Flug

Zukünftig erwartet Passagiere in der Economy Klasse nur noch eine Flasche Wasser und ein Schöggeli auf Kurz- und Mittelstreckenflügen an Bord der Swiss. Bild: Swiss International Air Lines

Kommentar Immerhin bleibt die Schoggi gratis

Nina Wild

Die Swiss ändert ihr Verpflegungsangebot auf Kurz- und Mittelstrecke-Flügen grundlegend. Getränke und Speisen kosten künftig. Das ist keine gute Idee.

Liebe Swiss, ich bin enttäuscht! Diese Woche haben Sie angekündigt, dass ab dem Frühjahr 2021 der kostenlose Verpflegungsservice für Kurz- und Mittelstrecke-Reisen in der Economy Klasse ab Zürich an Bord Ihrer Flugzeuge abgeschafft wird. Zwar können sich Passagiere weiterhin eine Auswahl verschiedener Snacks und Getränke gönnen, jedoch gegen einen Aufpreis. Ein Konzept, wie es beispielsweise die Billigairline Easyjet schon seit langem anwendet. Passt das auch zu einer Premium-Airline, wie Sie sich ja selbst beschreiben? Ich bin mir da nicht so sicher.

Sie rechtfertigen Ihren Entscheid damit, dass durch das neue Konzept die Lebensmittelverschwendung reduziert werde und die Passagiere die Möglichkeit haben, den Snack «ihren Bedürfnissen entsprechend zu wählen». Wieso geben Sie Ihren Kunden nicht die Möglichkeit ihren Mahlzeiten-Wunsch direkt beim Buchungsprozess kostenlos dazu zu wählen? Je nach Reisezeit könnte ja dennoch ein saisonales Angebot zusammengestellt werden. Natürlich wäre das mit einem Aufwand verbunden und würde Sie sicherlich auch vor einige technische Herausforderungen stellen, aber es wäre auch innovativ und neuartig. Darüber hinaus wüssten Sie genau, wie viel von welchem Snack Sie bereitstellen müssen. Wäre das nicht nachhaltiger und planbarer? Mit dem angedachten Konzept wissen Sie ja vorher auch nicht, wie viel von jedem Angebot konsumiert wird.

Wenn ich jeweils den ersten Flug in aller Herrgottsfrüh mit der Swiss buche, habe ich immer im Hinterkopf, dass ich 15 Minuten länger schlafen kann. Wieso? Die Vorfreude auf das warme «Gipfeli» erspart mir, dass ich unterwegs noch zu einem Bäcker hetzen muss, damit ich meinen Hunger stillen kann. Da werde ich aber wohl in Zukunft nicht drumherum kommen – denn bei allem Respekt – ich habe keine Lust auf einen Flugzeug-Snack, für den ich höchstwahrscheinlich einen überteuerten Preis bezahlen muss, dieser aber nur halb so gut schmeckt wie von meinem Beck des Vertrauens.

Ade Vorfreude!

Hach und liebe Swiss, der kostenlose Wein war wirklich das Grösste! Wenn meine Freundinnen und ich wieder einmal eine europäische Stadt über das Wochenende unsicher machten, haben wir garantiert den Swiss-Flug gebucht. So konnten wir unbeschwert schon beim Hinflug mit einem Gläschen Wein darauf anstossen – und beim Rückflug noch ein letztes Mal den Trip über den Wolken zelebrieren. Die Vorfreude darauf, dass dieser Apéro auch noch gratis ist, ist wortwörtlich unbezahlbar. Und ein Buchungskriterium, dass wir mit dieser Airline fliegen. Etwas Kleines, dass eben Grosses bewirkt und die Swiss von anderen Airlines abhebt. Man wusste eben einfach, was man bekommt. Und das wird uns nun leider genommen.

Selbstverständlich verstehe ich, dass Sie unter einem enormen Kostendruck stehen. Die gegenwärtige Krise macht die ganze Situation auch nicht besser. Aber ich frage mich, ob Sie tatsächlich am richtigen Ort sparen. Das On-Bord-Erlebnis ist doch wichtiger denn je, immer wieder wird uns gerade in der Touristikbranche eingeredet, dass es um Emotionen geht. Man muss sich von anderen Anbietern abheben. Besonders sein. Einen Mehrwert bieten. Aber Sie gehen meiner Meinung nach mit dem neuen Angebot einen Schritt zurück. Wo ist jetzt noch der Unterschied zu einer x-beliebigen Billigairline, die auf dem Europanetz operiert?

Ich hoffe ja wirklich für Sie, dass dieses neue Konzept bei Ihren Kunden ankommt. Aber die Aussichten könnten durchaus besser sein. Sie haben das neue Angebot zwar erfolgreich für Flüge ab Genf implementiert, aber bei Verbindungen ab Zürich kam diese Idee nie gut an. Denken Sie wirklich, dass sich die Meinung der Menschen zwei Jahre später wie durch ein Wunder geändert hat?

Aber es könnte schlimmer sein. Immerhin lassen Sie den Economy-Passagieren noch das Swiss Schöggeli als Wertschätzung für die Treue und eine Flasche Wasser, damit sie über den Wolken nicht dehydrieren.