southwest Airlines. Und im selben Monat wurden auch 19 B737Max ausgeliefert. Allgemein war der März 2021 der beste Monat für Boeing seit Ende 2019 bzw. dem Beginn der Coronakrise.

Doch nun brauen sich dunkle Wolken über Boeing zusammen. Und wieder geht es dabei um die B737 Max. Und wieder hat es mit Fehlern in der Elektronik zu tun. Bereits am 9. April kündigte Boeing ein Problem an, und wies 16 Airline-Kunden, welche Betreiber dieses Flugzeugtyps sind, darauf an, das Flugzeug vorläufig nicht zu benutzen. Inzwischen stellte sich heraus, dass die Probleme gravierender sind als ursprünglich angenommen. Ging man zunächst von einem Fehler an einem Notstromaggregat aus, welches bei einem Ausfall weitere Systeme in Mitleidenschaft hätte ziehen können, zeigt sich nun, dass die Mängel noch weitere Komponenten des Cockpits betreffen.

Noch ist nicht klar, wann das Problem behoben sein wird. Nicht alle B737 Max sind betroffen - es scheint, als seien vor allem neuere Typen des Flugzeugs betroffen, also solche, welche auch erst nach dem Grounding hergestellt und ausgeliefert wurden. Insgesamt seien 460 Maschinen betroffen, wobei ein Grossteil davon noch gar nicht ausgeliefert sind. Die betroffenen Airlines müssen ausharren. Und wie lange eine Überarbeitung inklusive Rezertifizierungsprozess gehen kann, weiss man inzwischen aus der Zeit des Groundings. Die B737 Max waren insgesamt 20 Monate gegroundet - was bei Boeing Kosten von 20 Milliarden Dollar verursachte. Ob Boeing alle produzierten, aber noch nicht ausgelieferten Jets planmässig wird ausliefern können, steht auf der Kippe, da einige Airlines schon vor Bekanntwerden der Probleme die Bestellungen absagten und angesichts der neuen Probleme weitere Stornierungen eintreffen könnten.

Angesichts dessen hat die Öffentlichkeit bislang gelassen reagiert. Die Boeing-Aktie hat keinen nennenswerten Schaden erlitten und die Airlines haben bislang keinen grossen (medialen) Druck losgetreten. Mag sein, dass dies dem Umstand geschuldet ist, dass die Luftfahrt derzeit immer noch Corona-bedingt geschwächt ist und folglich der Druck auf schnelle Auslieferung möglichst vieler Flugzeuge gering. Mit Ruhm bekleckert hat sich Boeing allerdings abermals nicht.

(JCR)