Flug

Eine Grossteil der Swiss-, Edelweiss- und Helvetic-Flotte wurde in diesem Jahr gegroundet. Zeitweise waren 24 Maschinen auf dem Flughafen Dübendorf parkiert. Bildmontage: TN

Die Hoffnung war von kurzer Dauer

Jahresrückblick, 1. Teil – Airlines: Nach einem gebeutelten 2019 startete die Airline-Industrie mit grossen Plänen ins Jahr 2020. Die wurden aber bald zunichte gemacht.

Nachdem im Jahr 2019 total 23 Airlines durch Pleiten verschwanden, machte sich zu Beginn dieses Jahres Hoffnung und Optimismus breit in der Airline-Industrie. Viele neue Jobs wurden ausgeschrieben. Die Lufthansa-Gruppe plante, 4500 Leute neu anzustellen. Auch kleinere Airlines wie Helvetic Airways wollten viele neue Gesichter begrüssen. Mit der Swiss flogen so viele Passagiere wie noch nie. Die Sorgen drehten sich bei den Airlines allenfalls um Verspätungsprobleme und die drohende Flugticketabgabe.

Doch dann kam Corona. Langsam, aber unaufhaltsam. Die Lufthansa Group strich am 29. Januar alle Flüge nach China, wenig später tauchte am Flughafen Zürich ein erster Krankheitsverdacht auf. Und die Frage: muss ich mir Sorgen über Viren in der Flugzeugluft machen?

Ab Mitte März hagelte es News zu Flugstreichungen, Entlassungen, Quarantänebestimmungen, Rückführungsflügen und Bitten um Staatshilfe. 23'000 Flüge fielen bei der Lufthansa Group aus, Flybair verschob den Erstflug, Edelweiss fuhr den Betrieb runter und setzte mehrheitlich auf Repatriierung. Und das Bild des Jahres mit den parkierten Swiss-, Edelweiss- und Helvetic-Maschinen stammte aus Dübendorf.

Die Airline-Krise wälzte sich dann aber auch auf Reisebüros und sitzengebliebene Passagiere ab. Denn die Lufthansa Group und viele andere Airlines sperrten die automatischen Refunds und vertrösteten auf eine spätere Rückzahlung. Der Unmut seitens Reisebüros war grenzenlos. STAR-Präsident Luc B. Vuilleumier Reisebüro-Verbands STAR wutentbrannt: «Erst verlangt die Swiss staatliche Unterstützung und nun lässt sie die Reisebüros im Regen stehen – eine absolute Frechheit.» Die Swiss versuchte die Wogen zu glätten, liess sich dann aber bis Ende September Zeit, die offenen Beträge zurückzuerstatten, um eben auch selber nicht auszubluten.

Happy End bleibt aus

Mit der Abschwächung der Pandemie im Sommer wuchs auch die Anzahl Flüge, gepaart mit einer Maskenpflicht an den Flughäfen und an Bord der Flugzeuge. Fast so was wie Normalität machte sich bis im Spätsommer breit. Und mittlerweile war auch der Bundeskredit in der Höhe von 1,5 Milliarden Franken für Swiss und Edelweiss gesprochen. Die Meldungen über massive Personaleinsparungen rissen aber nie ab: American Airlines streicht 19'000 Stellen, Emirates 30'000, Air France 7500, Qantas 6000, Singapore Airlines 4300, die Swiss 1000.

Auch auf Nebenschauplätzen wurde der Ton rauher. Im Kampf um Einnahmen wurden am Flughafen Zürich Mieten verlangt für Räume, die gar nicht zur Verfügung stehen. Das stiess einigen Partnern/Kunden sauer auf.

Für Überraschung sorgte dann im Oktober ein Neueintritt in Zürich. Mit zwei Maschinen lanciert Condor total 28 wöchentliche Flüge zu den wichtigsten Badeferienzielen im nächsten Sommerhalbjahr – eine Herausforderung für die bisherigen Feriencarrier wie Edelweiss. Und forsch warben vermehrt auch Privatcharter als Pandemie-sichere Fluglösung.

Doch das Happy End blieb bekanntlich aus. Mit der zweiten Welle, die ab November über Europa zog, kam die Reisetätigkeit wieder mehrheitlich zum Erliegen. Belief sich der Passagierrückgang am Flughafen Zürich im Juli auf Minus 78 Prozent gegenüber dem Vorjahr, lag das Minus im November bei 89 Prozent.

Und mit der an diesem Wochenende bekanntgewordenen Coronavirus-Mutation in Grossbritannien hat die Reisewelt einen neuerlichen Schock erhalten, der Flugverkehr von und nach Grossbritannien wird aus den meisten Ländern ausgesetzt. Die Airline-Industrie hängt weiterhin in den Seilen und richtet alle Hoffnung auf die anlaufende, weltweite Impfaktion.

(GWA)