Flug

Rémy Steiner Photography

Premierenflug über den Atlantik

Linda von Euw

Ein amerikanisches Flugzeug mit viel Swissness: So fühlt sich der Testflug mit der Triple Seven der Swiss auf der Langstrecke an.

Jazzige Saxophonklänge sind das Erste, was ich auf dem Weg zum Abfluggate registriere. Am Gate angekommen, erwartet mich und alle anderen Fluggäste des ersten Langstreckenfluges der neuen Boeing 777 der Swiss, Live-Musik, Champagner und kleine Häppchen. Gestärkt gehts an Bord der Triple Seven. Gespannt bin ich auf das viel gelobte Bordunterhaltungssystem. Ich werde ausreichend Zeit haben, dieses auf der Reise nach New York JFK zu entdecken. Gut, dass mein Sitz in der Business-Class gebucht ist, so freue ich mich umso mehr auf die kommenden sieben Stunden.

Auffallend: Das Innere der Boeing 777 ist hell und die Kabinendecke hoch, was typisch für Boeing ist. Patrick Heymann, Senior Director und Head of Swiss „The Americas“ hat sich den Langstrecken-Jungfernflug nicht entgehen lassen. Gegenüber travelnews.ch sagt er: „Mehr Komfort, mehr Privatsphäre und mehr Raum sowie Internet an Bord zeichnen dieses Flugzeug aus. Wir hatten unsere eigenen Designer, die das Kabinen-Interieur entwarfen. Die Sitzkissentechnologie sowie die Sitzbezüge wurden von einer Schweizer Firma für die Swiss hergestellt."

Dass der erste Langstrecken-Flug nach New York geht, ist in Hinblick auf die Bedeutung des amerikanischen Marktes für die Schweizer Airline nicht verwunderlich: „Nach der Schweiz ist die USA der wichtigste Markt für Swiss. Wir fliegen täglich bis zu zwölfmal amerikanische Destinationen an. New York ist dabei sicherlich das wichtigste Reiseziel. Pro Tag haben wir alleine vier Flüge nach New York. Zudem erwarten wir mit dem Einsatz der neuen Triple Seven auf den Routen nach Los Angeles, San Francisco und Sao Paulo eine deutliche Kapazitätssteigerung“, erklärt Heymann weiter.

Obama kriegte erst beim zweiten Versuch einen Tisch

New York wurde zwar gemäss einer chinesischen Erhebung gerade als Stadt mit den meisten Milliardären abgelöst — in Peking sollen derzeit nämlich 100 Milliardäre und damit fünf mehr leben als in der US-Ostküstenmetropole — aber das tut New Yorks Beliebtheit bei Schweizer Reisenden keinen Abbruch. Ein Schweizer, der im Big Apple schon seit längerem äusserst prominent ist: Der Spitzenkoch Daniel Humm. Sein Restaurant „Eleven Madison Park“ gilt als eines der besten der Welt. Seit sechs Jahren ist nie ein Tisch leer geblieben – sogar Obama kriegte erst beim zweiten Versuch einen Tisch. Ich freue mich, am heutigen Abend in New York die Küche des mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten Spitzenkochs zu kosten. Ein Sieben-Gang-Dinner erwartet mich – ich nehme mir deshalb vor, mich mit dem Essen an Bord etwas zurückzuhalten.

Nun ist es aber an der Zeit, mich mit dem Bordunterhaltungssystem zu beschäftigen. Bedienen lässt sich der 40 Zentimeter grosse (in der Economy-Class 28 cm) Bildschirm via Fingerdruck. Ich höre mir erst die neue CD von Damien Rice an – die übrigens sehr schön und ruhig ist, ideal um dabei etwas zu dösen - danach widme ich mich dem Filmprogramm. Die Auswahl ist gross: Von brandneuen Film wie „The Room“, der aber im Moment nur in englischer Sprache zur Verfügung steht, bis hin zum deutsch-synchronisierten neusten Bond-Film ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wer sich mehr für die Flugstrecke interessiert, kann auf dem Bildschirm die Route aus verschiedenen Perspektiven mitverfolgen.

Was am heutigen Tag nicht oder nur jeweils ganz kurz funktioniert: das WiFi. 50 Megabyte kosten 19 Franken, was nicht gerade günstig ist. Laut Swiss verdiene man aber an diesen Datenpaketen nichts, es handle sich lediglich um einen Unkostenbeitrag, der die Nutzer leisten würden. Einwandfrei klappt hingegen das Telefonieren mit dem eigenen Handy. Gespräche mit dem Handy sind bei der Swiss erstmals in einer einjährigen Testphase via Roaming gestattet. An Bord telefonieren aber nur vereinzelte Personen und diese auch nur testweise, wie sie sagen. Auf Nachtflügen ist das Telefonieren übrigens nur zu Service-Zeiten erlaubt, damit schlafsuchende Fluggäste nicht gestört werden.  

Der Langstrecken-Premiereflug ist bis auf den letzten Platz besetzt, was 344 belegte Sitze bedeutet. Die Sitze in der Economy-Class sind zwar etwas enger bestuhlt als im Airbus A340-300, die bereits beschriebenen Sitzkissen und die speziell auf Komfort ausgerichtete Sitzschalen, sollen diese Tatsache aber wettmachen. Worüber sich die Economy-Passagiere freuen: Den Kiosk, der mit Getränken und kleinen Snacks bestückt ist, und wo sich die Fluggäste auch zwischen den Mahlzeiten kostenlos bedienen können.

Pünktlich zur Landung ist mein Film zu Ende und ich betrete erholt und leicht hungrig amerikanischen Boden. Und dies obschon  ich meinem Vorsatz, nicht so viel an Bord zu essen, nicht ganz treu geblieben bin — das vegetarische Hiltl-Menü war einfach zu fein und kurz vor der Landung habe ich dann auch noch den Nüssli-Salat mit Ei und Croutons probiert. Aber: Ich bereue nichts.