Flug

Ës ist weiterhin sehr ruhig an vielen Flughäfen. Bild: Artur Tumasjan

Fast eine Milliarde weniger Passagiere allein in Europa

Die Coronakrise schlägt weiterhin durch: Die 400 grössten europäischen Flughäfen haben gemeinsam seit Jahresbeginn deutlich mehr Passagiere als ursprünglich angenommen eingebüsst, und im Juli lag der Rückgang immer noch bei 78 Prozent.

Sind Sie auch der Meinung, dass das Schlimmste der Coronakrise überstanden ist und wir uns auf dem Weg der Besserung befinden? In der Sommerferien-Saison hörte man schliesslich, dass die Passagiere langsam an die Flughäfen zurückkehren.

Dabei ist allerdings das Wort «langsam» entscheidend. Immer noch fehlen den Flughäfen europaweit Millionen Passagiere im Vergleich zum Vorjahr. Das wird anhand einer Erhebung des europäischen Flughafenverbands ACI Europe (Airports Council International Europe) klar: Demnach haben die europäischen Flughäfen (zumindest die 400 wichtigsten davon, deren Zahlen in die ACI-Erhebung eingeflossen sind) innerhalb der ersten sieben Monate 2020 einen kumulierten Rückgang von über 969 Millionen Passagieren verzeichnet.

Anfangs März, als sich die Coronakrise abzeichnete, rechnete ACI Europe bereits mit heftigen Auswirkungen und prognostizierte Rückgänge von total rund 187 Millionen Passagieren. Es kam also deutlich schlimmer. Laut den Zahlen von ACI Europe gingen die Passagierzahlen im 1. Halbjahr 2020 um 64,2 Prozent gegenüber dem Vorjahres-Vergleichszeitraum zurück; das zweite Quartal stand mit einem Rückgang von 96,4 Prozent zu Buche. Ja, damit geht es wieder etwas aufwärts, aber die Zahlen sind immer noch schlimm. Alleine im wichtigen Reisemonat Juli resultierte immer noch ein Rückgang von 78 Prozent. ACI Europe analysiert, dass die schwachen Passagierzahlen und fehlende Anreize für Airlines, den Verkehr massiv hochzufahren, gepaart mit zunächst mal kostspieligen Kostenreduktionsmassnahmen, manche Flughäfen schon bald vor schlimme Liquiditätsprobleme stellen könnten.

Europa besonders hart getroffen

Interessant ist, dass Flughäfen ausserhalb des EU-Raums weniger betroffen sind. Dies, weil man teils grösseren Domestic-Flugverkehr generiert als viele EU-Länder, aber auch wegen strengeren Lockdowns in der EU und anschliessend verwirrenden Wiedereröffnungs-Regulierungen. Im ersten Halbjahr verloren nicht-EU-Flüghäfen 59,8 Prozent der Passagiere, also doch deutlich weniger als die EU-Flughäfen. ACI Europe geht inzwischen von einer sehr langsamen Erholung der Nachfrage aus.

Und welches sind denn nun die europäischen Flughäfen mit der grössten Nachfrage? Der übliche Spitzenreiter London-Heathrow lag in einer Passagiertabelle für den Monat Juni 2020 (in welcher der Passagierrückgang europaweit gerade mal noch auf Rang 11, mit 350'700 Passagieren, was einem Minus von 95,2 Prozent bei den Passagierzahlen entspricht. Amsterdam, im Vorjahr auf Rang 3, fiel auf Rang 7 zurück. Spitzenreiter war Moskau-Domodedovo mit 716'800 Passagieren (Rückgang: -73,3%). Es folgen auf den «Spitzenplätzen» Paris-Charles de Gaulle (625'900 Passagiere, -90,9%), Moskau-Sheremetyevo (622'800 Pax), Frankfurt (599'200 Pax) und Istanbul (591'000 Pax).

(JCR)