Flug

Kommentar Bei Edelweiss dürften die Gemüter kochen
Die gestrige Ankündigung von Condor, Flugzeuge in Zürich zu stationieren und damit im Sommer 2021 Badeferienziele anzufliegen, darf man getrost als «Bombe» bezeichnen. Besonders spannend daran war, dass sich alle Grossveranstalter - DER Touristik Suisse, Hotelplan Suisse und TUI Suisse - bereits in der Mitteilung äussern und auf die kommende Kooperation freuen. DER Touristik doppelte nach gar und informierte gleichentags in einer separaten Info, dass die Condor-Buchungen bei Kuoni und Helvetic Tours bereits «in den kommenden Tagen» ermöglicht werden sollen. «Dank der engen Zusammenarbeit zwischen
dem Gruppenverbund der DER Touristik und Condor profitieren die Kundinnen und Kunden von Kuoni und Helvetic Tours von attraktiven Konditionen», erklärt in dieser Mittelung Karin Markwalder, die den Bereich TO Services von DER Touristik Suisse verantwortet.
Klar, bei DER Touristik und TUI gibt es langjährige bestehende Kontakte zu Condor in den deutschen Mutterhäusern. Aber auch Hotelplan ist bereits mit im Boot. Die Airline kennt man, aufgrund ihrer bewegten Geschichte. Condor war zwischenzeitlich Teil der Lufthansa war und flog zuletzt, bis zur Pleite von Thomas Cook, für diesen Veranstalter. Inzwischen kann die Airline Condor wieder aus eigener Kraft fliegen; erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass sich die Airline bald aus dem Schutzschirm der deutschen Regierung begibt. Im Schweizer Markt allerdings trat Condor bislang - mit einer ganz kurzen Ausnahme mit einigen Sonderflügen im Jahr 2017 - lediglich als Offliner auf, welcher primär die Langstreckenziele ab Frankfurt oder München den Schweizern schmackhaft machen wollte - und damit in der Regel als «Alternative» galt.
Nun mischt Condor im Herzstück der Schweizer Outgoing-Tourismusbranche, dem Badeferiengeschäft, aktiv mit. Und wird Ziele anfliegen, welche bisher von den Lokalmatadoren, allen voran Edelweiss, aber auch deren Schwester Swiss sowie der kleinen Chair Airlines, angeflogen werden. Es liegt auf der Hand, dass sich diese an der neuen Konkurrenz - gerade in dieser an Herausforderungen wahrlich nicht armen Zeit - nicht erfreuen dürften. Eine Travelnews-Anfrage zur Stellungnahme bei Edelweiss blieb - wohl verständlicherweise - grundsätzlich unbeantwortet, mit dem Verweis, dass man sich nicht über Konkurrenten äussere. Die Frage bleibt: Seit wann weiss Edelweiss vom Condor-Einstieg? Und wie wird man dagegen vorgehen?
Die nahe Zukunft wird es weisen. Freude herrscht vorerst bei den Reiseveranstaltern, welche seit geraumer Zeit nach Alternativen zur Edelweiss verlangten. Nicht weil deren Produkt oder Flugplan schlecht wäre, aber weil die bisherige Quasi-Monopolstellung der Airline dem Geschäft offenbar nicht immer förderlich war. Freuen dürften sich auch die Konsumenten: Wo der Konkurrenzkampf gross ist, sind in der Regel attraktive Preise zu erwarten. Im aktuellen Kontext sind allerdings Schleuderpreise das Letzte, was eine Airline anbieten will. Man darf also gespannt sein, wie sich dieser neue Konkurrenzkampf ausgestalten wird. Edelweiss, Condor: Faites vos jeux!