Flug
Der Flughafen Zürich verärgert einige Partner
Jean-Claude RaemyDer Flughafen Zürich hat gestern (10. September) seine Verkehrsstatistik für den August 2020 bekannt gegeben. Dieser zufolge sind im letzten Monat 725'337 Passagiere über den Flughafen Zürich geflogen. Das entspricht einem Minus von 76,7 Prozent gegenüber derselben Periode des Vorjahres. Die Anzahl Lokalpassagiere sank um 72,3 Prozent auf 599’157, der Anteil der Umsteigepassagiere sank um 87,2 Prozent auf 121’464 und lag damit anteilsmässig noch bei 16,8 Prozent (-13.6 Prozentpunkte gegenüber Vorjahr). Die Anzahl Flugbewegungen sank im Vergleich zum Vorjahresmonat um 57 Prozent auf 10’852 Starts oder Landungen. Die Sitzplatzauslastung sank im Berichtsmonat um 25 Prozentpunkte auf 58,5 Prozent gesunken.
Soweit zu den nackten Zahlen für den Ferien- und somit eigentlichen Spitzenflugmonat: Die Coronakrise ist überdeutlich. Was in diesem Zusammenhang in der breiten Öffentlichkeit noch wenig bekannt ist, ist der Umstand, dass das Dock E am Flughafen weiterhin stillgelegt ist. Bereits seit Ende März war es nicht mehr in Betrieb. Wie der Flughafen Zürich auf Anfrage von Travelnews bestätigt, ist es auch weiterhin nicht in Betrieb: Es gab zwar einen Testbetriebs-Tag am 10. Juli und während den Sommerferien in den Monaten Juli und August war das Dock E an sechs Samstagen geöffnet. Wann das Dock E wieder täglich geöffnet ist, kann Flughafen-Sprecherin Bettina Kunz derzeit noch nicht sagen: «Das hängt vom Passagiervolumen bzw. der Anzahl benötigter Langstreckenabfertigungsstandplätzen ab.»
Inzwischen hat Travelnews aber vernommen, dass seit Ende des Lockdowns, konkret seit dem 10. Mai, wieder eine Miete von den Partnern/Mietkunden des Flughafens Zürich für die Nutzung auch des Dock E erhoben wird. Darauf angesprochen, erklärt Kunz: «Während der behördlich verfügten Schliessung wurden 100 Prozent der Mieten im Dock E erlassen. Zu einzelnen Vertragsverhältnissen äussern wir uns nicht.»
Hunderttausende Franken Miete für ungenutzte Räume
Daniel Steffen, CEO des Flughafendienstleisters Checkport, welcher unter anderem die Aspire Lounge im Dock E betreibt, hält mit seiner Meinung indes nicht zurück: «Das Dock E ist aktuell nicht nutzbar - die Untergrundbahn fährt nicht, es gibt keine Abflüge, die Klimaanlage ist nicht in Betrieb, es gibt keine Reinigungsdienste, nichts. Das heisst, wir können keinen Loungebetrieb anbieten. Trotzdem müssen wir hohe Mietkosten voll tragen. Dazu gehören eine Mindestmiete, die voll verrechnet wird, sowie ein umsatzabhängiger Mietanteil, welcher derzeit natürlich kaum ins Gewicht fällt. Wir können so etwas ohne Einnahmen nicht tragen.» Die Rede sei hier allein in diesem Jahr von Mietkosten in mittlerer sechsstelliger Höhe - für nicht nutzbare Räumlichkeiten. Für die nutzbaren Lounges in den geöffneten Bereichen A/B wird natürlich diskussionslos Miete bezahlt.
Auch von Seiten der anderen Lounge-Betreiber - im Dock E gibt es noch Lounges von Swiss, von Emirates sowie der TAV (Prime Class Lounge) - hört man Ähnliches. «Wir sitzen alle im selben Boot», sagt etwa Juerg Mueller (Country Manager Switzerland, Emirates), «und sind diesbezüglich aktuell im Austausch mit dem Flughafen Zürich.» Im Dock E untergebracht sind ferner auch ein Starbucks, ein Spirit of Switzerland sowie natürlich Duty-Free-Betreiber. Der Konsens liegt dabei darauf, dass es voraussichtlich erst im Sommer nächsten Jahres wieder zu einer kompletten Öffnung des Dock E kommen dürfte. Die Bereitschaft, in diesem Fall bis dahin volle Mieten zu zahlen, dürfte gering sein.
Der Flughafen Zürich soll sich auf den Standpunkt gestellt haben, dass eine Reduktion des Flugverkehrs nicht zu einer Mietreduktion berechtigt. Das mag im Normalfall durchaus vertretbar sein; in der aktuellen Situation mit den enormen Rückgängen und sogar einer kompletten Schliessung klingt dies allerdings alles andere als kundenfreundlich. Steffen erklärt, dass es auch anders geht: «Am Flughafen Genf, der noch härter getroffen ist als der Flughafen Zürich, wurde von Anfang an das Gespräch gesucht und es kam zu einer pragmatischen Lösung, welche für alle Parteien vertretbar war. So etwas würden wir uns in Zürich auch wünschen.» Affaire à suivre.