Flug

Edelweiss trägt, wie die Swiss auch, die Schweiz in die weite Welt hinaus - hier steht ein Airbus A340 gerade am Flughafen von San José (Costa Rica). Bild: JCR

Viele Sommer-Herausforderungen für Edelweiss

Jean-Claude Raemy

Die beliebte Schweizer Ferienfluggesellschaft kämpft beim bald beginnenden Sommerflugplan an mehreren Fronten. Da gibt es die Planungsunsicherheit wegen behördlicher Massnahmen, aber auch Kostendruck und die neue Konkurrenz von Condor.

Mit der Flugplanung ist es aktuell so eine Sache. Die globale Lage in Bezug auf (Ein-)Reisebestimmungen ist extrem volatil, die Nachfrageentwicklung deshalb höchst ungewiss, was Airlines vor grosse Probleme stellt. So auch die Schweizer Ferienfluggesellschaft Edelweiss, welche dank ihrer Direktverbindungen in einige wenige mehr oder weniger problemlos «bereisbaren» Länder wie Mexiko, Costa Rica oder die Dominikanische Republik im vergangenen Winter immerhin ein paar «Achtungserfolge» in Form von ausgebuchten Flugzeugen verzeichnen konnte. Was allerdings das Planungsproblem nicht löst.

«Die aktuelle Lage ist herausfordernd und wir beobachten die Situation laufend», erklärt Mediensprecher Andreas Marti auf Anfrage von Travelnews, «wenn sich Restriktionen und Vorgaben von Behörden ändern, müssen wir unser Flugprogramm entsprechend anpassen. Wir sind in konstantem Austausch mit den Behörden und mit unseren Partnern in der Reisebranche, um das Angebot an Flügen möglichst optimal zu gestalten.» Den Kunden werden weiterhin kostenlose Umbuchungsmöglichkeiten angeboten. Das ist ein wichtiges Angebot in Zeiten, in denen der Flugplan unvorhersehbar und schnell ändern kann und dementsprechend das Ärger-Potenzial sowohl bei Trade-Partnern als auch bei Endkunden hoch ist. Das Vertrauen in die Durchführung eines Flugplans so wie ausgeschrieben ist tief, natürlich nicht nur gegenüber Edelweiss, sondern generell.

Was heisst das nun für den Sommerflugplan? Schaut man sich in den Systemen um, fällt auf, dass doch recht «grosszügig» geplant wird. Laut Marti haben Pristina, Palma de Mallorca und Heraklion am meisten Kapazitäten; «das Angebot für 2021 liegt aber insgesamt unter jenem von 2019». Nach aktuellem Planungsstand entfallen insgesamt auf Spanien 17% und auf Griechenland 16% der Sitzplatzkapazität, wobei beide Länder mit elf Routen bedient werden. Total werden 32 Länder angeflogen. Nebst den «üblichen Verdächtigen» im Mittelmeerraum gibt es auch wieder spezielle Routen wie etwa Varna in Bulgarien (mit lediglich 8 Rotationen im Juli und August) oder Tromsø in Norwegen. Bei allen Destinationen stehen Plätze im Einzelplatzverkauf in den üblichen Systemen zur Verfügung. Bei Tromsø bestehen zudem Touroperator-Kontingente.

Auffällig: Das Nordamerika-Flugprogramm sieht aus wie eh und je, also mit Las Vegas, Tampa, Denver, Orlando, San Diego, Vancouver und Calgary. Dazu Marti: «Wenn es möglich sein wird zu fliegen/reisen, wird eine Nachfrage vorhanden sein, allenfalls unter dem Wert von 2019. Aber auch bei diesen Destinationen gelten unsere Aussagen, sprich, wir beobachten die Situation und Restriktionen in den USA genau. Die USA sind derzeit unter den führenden Nationen bei den aktuellen Impfquoten. Möglicherweise kann dies im kommenden Reisesommer durchaus relevant werden. Wir passen unser Angebot auch in die USA den laufenden Entwicklungen an.» Während Nordamerika anteilsmässig die meiste Langstreckenkapazität bindet, ist es, auf eine Route bezogen, Punta Cana - da dieses Ziel mit einigermassen Sicherheit bereist werden kann.

Testen statt Quarantäne

Trotzdem ist die weitgehend fehlende Reisesicherheit weiterhin ein Buchungs-Hemmschuh. Bei einigen Routen wurde deswegen bereits eingegriffen. Beispielsweise sollte es nach ursprünglichem Plan schon bald (im April) losgehen mit Flügen nach Muskat oder auch zur neuen Destination Montego Bay in Jamaika. Daraus wird vorerst nichts, wie Marti erklärt: «Die Vorausbuchungen sind noch auf tiefem Niveau, wie für alle Destinationen mit erhöhten Einreiserestriktionen. Muskat haben wir aus dem Angebot für den Sommer gestrichen. Voraussichtlich wird dieses Ziel im Herbst wieder angeflogen. Den Start von Montego Bay haben wir um einen Monat verschoben, auf Anfang Mai.»

Wie sieht denn die allgemeine Erwartung für das Sommergeschäft aus? «Wir gehen davon aus, dass der Nachholbedarf zu reisen stetig zunimmt, je länger reisen noch nicht möglich ist», holt Marti aus, «bei Destinationen, wo reisen möglich sein wird, können wir uns ein Volumen, vergleichbar mit denen eines normalen Sommers, durchaus vorstellen. Das Reisen wird sich auf die Destinationen konzentrieren, in die man reisen kann.»

Das stellt also Edelweiss abermals vor die delikate Aufgabe, Ziele zu bewerben, die potenziell urplötzlich nicht mehr zu bereisen wären. Hierbei haben sich Exponenten der Airline in sozialen wie auch in regulären Medien wiederholt gegen die via Risikoländerliste des Bundesamts für Gesundheit (BAG) verordnete Quarantänepflicht ausgesprochen, wie auch gegen die «Triage» von Passagieren mit oder ohne gültigem PCR-Test im Ausland, vor der Rückreise per Flugzeug. Gefordert werden klare Voraussetzungen bzw. Verordnungen für den Transport von Schweizern ins Ausland und in die Schweiz zurück - idealerweise ohne, dass der Airline die Kontrollpflicht von Seiten des Staates übertragen wird. Nur so ist an Planungssicherheit und damit mit einer Rückkehr in einen geordneten Flugbetrieb zu rechnen.

Zwei Flugzeuge auf der Kippe

Die behördlich verschuldete Volatilität ist aber nicht das einzige, was die Planung über Bord werfen kann. Inzwischen ziehen die Konsequenzen der Krise immer grössere Kreise. Die Schwestergesellschaft Swiss musste gestern einen Rekordverlust melden und stellte dabei auch eine Reduktion der Flotte (und damit von Arbeitsplätzen) in Aussicht. Das betrifft auch die Edelweiss.

Wie Swiss-Chef Dieter Vranckx gegenüber den Kollegen von «CH Media» bestätigte, gibt es konkrete Szenarien dazu, zwei Airbus-330-Langstreckenflugzeuge der Edelweiss nach Deutschland zu verlagern. Dort würden sie zur neuen Ferienfluggesellschaft «Eurowings Discover» stossen, über die wir auch schon am Rande berichtet haben. Nach Deutschland abgegeben werde dabei nur «das Metall», nicht aber das Personal.

Die Geschehnisse in Deutschland eröffnen für Edelweiss innerhalb des Lufthansa-Verbunds übrigens auch Chancen. Zur Erinnerung: In diesem Sommer erhält Edelweiss - zusätzlich zu all den Problemen hinsichtlich Einreisebestimmungen - neu Konkurrenz durch Condor, welche in Zürich Flugzeuge stationiert und Badeferienziele anzusteuern plant. Der Lufthansa-Konzern hat bereits reagiert und strich der Condor die Zubringerflugs-Agreements - das langjährige Vertriebsabkommen wurde per kommendem Mai gekündigt (Interlining soll weiterhin möglich sein, aber da bestimmt die Zubringer-Airline die Kapazitäten, womit Condor Planungsspielraum entzogen wird). Das stellt Condor vor Probleme, während Lufthansa ihrerseits mit Eurowings Discover eine neue deutsche Ferienfluggesellschaft auf die Beine stellt, welche zumindest teilweise dieselben Ziele wie Condor ansteuert. Darüber hinaus wird dem Vernehmen nach parallel dazu das Edelweiss-Produkt im deutschen Raum besser zu vermarkten versucht. Natürlich haben bisher schon zahlreiche Personen aus dem süddeutschen Raum die Edelweiss-Flüge ab Zürich genutzt. Die Rede ist nun aber von weiter entfernt wohnenden Deutschen, welche mittels Zubringerflügen von Swiss und/oder Lufthansa via Zürich in die weite Welt fliegen könnten. Eine offizielle Bestätigung von Seiten der Airline gibt es hierzu nicht. Aber Sinn würde das Ganze schon machen, wenn sich reguläre Linienfluggesellschaften und Ferienfluggesellschaften auch länderübergreifend, aber innerhalb desselben Konzerns sinnvoll ergänzen.