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Nebst dem Pass braucht es künftig möglicherweise auch ein Impfzertifikat zum reisen - in Papierform oder digital. Bild: © Government of Estonia

Die WHO prüft einen elektronischen Impfpass

Die Weltgesundheitsorganisation der UNO will möglichst ein global einheitliches Impfzertifikat einführen, welches gerade für Reisende ein künftig wichtiges Zertifikat darstellen dürfte. Erste Tests sind am laufen.

Dürfen künftig nur noch Geimpfte verreisen? Die Diskussion hierzu läuft schon seit einiger Zeit - spätestens seit einige Pharmaunternehmen wie Pfizer oder  BioNtech vermeldet haben, dass ihr entwickelter Corona-Impfstoff einen 90%-Schutz vor Covid-19 biete, derweil andere Unternehmen wie Moderna oder AstraZeneca kurz vor einer Zertifizierung stehen sollen. Aktuell geht es noch darum, wer wann wie viel Impfstoff erhält und welche Länder eine Zertifizierung vergeben. Kritiker bemängeln, dass es mit den Zulassungen viel zu schnell gehe, und vielen Reisenden ist angesichts möglicher obligatorischer Impfungen vor der Reise etwas mulmig (obwohl dies mit anderen Impfungen für die Reise z.B. in Tropenländer längst gängig ist). Ein «Immunitäts-Pass» scheint in der Bevölkerung derweil auf Zuspruch zu stossen.

Ein Problem tut sich hierbei auf, als dass viele Staaten - wie so oft in der Corona-Krise - hinsichtlich dieses Themas ihr eigenes Süppchen kochen. Dieser Fehlentwicklung will nun die «World Health Organization» (WHO) entschieden entgegentreten und rät, dass Länder nicht individuell irgendwelche «Immunitäts-Pässe» für Geimpfte und/oder Corona-Genesene ausstellen, sondern dass es im Kampf gegen Covid-19 auf globaler Stufe Impfzertifikate geben soll, welche entweder in Papierform oder digital (als Datei bzw. auf dem Smartphone) ausgestellt werden können und für deren Ausstellung und Erhalt einheitliche Regelungen gelten. Es existiert auch schon ein Projekt, welches die WHO mit einem Land - in diesem Fall Estland - durchführt.

Konkret starteten Estland und die WHO laut «Reuters» im Oktober ein Pilotprojekt für ein elektronisches Impfzertifikat, die so genannte «smart yellow card». Siddharta Datta, Programm-Manager Europa der WHO für durch Impfung verhinderbare Krankheiten, erklärt: «Wir schauen den Einsatz von Technologie beim Kampf gegen Covid-19 genau an. Dabei geht es auch darum, wie wir mit den UNO-Mitgliedstaaten zu einem ‹e-vaccination certificate› gelangen können. Diese Initiative darf die Länder im Kampf gegen Covid-19 nicht zusätzlich übermässig belasten, mit den jeweiligen Gesetzgebungen im Einklang stehen und nahtlose Grenzübergänge gewährleisten. Aktuell funktionieren ja beispielsweise gewisse nationale Covid-19 Tracing-Apps im Ausland nicht.» Mit anderen Worten, da wartet eine Mammutaufgabe.

Was kann die estnische Version?

Beim Projekt in Estland geht es zunächst darum, die Standardisierung eines international anerkannten Impfpasses vorauszutreiben und zu testen, wie dieser technologisch digitalisiert wird und wie der internationale Datenaustausch der Gesundheitsinformationen erfolgen soll. Der Impfausweis soll auf dem Smartphone verfügbar sein, also zum ständigen Begleiter werden.

Estland ist an vorderster Front dabei im digitalen Kampf gegen Covid-19 und hat bereits im Frühjahr einen digitalen Immunitätspass lanciert. Darin ist ein Tracking integriert für jene, welche bereits von Covid-19 genesen sind, also theoretisch immun sein müssten. Es geht darum abzuklären, ob und wie lange jemand wirklich immun ist.

Allerdings will die WHO von solchen «Immunitätspässen» absehen. Catherine Smallwood (Senior Emergency Officer Europe, WHO) erklärte, solche Pässe seien kein geeignetes Mittel, um eine Rückkehr zu normaler grenzüberschreitender Reisetätigkeit zu fördern: «Wir empfehlen weder Immunitätspässe noch das Testing als Mittel im Kampf gegen grenzüberschreitende Ausbreitung des Virus. Die Länder sollten ihre Reiseemfehlungen besser an den Covid-19 Übertragungs-Daten orientieren.» Sprich, an einem System wie der «smart yellow card», welche internationales Tracing ermöglicht.

Auch gegenüber Antigen-Schnelltests, welche diverse Airlines beim Boarding oder nach der Landung von Passagieren verlangen, sieht die WHO nicht als probates Mittel. Dies, weil die Antigen-Tests weniger zuverlässig seien als die molekularen PCR-Tests, weshalb mehr Personen nicht identifiziert werden könnten. Dazu, was für sicheres Reisen genau geeignet (und generell akzeptiert) ist und was nicht, scheiden sich also weltweit immer noch die Geister.  

(TN)