Flug

Die Coronakrise lähmt die Swiss weiterhin. 31 Maschinen sind derzeit nicht in Betrieb. Bild: Flughafen Zürich

Umsatzeinbruch bei der Swiss von 4 auf 1,5 Milliarden Franken

In den ersten neun Monaten des Jahres ist der Betriebsertrag der Swiss implodiert. Den aktuellen Winterflugplan bestreitet die Airline nur noch mit 53 statt 84 Flugzeugen – und ausgedünnten Frequenzen.

Steigerte die Swiss in den ersten neun Monaten des Jahres 2019 ihren Umsatz auf 4,05 Milliarden Franken und wies noch einen Gewinn von 490 Millionen Franken aus, ist der Einbruch ein Jahr später kollosal: Gerade mal noch 1,54 Milliarden Franken zählt die Swiss in ihrer Kasse nach einem Dreiviertel-Jahr, 61,8 Prozent weniger als im Vorjahr. So gross der Gewinn war, so tief nun der Verlust: auf 414,7 Millionen Franken beläuft sich der operative Verlust. Rund 1,5 Millionen Franken musste sich die Swiss somit in diesem Jahr täglich ans Bein streichen.

Aufgrund anhaltender Reiserestriktionen und der weiteren Verbreitung der Pandemie wird die Swiss ihre Kapazitäten im Winterflugplan weiter reduzieren. Der Verlust wird sich Jahresende damit weiter erhöhen.

Finanzchef Markus Binkert kommentiert das Ergebnis so: «Angesichts des lähmenden Effekts, den die vielfältigen Quarantänebestimmungen in den letzten Monaten auf das Buchungsverhalten unserer Kunden hatten, entspricht das operative Ergebnis unseren Erwartungen. Dank eines sehr strikten Cash- und Kostenmanagements ist es uns jedoch im dritten Quartal gelungen, den Mittelabfluss zu minimieren. Trotz des äusserst schwierigen Marktumfeldes sind wir bezüglich des Bankenkredits auf Kurs. Die Liquidität ist damit nicht gefährdet.» Zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren werde die Swiss das Geschäftsjahr mit einem negativen Ergebnis abschliessen.

Weitere Kostensenkungsmassnahmen im Winterflugplan

Um den staatlich garantierten Bankenkredit schnellstmöglich zurückzahlen zu können, hat die Swiss ein umfangreiches Restrukturierungsprogramm lanciert. Sämtliche nicht betriebsnotwendigen Projekte und Investitionen werden über alle Unternehmensbereiche hinweg weiterhin ausgesetzt. Zur Senkung der Personalkosten setzt die Swiss derzeit auf die drei sozialverträglichen Massnahmen Einstellungsstopp, attraktive Teilzeitmodelle mit Lohnverzicht sowie frühzeitige Pensionierungen.

Zusammen mit der natürlichen Fluktuation können auf diese Weise in den kommenden zwei Jahren rund 1000 Stellen abgebaut werden. Die Swiss befindet sich hierzu und zu weiteren Kostensenkungsmassnahmen in Gesprächen mit ihren Sozialpartnern. Mit dem Ziel der Kostensenkung hat die Swiss ausserdem beschlossen, ihre 28 Flugzeuge der älteren Airbus A320-Familie im Winterflugplan temporär ausser Betrieb zu nehmen. Das Winterprogramm auf der Kurz- und Mittelstrecke wird ausschliesslich mit den effizienteren Airbus A220-Flugzeugen und der Neo-Variante der Airbus A320-Familie durchgeführt.

Nur noch 53 der 84 Maschinen werden im Einsatz stehen. Die Flotte in der angelaufenen Wintersaison präsentiert sich nun so:

Kurzstrecke:
3 A320neo (2 wurden bereits ausgeliefert, 1 weiteres Flugzeug stösst bis Jahresende zur Flotte)
2 A321neo (1 wurde bereits ausgeliefert, 1 weiteres Flugzeug stösst bis Jahresende zur Flotte)
9 A220-100
20 A220-300

Langstrecke:
12 B777
2 A330
5 A340

Seit Ende Oktober fliegt die Swiss wieder 16 von 24 Langstreckenzielen an, zwei weitere folgen im März. Damit bedient der National Carrier am Drehkreuz Zürich im gruppeninternen Vergleich eine überdurchschnittlich grosse Zahl an Langstreckendestinationen, wenn auch weniger oft als ursprünglich geplant.

Das sagt der scheidende CEO Thomas Klühr: «Wir werden weiterhin alles tun, um unseren Auftrag, die Schweiz an die Welt anzubinden, bestmöglich zu erfüllen und unseren Fluggästen sicheres Reisen zu ermöglichen. Mit einer Erholung der Luftfahrt ist allerdings erst zu rechnen, wenn die Pandemie abflacht und auf Einreiseverbote und Quarantäneregelungen in der aktuellen Form verzichtet wird. Wenn die nächste Sommerflugplanperiode einen Aufschwung bringen soll, müssen bis dahin stabile, einheitliche und mobilitätsfördernde Rahmenbedingungen in Kraft sein.»

Gesundheitsschutz und Reisefreiheit müssen vereinbart werden

Wie die Swiss hängt derzeit die gesamte Lufthansa-Gruppe in den Seilen. Waren es 28 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten des Jahres 2019, belief sich der Umsatz in diesem Jahr auf bloss 11 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis sackte von einem Plus von einer Milliarde Euro auf ein Minus von 5,6 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten.

Für den LH-Konzernchef Carsten Spohr ist klar: «Die Menschen haben weltweit eine große Sehnsucht, bald wieder zu reisen. Wir stehen gemeinsam mit unseren Partnern bereit und tun alles, um diesen Wunsch so schnell wie möglich und mit höchsten Hygiene- und Sicherheitsstandards zu erfüllen. Es muss jetzt darum gehen, Gesundheitsschutz und Reisefreiheit miteinander zu vereinbaren, zum Beispiel durch flächendeckende Schnelltests».

(TN)