Flug

Wegen der Schliessung der Lounges und der meisten Restaurants müssen Premium-Passagiere bei der Arbeit oder der Entspannung am Flughafen Zürich vorläufig mit Burger King und Konsorten Vorlieb nehmen. Bild: Screen Post

Whopper statt Champagner für die Premium-Passagiere

Jean-Claude Raemy

Eigentlich wollten wir über diverse spannende Neuerungen in den Swiss Lounges am Flughafen Zürich berichten. Inzwischen sind aber alle Lounges am Flughafen Zürich geschlossen. Für Flugpassagiere herrscht Verpflegungs-Tristesse.

Infolge des Bundesrats-Entscheids von letzter Woche mussten alle Lounges der Swiss am Flughafen Zürich wie auch am Flughafen Genf ab dem 22. Dezember schliessen, und zwar bis zum 22. Januar 2021. Das ist zum einen schade, weil gerade diverse Projekte in den Lounges liefen oder kurz vor dem Anlaufen waren, welche nun Makulatur sind. Zum anderen stellt sich die Frage, wie denn nun die Alternativen für (Premium-)Passagiere aussehen. Um es vorwegzunehmen: Nicht gerade toll.

«Ich habe beim Bundesamt für Gesundheit und beim Kanton Zürich versucht, für unsere Lounges spezielle Regelungen zu erkämpfen», erklärt Michael Schiess (Head of Lounges Switzerland a.i., Swiss) auf Anfrage von Travelnews. Seine Argumentation, wonach Lounges nicht mit herkömmlichen Restaurantbetrieben zu vergleichen sind, weil sie im Rahmen der «Customer Journey» eine andere Rolle einnehmen und zudem eigentlich bereits in einem bezahlten Ticketpreis inkludiert sind, stiess allerdings auf taube Ohren. Oder anders formuliert: «Wir wollten keine Risiken eingehen und viele administrative Hürden überwinden müssen», so Schiess, «weshalb wir nun also die Lounges regelkonform geschlossen halten.» Geschlossen sind alle Lounges - nicht nur die meisten davon, wie dies im Frühjahr der Fall war.

Das ist insofern schlimm, weil ja die Lounges (Swiss, Dnata, Aspire) im weiterhin geschlossenen Terminal E auch schon seit Monaten nicht genutzt werden können, was die dortigen Mieter bzw. Lounge-Betreiber schon lange ärgert, zumal sie dafür volle Miete bezahlen. Da somit auch Emirates seine Lounge im Terminal E schon lange nicht nutzen kann, war nun gar eine Kooperation mit der Swiss vereinbart worden: Vom 25. Dezember bis 1. Januar - und danach möglicherweise auch darüber hinaus - hätten Emirates-Flugpassagiere in der First oder Business Class nach Dubai sowie Emirates-Statuskunden Zugang zu Swiss Lounges in anderen Flughafenbereichen erhalten. Daraus wird jedoch nichts, zumindest bis zum 22. Januar.

Bereits umgesetzt war zudem ein (kostenpflichtiger) Lounge-Zutritt für Nicht-Star-Alliance-Gäste: In Kooperation mit dem Flughafen Zürich wurde nämlich das Projekt «Walk In Lounge» realisiert, in dessen Rahmen Swiss für Nicht-Star-Alliance-Gästen den Lounge-Zugang für 29 Franken anbot. «Dieses Angebot ist gerade vor dem Hintergrund, dass die gastronomischen Möglichkeiten am Flughafen, auch Airside, momentan stark reduziert sind, sehr gut angenommen worden», erklärt Schiess. Passagiere, die aufgrund des ausgedünnten Flugplans längere Wartezeiten in Kauf nehmen mussten, hätten es besonders geschätzt. Da aufgrund des reduzierten Flugaufkommens auch die Zahl der Premiumgäste in der Lounge geringer war als in regulären Zeiten, haben die Walk-In-Gäste keine Beeinträchtigung dargestellt. Aber eben, auch dieses Projekt ist nun mindestens einen Monat lang Makulatur.

Burger King oder Brezelkönig?

Was gibt es nun also für ein Verpflegungs-Angebot für die Premium-Passagiere am Flughafen Zürich? Vorläufig dasselbe wie für Economy-Passagiere. Und auch für diese ist das Angebot wegen dem Restaurationsverbot dünn. Aktuell sind nur Take-Aways erlaubt. Am Flughafen Zürich kann man sich Airside folglich lediglich im Burger King, im Marché, im Brezelkönig, im NZZ Café etc. verpflegen. Statt dem Champagner oder dem Fondue in der Lounge gibt es also primär Whopper vom Burger King oder Sandwiches aus dem Marché.

Bis vor Kurzem war es möglich, in der Swiss Lounge ein Fondue zu essen. Leider ist das bis mindestens 22. Januar nicht mehr möglich. Bild: Swiss

Moment, Fondue in der Lounge? Richtig: «Mit dem Ziel, unseren Gästen etwas Besonderes zu bieten, haben wir bis zur Schliessung Fondue angeboten», so Schiess. Anders als an Bord, wo das Fondue den First-Gästen vorbehalten ist, wurde es in der Lounge zuletzt allen Gästen angeboten. Das Fondue wird im Front-Cooking-Bereich frisch zubereitet und dann in kleinen Portionen (siehe Bild) an die Gäste abgegeben. Bis Montagabend hatte das Angebot grossen Anklang gefunden, und auf das Thema Geruch hatte Swiss laut Schiess ein wachsames Auge. Es hatte jedenfalls keine Meldungen über mögliche Beeinträchtigungen gegeben, zumal die Lüftung im Küchenbereich stark genug sei, um den Geruch abzuziehen

Nun, da alle Lounges geschlossen sind, kann man sich allenfalls ja auch was aus dem Duty-Free nehmen. Aber Achtung, auch dort gibt es neue Regelungen: Die Duty-Free-Stores am Flughafen müssen sich an die normalen Ladenöffnungszeiten halten, also von morgens ab 06 Uhr bis maximal 19 Uhr abends. Wer nach 19 Uhr am Flughafen abfliegt oder ankommt, kann sich also nicht mal mehr was aus dem Duty-Free nehmen; diese sind nicht mehr zugänglich bzw. die Schranken geschlossen.

Immerhin ist die Situation in Genf etwas besser: Der Kanton Genf hat zwar auch ein Restaurationsverbot erlassen, jedoch hat die Horizon Lounge (von Swissport betrieben) am Flughafen Genf-Cointrin eine Spezialbewilligung erhalten, so dass Swiss-Passagiere dort auf diese ausweichen können. In Zürich gibt es vorläufig keine Ausweichmöglichkeit. Weh dem, der einen langen Layover in Zürich hat. Eine an sich unhaltbare Situation für Passagiere, für die Airlines und für den Flughafen selber.