Flug

Billigflüge werden ihrem Namen in Zeiten von Corona immer mehr gerecht. Ob das für die Preisvorstellungen der Bevölkerung langfristig negative Folgen hat, bleibt abzuwarten. Bild: AdobeStock

Europas Airlines lassen die Preise purzeln

Die Nachfrage im Herbst ist grottenschlecht. Im Kampf um die wenigen Passagiere greifen jetzt einige Airlines zu drastischen Mitteln.

Dass die Nachfrage im Herbst unterirdisch ist, berichten praktisch übereinstimmend alle Airlines, darunter diese Woche auch die Swiss. Der Luftfahrtverband IATA publiziert auch immer wieder Schreckenszahlen, welche den massiven Einbruch der Nachfrage, trotz zwischenzeitlicher Mini-Hausse im Sommer, belegen. Schuldig an der Misere, da ist man sich weitgehend einig, ist die Unsicherheit aufgrund der Quarantäneregeln in praktisch allen (europäischen) Ländern.

Um wenigstens noch ein bisschen Geschäft zu generieren, greifen einige Airlines nun zu drastischen Preissenkungen. Beispiele gefällig? Die türkische Billigfluggesellschaft Pegasus bietet aktuell jeweils von Dienstag bis Freitag 150'000 Flüge in die Türkei für je 1 Euro zuzüglich Steuern und Gebühren an, womit der Flugpreis dann teils bei etwa 50 Euro zu stehen kommt. Die Aktion gilt für Flüge ab dem 1. November 2020 bis zum 27. März 2021. Ryanair bietet derweil seit gestern (24. September) erstmals ein «Buy One Get One Free»-Angebot auf 1600 Strecken für Reisen vom 25. September bis zum 14. Dezember 2020.Das heisst also kostenlose Flüge für die Hälfte der Reisenden. Es gäbe weitere Beispiele.

Das Marktforschungsunternehmen ForwardKeys hat nun auch konkrete Zahlen vorgelegt, wie die europäischen Airlines um Kunden kämpfen. Betrachtet wurden Preise in den grossen Märkten Frankreich, Deutschland, Grossbritannien und Niederlande, für Flüge zwischen Oktober und Dezember zu den südeuropäischen Ferienzielen Griechenland, Italien, Portugal und Spanien. Das Resultat: Die Preise lagen durchschnittlich um 15 Prozent tiefer als im selben Zeitraum im Vorjahr. Teilweise lagen die Preise gar um bis zu 35 Prozent unter dem Vorjahreswert, und dies über einen relativ langen Zeitraum. Die Details zur Studie von ForwardKeys gibt es unter diesem Link.

Das darf wohl nicht erstaunen, angesichts der Tatsache, dass die Nachfrage in etwa noch ein Fünftel des Vorjahreswerts ausmacht. Airlines haben mit den ihnen zur Verfügung stehenden Tools geantwortet, also mit Kapazitätsreduktionen und speziellen Tiefpreisen. Das Tragische daran ist, dass das Preisinstrument aktuell wegen der Unsicherheiten rund um die Pandemie bzw. die Einreisebestimmungen nicht mal zu greifen scheint. Die Angst davor, Geld zu verlieren oder erst nach Monaten wieder zu sehen, ist immer noch sehr gross, ebenso die Angst, die Ferien gar nicht erst antreten zu können oder vor Ort in Quarantäne zu geraten oder zurückgeschickt zu werden. Das Preisgefüge kann man offenbar noch so durcheinanderbringen - aktuell führt offenbar kein Weg darum herum, dass das Kundenvertrauen erst mal von Behördenseite wieder geschaffen werden muss, damit sich die Flugnachfrage erholen kann.

(JCR)