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Edelweiss steht aktuell in der Kritik bei einigen Reisebüros. Bild: Sarah Loetscher

Edelweiss sorgt für rote Köpfe im Vertrieb

Zwei Drittel der Antwortenden sind mit der Rückvergütungspraxis der Schweizer Airline alles andere als zufrieden. Offenbar geht es nicht nur um die Beträge, sondern auch um die Praxis an sich.

Travelnews fragte gestern im Rahmen einer Blitzumfrage bei den B2B-Lesern nach, ob Rückvergütungen von Edelweiss bereits eingetroffen seien. Innert 24 Stunden erhielten wir 133 Antworten - und dabei ist das Verdikt klar: Zwei Drittel der Reisevermittler (66 Prozent) erklärten, die hätten noch fast nichts erhalten und fänden dies skandalös. Weitere 16 Prozent haben ebenfalls erst wenig erhalten, vertrauen jedoch der Edelweiss, dass dies im gesetzlichen Rahmen bald erfolgt.

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Edelweiss selber hatte darauf hingewiesen, dass die gesetzlichen Fristen eingehalten werden und man «mit hoher Priorität» an den Rückerstattungsanträgen, einschliesslich Rückerstattungsanträgen bezüglich Sitzplatzreservationen. Zu diesem Zweck werde zusätzliches Personal im Service Center eingesetzt, um das erhöhte Aufkommen zu bewältigen. Das Problem liegt jedoch wie es scheint nicht allein in der Vergütung des Geldbetrags per se. Konkret scheint die Rückvergütung zusätzlichen Mehraufwand für den Vertrieb zu bedeuten. Wie das?

Stellvertretend für einige Reisebüros erklärt etwa Lea Ritmeyer (Reisebüro Zeilinger, Stäfa ZH), dass Erstattungen für Sitzplatzreservationen, welche über Firmenkreditkarten abgewickelt wurden, inzwischen eintreffen (noch zögerlich) jedoch auf der jeweiligen Kreditkartenabrechnung als «Flyedelweiss, Zürich» plus einem Betrag: «Es sind also keine Angaben wie etwa Kundenname, Strecke, Datum oder Referenznummern vorhanden. Nach Rücksprache mit unseren Kreditkartenprovider liegt das Problem bei Edelweiss Air. Der Kartenanbieter gibt den Text 1:1 so weiter, wie er ihn von der Airline erhält. Wie kann man unter der Flut von Edelweiss-Erstattungen Beträge ohne weitere Angaben einem Kunden zuordnen? Es ist unmöglich!»

Darüber hinaus hört man in diversen Reisebüro-Rückmeldungen, dass Mail-Anfragen bei Edelweiss kaum beantwortet werden - teils seit rund vier Monaten nicht. Das ist bei allem Verständnis für die aktuelle besondere Lage und den erhöhten Aufwand auch bei Edelweiss doch eher unzufriedenstellend für die Vertriebspartner. Oder wie es Ritmeyer abschliessend formuliert: «Edelweiss bietet in der Luft ein Top-Produkt, doch das Backoffice lässt zu wünschen übrig - und dies nicht erst seit Covid-19.»

(JCR)