Flug

In Mallorca kommt wieder Bewegung in die Tourismusindustrie. Bild: Thomas Marchand

Ein Spanien-Boom könnte das Ostergeschäft retten

Jean-Claude Raemy / Nadia Imbaumgarten

Die Reisebranche setzt grosse Hoffnungen auf das Ostergeschäft. Easyjet, Condor und Lufthansa erhöhen die Flugfrequenzen nach Spanien, derweil Checkport ein Oster-Special anbietet, bei welchem Reisende stark vergünstige PCR-Tests im Testcenter am Flughafen Zürich machen können. Doch gibt es tatsächlich einen Run? Wir haben bei den Grossveranstaltern nachgefragt.

Auf der neusten Risikoländerliste des BAG's, welche ab dem 22. März 2021 gültig sein wird, sind Spanien und Portugal nicht mehr zu finden. Dies passend zu den baldigen Oster- und Frühlingsferien vieler Schweizer. Dass diese beiden beliebten Ferienziele bald nicht mehr als Risikoländer gelten, sollte auch die Reisebranche zu spüren bekommen. Wie sieht es bei den Grossveranstaltern aus?

«Grundsätzlich ist es so dass sich das Buchungsverhalten relativ gering verhält, dabei merkt man schon bei wenigen Buchungen einen Unterschied», holt Milica Vujcic, Sprecherin von TUI Suisse, aus, «seit Spanien nicht mehr auf der BAG-Quarantäneliste steht haben wir zwar eine grössere Nachfrage, wobei aber der grosse Buchungsansturm leider noch nicht sichtbar ist Der Trend ist aber da. Besonders gut laufen dabei Mallorca und nun auch die Kanarischen Inseln.» Aufs gesamte Ostergeschäft angesprochen, meldet Vujcic, dass TUI Suisse zwei Wochen vor dem beliebten Osterwochenende die Buchungseingänge analysiert habe: «Der Wunsch nach Ferien ist in der aktuellen Situation grösser denn je, das zeigen auch interne Marktumfragen von TUI Suisse. In den vorherigen Jahren dominierten Städtereisen nach London, Paris oder Venedig das Osterwochenende. Nicht so im April 2021: In diesem Jahr seien bei den Schweizerinnen und Schweizern vor allem Badeferien in Destinationen wie den Ägypten (v.a. Hurghada), der Dominikanischen Republik (v.a. Punta Cana) und Mexiko gefragt, zudem zeige sich ein Trend für die Malediven und Mallorca.

Bei Hotelplan Suisse erklärt Sprecherin Tanja Pöll: «Seit Bekanntgabe des BAG-Entscheides sind – Stand heute – die Buchungen für Ferien in diesen Ländern noch nicht massiv angestiegen. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Buchungen für Ferien in Spanien und Portugal in den nächsten Wochen anziehen werden. Dies nicht zuletzt auch, weil wir unseren Kunden sehr attraktive Angebote für Ferien in Spanien oder Portugal anbieten können. In den letzten Tagen verzeichneten wir eine Nachfrage für Ferien auf Mallorca und auf den Kanarischen Inseln.» Was das Osterferiengeschäft insgesamt angehe, stehe Hotelplan Suisse im Vergleich zu Osterferien aus der Vor-Corona-Zeit noch auf einem tiefen Niveau. Dazu Pöll: «Ferien werden aktuell sehr kurzfristig gebucht. Dazu raten wir zurzeit auch unseren Kunden. Denn mit einer kurzfristigen Buchung haben die Kunden mehr Klarheit, ob bei Rückreise in die Schweiz allenfalls eine zehntägige Quarantäne angetreten werden muss, wegen der Risikoländerliste des BAG, oder ob die Wunschdestination überhaupt zu bereisen ist, aufgrund wechselnder Einreisesperren oder fehlender Flugverbindungen.»

Für DER Touristik Suisse schliesslich erklärt Mediensprecher Markus Flick: «Kuoni und Helvetic Tours bestätigen, dass die erleichterten Reisebedingungen für Spanien in Kombination mit Lockerungen vor Ort zu einem Nachfrageplus führen. Der Wunsch, die Schweiz über Ostern zu verlassen, ist spürbar gross, aber die Auswahl möglicher Ziele eingeschränkt. Mit den Malediven und Dubai stehen für gewöhnlich typische Frühjahres-Destinationen auf der Quarantäneliste. Die Balearen und Kanaren stehen im Fokus der Reisewünsche jener Kundinnen und Kunden, welche die Neuentwicklung für eine Reise an Ostern nutzen möchten. In den kommenden Tagen werden wir unseren B2B- und B2C-Kunden eine Auswahl an besonders geeigneten Reiseprogrammen präsentieren.» Insgesamt sei das Buchungsaufkommen für die Ostertage aber geprägt von der Pandemie und den hoch gesteckten Reisehürden. «Diese müssen nun im Einklang mit Lockerungen für andere Branchen schrittweise abgebaut werden, um der Branche und Fernwehgeplagten eine bessere Planungssicherheit für die Sommermonate zu ermöglichen», fordert Flick.

Günstigere PCR-Tests als Reise-Treiber?

Zusammengefasst heisst dies also, dass das Ostergeschäft zwar weiterhin auf recht bescheidenem Niveau ist, aber immerhin die Öffnung von Spanien und auch Portugal noch etwas Geschäft retten kann. Es gibt aber noch weitere Ansätze, das Reisegeschäft anzukurbeln.

Checkport Schweiz und Ender Diagnostics betreiben bekanntlich seit Anfang Januar 2021 das erste Corona-Testcenter im Terminal 2 am Flughafen Zürich. Mit über 15'000 PCR- und Antigen-Tests seit Januar hat das Testcenter einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Flugverkehrs am Flughafen Zürich geleistet. Um den bevorstehenden Osterreiseverkehr für alle Reisenden sicherer und attraktiver zu gestalten, bietet das Testcenter die für die meisten Destinationen notwendigen PCR-Tests nun als «Oster-Special» zu 149 Franken statt 195 Franken an. Antigentests kosten weiterhin 80 Franken und das Resultat liegt innerhalb von 20 Minuten vor. Das Angebot gilt vom heutigen 15. März bis zum 18. April 2021.

Fluggesellschaften erhöhen Flugfrequenzen

Die Preisinitiativen der Reiseveranstalter und die vergünstigten PCR-Tests könnten also doch noch für einen kurzfristigen Buchungsschub für Spanien und auch Portugal sorgen. Doch dafür muss es ja auch die notwendigen Flugkapazitäten geben. Nun, die Airlines haben bereits vorgesorgt. Nachfolgend ein kleiner Überblick dazu, wer nun Spanien und Portugal in den kommenden Wochen besonders pusht:

Condor

Nachdem Spanien von der BAG-Liste der Risikoländer gestrichen wurde, sei die Nachfrage nach kurzfristigen Osterferien deutlich angestiegen, teilt Condor mit. Der Ferienflieger geht deshalb schon früher als geplant in Zürich an den Start: Ab 27. März hebt Condor pünktlich zu Ostern nach Mallorca, Gran Canaria und Teneriffa ab. Alle Flüge sind als Teil einer Pauschalreise und/oder als Nur-Flug-Ticket bei allen Schweizer Reiseveranstaltern, im Reisebüro oder auf der Internetseite von Condor buchbar.

Condor-Verbindungen zu Ostern nach Spanien ab Zürich:

  • Ab 27. März: Palma de Mallorca
  • Ab 28. März: Las Palmas auf Gran Canaria
  • Ab 27. März: Teneriffa

Derzeit gelten für alle Neubuchungen besonders flexible Umbuchungsbedingungen.

Für den ausgewählten Flug können Kunden zwischen verschiedenen Tarifen wählen: Economy Class, Light-Produkt für Gäste die ohne eingechecktes Gepäck reisen wollen, sowie eine Business Class mit freiem Mittelsitz, besonderem Menu und einer grossen Getränkeauswahl, zusätzlichem Freigepäck, kostenlosem Sportgepäck sowie Priority Service am Flughafen einschliesslich Lounge-Zugang vor dem Abflug buchbar.

Easyjet

Auch Easyjet kann dank der Streichung von Portugal und Spanien auf der Risikoländerliste einen Buchungsanstieg verzeichnen. Die Buchungen stiegen bei Easyjet in der letzten Woche für die Strecken nach Portugal sogar um über 170 Prozent und bei Strecken nach Spanien um über 150 Prozent. EasyJet fliegt sieben Strecken zwischen der Schweiz und Portugal: drei ab Basel, drei ab Genf und eine ab Zürich, sowie 23 Strecken zwischen der Schweiz und Spanien: 12 ab Basel und 11 ab Genf. Die Strecken nach Portugal ab der Schweiz sind:

  • Basel: Faro, Lissabon und Porto
  • Genf: Faro, Lissabon und Porto
  • Zürich: Porto

Die EasyJet Strecken nach Spanien ab der Schweiz sind:

  • Basel: Alicante, Barcelona, Gran Canaria, Fuerteventura, Ibiza, Lanzarote, Madrid, Malaga, Palma de Mallorca, Santiago de Compostela, Teneriffa und Valencia
  • Genf: Alicante, Barcelona, Bilbao, Ibiza, Madrid, Malaga, Menorca, Palma de Mallorca, Santiago de Compostela, Sevilla und Teneriffa

Mit der «Flex-Garantie» von Easyjet können Kunden jetzt mit Zuversicht buchen. Denn sollten sich die Reisepläne ändern, können sie auch ihre Buchung ändern. Dazu gehört eine Rückerstattungsgarantie für Flüge, wenn diese storniert werden. Hinzu kommt, dass Kunden mit der «Travel Ban Protection» auch eine Rückerstattung für nicht stornierte Flüge erhalten, wenn ihr Flug in die Zeit eines Lockdowns oder eines Einreiseverbots fällt; generell können Flüge 14 Tage vor Abflug kostenfrei umgebucht werden und sollte für ein Reiseziel im letzten Augenblick Quarantänebeschränkungen ausgesprochen werden ist eine Umbuchung gleichfalls ohne Gebühren unter bestimmten Voraussetzungen möglich.

Alle Flüge und weitere Informationen finden Sie hier.

Lufthansa und Eurowings

Auch ab deutschen Flughäfen werden die Flugverbindungen ausgeweitet. Lufthansa beispielsweise teilt mit, dass die Flüge auf die Kanarischen Inseln ab München verdoppelt werden. In den vergangenen zwei Wochen seien bis zu 80 Prozent mehr Buchungen für Mallorca, 20 Prozent mehr Buchungen für die Kanarischen Inseln sowie 50 Prozent mehr für Mexiko eingegangen. Die Aufhebung der Reisebeschränkungen für Mallorca durch die Bundesregierung werde diesen Trend weiter verstärken.

Zusätzlich baut die Lufthansa-Tochter Eurowings ihre Frequenzen nach Mallorca aktuell sukzessive aus: Die Airline plant bis zu 325 wöchentliche Flugverbindungen von 24 Flughäfen in Deutschland und Grossbritannien nach Palma de Mallorca.

Dass die Briten infolge ihrer erfolgreichen Impfpolitik bereits wieder massiv Ferien auf Mallorca buchen, hat Travelnews bereits thematisiert. Die Reiseindustrie als Ganzes freut natürlich die grosse Nachfrage, und insbesondere die mallorquinischen Anbieter. Bleibt zu hoffen, dass angesichts weniger Alternativen Mallorca nicht plötzlich wieder mit dem Overtourism-Problem zu kämpfen hat...