Flug

Schnelle Antigen-Tests sollen für mehr Vertrauen ins Fliegen sorgen
Dass die sich stets ändernden Quarantäneregeln die Geissel des Tourismus sowie der Luftfahrt sind, ist seit Monaten bekannt. Bereits im Mai verwies der internationale Luftfahrtverband IATA darauf, dass diese Regeln den Neustart der Luftfahrt nach dem Quasi-Grounding im Frühjahr 2020 verzögern. Nur ist man bislang nicht viel weitergekommen und die Quarantäneregeln beeinträchtigen Flugplanung und Flugbetrieb weiterhin massiv, wie die Swiss diese Woche eindrücklich zur Schau stellte. Und dies, obwohl von vielen Seiten, darunter eben auch der IATA, längst Alternativen zu Quarantäneregelung gefordert werden, in der Regel mittels Tests.
Das Thema ist brandaktuell: Auch die Personalverbände des Luftverkehrs (Aeropers, Kapers, Verkehrspersonalverband SEV, die Gewerkschaft VPOD und der Kaufmännische Verband) fordern in der Schweiz ein adäquates Covid19-Testsystem im Einklang mit den europäischen Staaten, denn das aktuelle Quarantäne-Regime schaffe ein Klima der Angst vor dem Fliegen. Kritisiert wird besonders, dass die Schweiz bis anhin nicht schaffe, was andere EU-Staaten bereits umsetzen: Das Vorweisen von negativen Covid19-Testergebnissen und Testzentren an den Flughäfen, welche Ausnahmen zu geltenden Quarantänebestimmungen ermöglichen.
Allerdings haben sich die bisherigen Testmöglichkeiten auch nicht immer als besonders geeignet erwiesen: Um die Ergebnisse eines PCR-Tests zu erhalten, muss man im besten Fall mehrere Stunden, in der Regel aber einen Tag oder gar länger warten. In dieser Zeit gibt es «Kurz-Quarantänen» - oder man muss den Test vorgängig gemacht haben, dabei aber stets beachten, dass der Test nicht älter ist als die Zeitspanne, welche das Zielland dafür vorgibt. Das schafft Planungsstress bei Passagieren, während Labors, wo die PCR-Tests ausgewertet werden, an ihre Kapazitätslimiten stossen. Ausserdem sind die PCR-Tests relativ teuer, was auch abschreckend ist.
Doch nun gibt es einen neuen Hoffnungsträger: So genannte Antigen-Tests. Bei diesen ist, wie beim PCR-Test, ein Abstrich aus dem Nasen-Rachen Raum nötig. Doch danach geht die Auswertung viel schneller. Ein soeben in der Schweiz zertifizierter Schnelltest von Roche liefert innerhalb von 15 Minuten das Ergebnis. Ein Analysegerät ist nicht notwendig; auch die Laboruntersuchung entfällt. Studienergebnisse zeigen zudem, dass die Antigen-Tests fast die gleiche Genauigkeit haben wie die aktuell genutzten PCR-Tests.
Airlines zeigen grosses Interesse
Der Schnelltest dient dazu, nicht-infizierte und infizierte Personen unmittelbar zu erkennen. So ermöglicht er einerseits eine effektivere Nutzung der Ressourcen des Gesundheitswesens (besonders in der bevorstehenden Grippesaison kann ein solcher Test helfen, SARS-CoV-2 schnell auszuschliessen bzw. unmittelbar eine entsprechende Behandlung einzuleiten), andererseits wäre ein Schnelltest aber natürlich auch im Reisewesen eine willkommene Prozess-Erleichterung. Es braucht keine aufwendige Laborinfrastruktur mehr, deshalb ist dieser Test auch günstiger als der PCR-Test. Und an der Kostenfrage scheitert ja die Implementierung noch oft: Trotz zwischenzeitlich anderen Vorgehensweisen (in Deutschland etwa bezahlte der Staat eine Zeit lang die Soforttests an Flughäfen) bleiben die Kosten in der Regel am Konsumenten hängen - und diese waren bislang für die PCR-Tests recht hoch.
Airlines schauen sich diese Testmöglichkeiten bereits an. Wie «Austrian Aviation Net» berichtet, denkt die Lufthansa-Gruppe über einen Einsatz von Schnelltests bereits ab Oktober nach. Travelnews hat bei Swiss-Sprecherin Karin Müller nachgefragt; sie bestätigt lediglich, dass Swiss «alle Massnahmen begrüsst, die das Reisen fördern» und dass man im stets Austausch mit der Lufthansa Group hinsichtlich neuen Prozeduren sei, jedoch noch nichts kommunizierbar sei. Eine AUA-Sprecherin sagte dagegen dem oben genannten Portal, dass die Einführung «so zeitnah wie möglich» erfolgen soll.
Die Hoffnung ist natürlich, dass ein kontrolliertes Testen von Einreisenden aus Risikogebieten die Quarantäne zumindest teilweise obsolet macht. Das wiederum schafft Planungssicherheit für Passagiere und Leistungsanbieter, ermöglicht also einen echten Restart. Doch unter dem Strich bleibt die Frage, in wessen Zuständigkeitsbereich solche Tests fallen: Müssen Behörden für solche Tests sorgen, müssen Airlines (also in der Regel die Privatwirtschaft) solche Tests einführen, die Flughäfen? Es ist wie so oft in diesem Jahr: Es müssen Lösungen für komplexe Probleme unter massivem Zeitdruck her, welche eine Koordination verschiedenster Parteien voraussetzt. Der Schnelltest von Roche ist parat, doch dessen Einsatz an Flughäfen dürfte noch dauern.