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Easyjet kämpft für fairere Wettbewerbsbedingungen für Airlines. Bild: Pietro Rampazzo

Easyjet wünscht sich faire Wettbewerbsbedingungen für alle Airlines

Nina Wild

Zum ersten Mal in der 25-jährigen Geschichte erleidet Easyjet ein negatives Jahresergebnis. Easyjet Switzerland hat den Bundesrat um Hilfe gebeten - dieser liess die Airline abblitzen. Wie geht es nun weiter? Travelnews hat bei der Fluggesellschaft nachgehakt.

Die Aussichten für Easyjet sind trüb. Aktuell rechnet die Billig-Airline mit einem Jahresverlust von 800 Millionen Pfund (950 Millionen Schweizer Franken), wie «BBC» berichtet - es ist der erste Jahresverlust in 25 Jahren. Darüber hinaus plant Easyjet, mit gerade einmal 25 Prozent der Kapazitäten in das neue Jahr zu fliegen. Die Airline hat mit Easyjet Switzerland auch in der Schweiz einen Sitz. Hierzulande hat sie vor allem an den Flughäfen Genf und Basel mit 64 bzw. 60 Prozent Marktanteilen eine wichtige Rolle. Bereits zu Beginn der Krise klopfte das angeschlagene Unternehmen beim Bundesrat um finanzielle Unterstützung an - erfolglos. Nachdem die Bank auch den Covid-19-Hilfskredit ablehnte, wendete sich Easyjet erneut an den Staat - wieder ohne Erfolg, wie Travelnews berichtete.

Wie konnte die Airline also dennoch ihre Liquidität sichern? «EasyJet hat seit Beginn der Covid-19-Pandemie schnell und entschlossen gehandelt und über 2,4 Milliarden Pfund aus einer Vielzahl von Finanzierungsquellen, einschliesslich Fremd- und Eigenkapital, aufgebracht», wie die Pressestelle von Easyjet auf Anfrage von Travelnews sagt. Davon konnte die Airline 608 Millionen Pfund im Rahmen eines Sale&Leaseback-Programms einnehmen. Bei Bedarf würden weitere Finanzierungsquellen geprüft.

Doch zusätzliches Geld reicht der Airline nicht, um die Krise erfolgreich zu meistern. «Wir haben rasch ein umfassendes Umstrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm eingeleitet, um die Kosten in allen Unternehmensbereichen zu senken», so die Pressestelle weiter. Darüber hinaus werde eine Mitarbeiterumfrage lanciert, um Vorschläge für einen Personalabbau von 30 Prozent zu erhalten sowie die Optimierung des Netzwerks, Verbesserung der Produktivität und der Förderung von effizienten Arbeitsmethoden. Die Airline setzt derzeit den Fokus auf profitables Fliegen. Dazu gehört die Ausdünnung des Flugplans.

Easyjet spielt wichtige Rolle für Anbindung der Schweiz

Wie bereits erwähnt hat die Airline keine Bundeshilfen erhalten. Für eine genaue Begründung verweist uns Easyjet an den Bundesrat. Auch einen Covid-Hilfskredit von der Bank gab es nicht: «Easyjet Schweiz wurde als Systempartner für die Schweizer Luftfahrtindustrie anerkannt, obwohl das Gesuch von Easyjet Schweiz für einen Covid19-Credit-Plus abgelehnt wurde, da wir zum Zeitpunkt der Einreichung die Vergabekriterien bezüglich der Cash-Flow-Position nicht erfüllten.»

Dennoch ist Easyjet überzeugt, dass die Luftfahrtindustrie eine treibende Kraft für die Schweizer Wirtschaft ist. «Wir sind der Meinung, dass die Regierungen sicherstellen sollten, dass sie die Luftfahrtindustrie als Folge der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie unterstützen, damit in Europa gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Fluggesellschaften geschaffen werden», so Easyjet Switzerland weiter. Nur so haben Fluggesellschaften die gleiche Chancen zu überleben und stabil zu operieren.

Nach dem negativen Bundesrats-Entscheid setzt die Airline nun den Austausch mit der Schweizer Regierung fort, damit faire Wettbewerbsbedingungen für alle Fluggesellschaften gewährleistet sind. Das Unternehmen beschäftigt rund 1000 Mitarbeitende in der Schweiz und leiste einen wesentlichen Beitrag zum Tourismus, zur Erreichbarkeit des Landes sowie zum wirtschaftlichen Wachstum. «Wir sind der Meinung, dass die Regierungen denjenigen Fluggesellschaften mit tragfähigen Geschäftsmodellen Zugang zu Liquidität gewähren sollten, um ihre Mitarbeiter und die allgemeine wirtschaftliche Erholung zu unterstützen», führt Easyjet Schweiz aus.

Das Unternehmen fordert die Regierung auf, Gespräche mit der ganzen Luftfahrt-Branche zu führen, um auch nach Ende der Pandemie Massnahmen für die Steigerung der Nachfrage zu ergreifen. Dazu gehören beispielsweise eine vorübergehende Aussetzung der luftfahrtbezogenen Steuern oder eine Senkung der Flughafengebühren. Andernfalls befürchtet Easyjet, dass die Anbindung der Schweiz in Zukunft eingeschränkt werde. Denn die Aussichten für die Luftfahrt sehen nicht gut aus: «Wir rechnen nicht vor 2023 mit einer Rückkehr des Nachfrageniveaus von 2019», sagt die Airline abschliessend.