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Müssen Flugzeuge bald wieder öfter bewegt werden, alleine um Slots beibehalten zu können? Darüber wird aktuell heftig debattiert. Bild: Pixabay

Die EU will die Slot-Ausnahmeregel nicht verlängern

Ende März 2021 läuft die Ausnahmeregelung hinsichtlich dem Behalten bzw. der Vergabe von Slots aus. Die EU will den Status Quo nicht verlängern. Neue Szenarien sollen auf dem Tisch liegen.

Die eigentliche gültige Slot-Regelung für Fluggesellschaften lautet, vereinfacht gesagt, «use it or lose it». Will heissen: Ein zugewiesener Slot an einem Flughafen muss effektiv mindestens zu 80 Prozent für Flüge aufgewendet werden, ansonsten wird der Slot entzogen. Was auf den ersten Blick Sinn macht, verlor im Corona-Jahr 2020 komplett an Gültigkeit. Praktisch alle Airlines hätten leer herumfliegen müssen, um die wertvollen Slots nicht abgeben zu müssen. Wirtschaftlicher Unfug, bei dem die Behörden auch nicht mitmachen wollten. Im EU-Raum wurde die genannten Slot-Regelung im März bis auf Oktober 2020 verlängert, und vor diesem nochmals bis zum Ende des Winterflugplans Ende März 2021.  

Nun aber verdichten sich die Anzeichen, wonach die EU-Kommission die Slot-Ausnahmeregelung nicht mehr über die Wintersaison hinaus verlängern will. Ab dem 28. März 2021 würde also wieder die alte Slot-Regelung gelten. Angesichts der erwarteten Passagiernachfrage könnte das allerdings für grosse Probleme sorgen. Der Welt-Luftfahrtverband IATA hat, gemeinsam mit der Flughafen-Branchenorganisation ACI (Airport's Council International), bei der Slot-Koordinations-Organisation WWACG gefordert, dass für den Sommer 2021 passende Regeln erstellt werden sollen. Von einer 80%-Auslastung der Slots geht niemand aus; die IATA und die ACI und offenbar auch die WWACG würden gerne eine Slotregel vorsehen, welche lediglich eine 50%-Auslastung der Slots vorsieht. Dies haben sie der EU-Kommission mitgeteilt.

Gegen eine weitere Verlängerung der Slot-Ausnahmeregel - auch mit 50 Prozent Nutzungspflicht - laufen einige Low-Cost-Carrier Sturm. Ihrer Ansicht nach können so viele «Legacy Carriers» ohne Leistung auf Slots sitzen bleiben, und damit Konkurrenz und tiefere Preise aushebeln. Diese stellen sich umgekehrt auf den Standpunkt, dass eine zu hohe Nutzungspflicht ein finanzielles Desaster nach sich ziehen würde oder aber die Aufgabe von Slots ihnen einen Wettbewerbs-Nachteil verschaffen würde.

Wie «Reuters» berichtet, soll nun die EU-Kommission einen eigenen Plan auf dem Tisch haben. Dieser sieht vor, dass die bisherige Ausnahmeregel nicht verlängert wird, aber eine neue Regel für den Sommer in Kraft tritt, welche zumindest eine 40%-Auslastung der Slots vorsieht. Damit läge die EU gar unter der Empfehlung der IATA. Die normale Slot-Regelung mit der 80%-Vorgabe würde erst auf den Sommerflugplan 2022 wieder in Kraft treten.

In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Low-Coster wie Ryanair oder Wizz Air nicht Mitglieder der IATA sind - aber sehr wohl europäische Grossflughäfen anfliegen wollen, wofür Slots aber kaum zu erhalten sind. Sogar unter den Flughäfen ist man sich nicht einig: Stewart Wingate, CEO des Flughafens London-Gatwick, wünscht sich beispielsweise für den Sommerflugplan die herkömmlichen alten Slot-Regeln zurück. Dies wohl aus der Überlegung, dass bisherige Grosskunden wie British Airways oder Virgin Atlantic, die den Flughafen kaum noch nutzen, für expandierende Low-Coster wie eben Wizz Air slotmässig «Platz machen» sollten.

(JCR)