Flug

Ein Bild der Hoffnung: Der Teddy-Bair von Flybair auf dem Erstflug nach Palma de Mallorca am 18. Juli 2020. Inzwischen sind die Flüge eingestellt. Bild: zVg

«Wir gehen von einer Normalisierung des Geschäfts ab Mitte 2021 aus»

Jean-Claude Raemy

Dass die Balearen auf der Risikoländerliste des BAG gelandet sind, hat der jungen Berner Airline flyBAIR einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Die weitere Existenz sei jedoch vorerst nicht gefährdet, erklärt Urs Ryf (CEO Flughafen Bern AG und Verwaltungsrat flyBAIR).

Urs Ryf

Das Berner Airline-Projekt flyBAIR ist an sich eine schöne Geschichte: Im November 2019 kündigte die Flughafen Bern AG an, mit der eigenen Fluggesellschaft flyBAIR an den Start gehen zu wollen. Die Finanzierung mittels Crowdfunding kam zustande, die Airline konnte aus der Taufe gehoben werden und fand einen operativen Partner in der Schweizer Fluggesellschaft Helvetic Airways. Doch dann... kam die Pandemie.

Zunächst musste der Erstflug um zwei Monate verschoben werden. Immerhin: Am 18. Juli konnte losgelegt werden mit dem Erstflug ab Bern nach Palma de Mallorca. Nebst den Routen ab Bern und Sion nach Mallorca sollten ab Mitte August die griechischen Destinationen Kreta und Rhodos folgen, im September dann noch Jerez, Kos, Menorca und Preveza. Der Flugplan wurde allerdings durcheinandergerüttelt, nachdem das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zunächst Spaniens Festland und per 20. August auch die Balearen auf die Risikoländerliste gesetzt hat.

Nun wurde Urs Ryf, CEO der Flughafen Bern AG und Verwaltungsrat von flyBAIR, jüngst im Portal «SkyNews» mit folgender Aussage zitiert: «Wenn auch für Balearen-Rückkehrer eine Quarantänepflicht kommt, dann bricht uns dies das Genick.» Doch im Gespräch mit Travelnews relativiert Ryf; es sei nicht nur um die Balearen gegangen, sondern bei einer alle flyBAIR-Destinationen treffenden Quarantänepflicht. Und eine solche ist aktuell nicht der Fall.

Griechenland rettet das Geschäft etwas

Zum Glück nämlich werden Flüge nach Griechenland angeboten. Am kommenden Freitag (28. August) geht es mit Flügen nach Rhodos los, am Sonntag (30. August) mit Flügen nach Heraklion auf Kreta weiter. Kreta wird ab Mitte September gar zwei Mal pro Woche angeflogen, jeweils am Mittwoch und am Sonntag, und am Donnerstag gibt es dann auch Flüge nach Kos: «Die Auslastung für Kos war angeblich schwächer, weshalb die Reiseveranstalter-Partner den Starttermin für diese Rotationen um zwei Wochen verschoben haben», erklärt Ryf.

Grundsätzlich rette aber Griechenland zumindest einen Teil des Geschäfts: : «Wir starten mit einer guten Auslastung auf den ersten Flügen nach Rhodos und Kreta», freut sich Ryf. Insgesamt werden bis Ende Oktober 22 «vielversprechende» Rotationen nach Griechenland durchgeführt. Und so wie die Fallzahlen aktuell stehen, riskiert Griechenland nicht, in nächster Zeit auf der Risikoländerliste des BAG zu landen.

Dagegen wurden die Flüge nach Spanien in Absprache mit den Reiseveranstalter-Partnern allesamt gestrichen, zuerst jene nach Jerez, später dann auch die Flüge nach Mallorca und Menorca. Ryf hat Mühe mit der Kurzfristigkeit der Ankündigungen von Seiten des BAG und mit der Systematik der Risikoländerliste im Allgemeinen, das mache eine vernünftige Planung für die Flug- bzw. Reiseindustrie sehr schwierig. Doch damit muss man nun leben. Und trotz der erfreulichen Entwicklung in Griechenland liegen die Zahlen im ersten Geschäftsjahr 2020 natürlich weit unter den ursprünglichen Erwartungen, wie Ryf eingesteht.

Konzentration auf das saisonale Chartermodell

Ein Aufgeben ist jedoch kein Thema. «Wir rechnen mit einer Normalisierung des Geschäfts ab Mitte 2021», erklärt Ryf. Das ist nicht einfach eine Hoffnung, sondern stütze sich auf diversen Einschätzungen namhafter Institute. Da im Winter aber noch keine Besserung zu erwarten sei, wird das Geschäft während dem Winterflugplan komplett eingefroren. Ursprünglich war geplant gewesen, im Sommer mit Chartern Geld einzufahren, und im Winter mit Hub-Anbindungen ab Bern etwas geschäften zu können. Letzteres wird zumindest im kommenden Winter auf Eis gelegt.

«Wir konzentrieren uns auf ein saisonales Flugangebot», schliesst Ryf, mit der Hoffnung, dass es bereits im Sommer 2021 losgehen möge. «Wir sind im steten Austausch mit den Reiseveranstalter-Partnern und verfügen sicherlich über die nötige Flexibilität, um den Betrieb hochzufahren, falls dies der Markt erlaubt und erfordert», so Ryf. Die schlanke Struktur mag für flyBAIR also zumindest in dieser Hinsicht von Vorteil inmitten dieser unglaublichen Krise zu sein.