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Flybair geht im 2021 aufgrund der Herausforderungen und Unsicherheit aufgrund der Pandemie in die Ganzjahrespause. Bild: zVg

Nach 32 Rotationen in die Ganzjahrespause

Flybair verzeichnete im ersten Geschäftsjahr 2019/2020 Corona-bedingt einen Verlust von knapp 760'000 Franken. Als wäre das nicht genug, steuert die Airline zudem auf einen Rechtsstreit mit Partnerin Helvetic Airways und Reiseveranstaltern hin. Aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten werden 2021 alle Flüge ausgesetzt.

In diesem Jahr wird es keine Flüge mit der virtuellen Airline Flybair aus Bern geben. Das teilt die Fluggesellschaft zeitgleich mit der Publikation des Geschäftsberichtes für das erste Jahr 20219/2020 mit. Dieses war geprägt von der Pandemie und bringt der Fluggesellschaft einen Verlust von knapp 760'000 Franken ein. «Anfangs Jahr rechneten wir noch mit gegen 150 Rotationen für Mai bis Oktober 2020 und der damalige Stand der Frühbuchungen war sehr verheissungsvoll. Dann entwickelte sich ein Pandemie-Drama, das den internationalen Reisemarkt auf ein Minimum einbrechen liess», sagt Urs Sieber, Verwaltungsratspräsident der Flybair AG.

Immerhin konnten 32 Rotationen ab Bern und Sion durchgeführt werden und die griechischen Destinationen Heraklion, Kos und Rhodos mit der Schweizer Bundesstadt verbinden. Die geplanten Flüge ab Sion und Bern nach Mallorca mussten aufgrund der BAG-Quarantäneliste eingestellt werden. Die annullierten Flüge sorgen nun offenbar für Knatsch zwischen Flybair und zum einen ihrem Operator Helvetic Airways, als zum anderen auch mit den Reiseveranstaltern, wie aus dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist: «Unser Operator beharrt auf diesen Forderungen und hat entsprechend die Betreibung eingeleitet. Da wir Rechtsvorschlag erhoben haben, wird diese Angelegenheit wahrscheinlich in einem Rechtsstreit enden. Die gesamte Forderung unseres Operators ist vorsichtshalber vollumfänglich in den ausgewiesenen Aufwendungen berücksichtigt. Aufgrund dieser uns in Rechnung gestellten Annullierungsgebühren, haben wir das Gespräch mit den Reiseveranstaltern gesucht. Obwohl wir nach wie vor die Meinung vertreten, dass keine Stornierungsgebühren an den Operator zu bezahlen sind, sahen wir uns gezwungen, entsprechende Rechnungen an die fünf Reiseveranstalter auszustellen.» Einige Partner seien nun der Meinung, dass die von Flybair an sie fakturierten Gebühren nicht rechtens seien und sie somit diese Rechnungen nicht begleichen müssten.

Weil sich die Lage auch in absehbarer Zeit noch nicht zu verbessern scheint, haben der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung gemeinsam entschieden, einen «Freeze-Prozess» einzuleiten und alle aktuell geplanten Flugverbindungen während der diesjährigen Sommersaison zu annullieren. Das Ziel des Verwaltungsrates ist es, Flybair im 2022 in einen geregelten Flugbetrieb zu überführen. Die bereits getätigten Buchungen für 2021 werden in den kommenden Tagen rückerstattet.

Wechsel im Verwaltungsrat

Innerhalb des Verwaltungsrates kommt es zu einem Wechsel. Urs Sieber übernahm im November 2019 das Verwaltungsratspräsidium von Flybair. An der ordentlichen Generalversammlung vom 25. März 2021 tritt Urs Sieber aus gesundheitlichen Gründen als Verwaltungsrat zurück. Als Nachfolgerin des Verwaltungsratspräsidenten beantragt der Verwaltungsrat die Wahl von Andrea Wucher in den Verwaltungsrat. Andrea Wucher verfügt über eine breite Erfahrung in der Luftfahrt und hat langjährige Erfahrung in der Führung von KMUs. Sie ist zudem im Verwaltungsrat der Hauptaktionärin von Flybair, der Flughafen Bern AG, und der touristischen Promotionsagentur Made in Bern AG sowie in der Hauptstadtregion und international bestens vernetzt.

Es dürfte ein harter Schlag für das junge Start-Up sein, dass im zweiten Jahr keine Flüge stattfinden werden. Immerhin ist dies ja die Haupttätigkeit des Unternehmens. «Dies ist ein Gebot der Vernunft, wir wollen damit, die uns im Crowdfunding zur Verfügung gestellten Mittel schonen, um im 2022 bereit zu sein, erneut abzuheben. Sollten wir – gemeinsam mit den Reiseveranstaltern – Anzeichen für eine Markterholung sehen, können wir schnell reagieren», sagt Andrea Wucher, die designierte Verwaltungsratspräsidentin von Flybair. Optimistisch, dass sich die Nachfrage nach Flugreisen ab Bern erholen wird, zeigte sich kürzlich auch Urs Ryf, CEO des Flughafens Bern, im Travelnews-Interview.

(TN)