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«Wir rechnen nicht mit einer schnellen Erholung», sagte Swiss-CEO Dieter Vranckx an der heutigen Medienkonferenz. Bild: TN

Swiss-CEO Dieter Vranckx prüft Flottenverkleinerung

Die Swiss verzeichnet im Jahr 2020 pandemiebedingt einen Rekordverlust von 654 Millionen Franken. Die Auswirkungen auf Flotte und Personal dürften in den nächsten Monaten deutlich ausfallen.

Gegenüber dem Vorjahr brach der Umsatz der Swiss im Jahr 2020 um 65,2 Prozent ein und lag noch bei 1,85 Milliarden Franken; der operative Verlust betrug 654 Millionen Franken - 2019 war es noch ein Gewinn von 578 Millionen Franken. Die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden weltweiten Einreisebeschränkungen haben zu einem beispiellosen Einbruch der Nachfrage und zu diesem massiven Umsatzrückgang geführt.

Aufgrund der sich seit Jahresbeginn immer deutlicher abzeichnenden strukturellen Veränderung der Airlinebranche prüft die Swiss nun weitere Massnahmen, um zukunftsfähig zu sein.

Im Rahmen einer digitalen Medienkonferenz hat der neue Swiss-CEO Dieter Vranckx heute Einblick gegeben, wie sich die nächsten Monate gestalten könnten.

«Wir rechnen nicht mit einer schnellen Erholung», sagte Vranckx, der anfangs Jahr von Thomas Klühr den Chefposten übernommen hat. Die Lage habe sich 2021 nochmals verschärft. Er nennt komplexe Reiserestriktionen und eine verzögerte Markterholung: «2021 werden wir kaum über 50 Prozent der Vorkrisen-Kapazität kommen. Die Nachfrage wird auch künftig kaum noch dynamisch wachsen, das Reiseverhalten wird sich ändern, insbesondere beruflich. Und die Nachhaltigkeit wird eine grössere Rolle spielen.»

«Wir müssen uns mit einer grundlegenden Umstrukturierung und Redimensionierung befassen.»

Die Coronakrise werde die Nachfrage senken, unterstrich Dieter Vranckx mehrmals und nannte eine Schätzung von 80 bis 85 Prozent des Vorkrisen-Flugniveaus im Jahr 2023 und 90 Prozent im Jahr 2024. Dann sagte er: «Wir müssen uns mit einer grundlegenden Umstrukturierung und Redimensionierung befassen. Eine allfällige Verkleinerung der Flotte würde sich auch auf das Streckennetz, die Kosten und die Organisationsstrukur auswirken. Eine Entscheidung dazu ist aber noch nicht gefallen». Derzeit umfasst die Swiss-Flotte 84 Flugzeuge. Nach den Aussagen von Vranckx tönt es nicht danach, dass diese Zahl in Zukunft noch so hoch ausfallen wird.

Eine grosse Bedeutung misst der neue Swiss-Chef dem Umweltbereich bei – etwa beim nachhaltigen Treibstoff oder der Zusammenarbeit mit den SBB. Ebenso wichtig ist ihm der Kundenfokus. Vertrauen ins Reisen zurückgewinnen sei sehr wichtig. Vranckx fordert stabile Rahmenbedingungen, um die Planbarkeit für Kunden zu erhöhen. Neben Impfungen sei eine umfassende Teststrategie von Bedeutung.

«Die Swiss hat kein Liquiditätsproblem.»

Bereits unmittelbar nach Ausbruch der Pandemie hat die Swiss zahlreiche Liquiditäts- und Kostensenkungsmassnahmen eingeleitet, Kurzarbeit im gesamten Unternehmen eingeführt sowie nicht betriebsnotwendige Projekte und Investitionen bis auf Weiteres ausgesetzt. Finanzchef Markus Binkert sagte: «Dank der umgehend eingeleiteten drastischen Kostensparmassnahmen und des starken Beitrags von Swiss WorldCargo ist es uns gelungen, den Verlust im Rahmen zu halten. Dieses Ergebnis haben wir erwartet und in unserer Finanz- und Liquiditätsplanung einkalkuliert. Jedoch hat sich seit Jahresbeginn 2021 die Situation wider Erwarten verschärft. Wir verlieren weiterhin rund zwei Millionen Schweizer Franken pro Tag und werden somit unsere Kostensparmassnahmen intensivieren müssen.»

Binkert unterstrich erneut, dass die Swiss kein Liquiditätsproblem habe und noch über zwei Drittel des 1,5 Milliardenkredits der Banken verfüge.

Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour gab im Rahmen der heutigen Medienkonferenz zudem bekannt, dass die für Frühling 2021 geplante Einführung der Premium Economy auf den Herbst 2021 verschoben wird. «Wir sehen weiterhin trotzdem einen positiven Sommer wegen der aufgestauten Nachfrage. Wir erwarten im dritten Quartal bis 65 Prozent. Der Flugplan hat nun einen stärkeren Fokus auf den touristischen Verkehr. Im Hochsommer bieten wir 128 Destinationen an, mehrheitlich auf der Kurzstrecke». Beim Interkontintalverkehr und dem Geschäftsreiseverkehr ortet er eine langsamere Erholung.

(GWA)