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Wizz Air setzt in der Krise auf Angriff
Die ungarische Ultra-Low-Cost-Airline Wizz Air hat letzte Woche ihre Quartalszahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahrs 2020/2021 (April-Juni 2020) veröffentlicht. Die nackten Zahlen sind, wie bei anderen Airlines auch, auf den ersten Blick unschön: Der Verlust vor Steuern betrug knapp unter 108 Millionen Euro, nachdem der Ticketumsatz um 92,2% und der Ancillary-Umsatz um 80,3% einbrachen. Der Umsatz betrug gerade mal 90,8 Millionen Euro; im Vorjahr hatte für den selben Zeitraum noch ein Umsatz von 691,2 Millionen Euro herausgeschaut.
Warum ist uns dies eine Meldung wert? Weil Wizz Air in der Coronakrise so ganz anders unterwegs ist als andere Airlines - was riskant ist, aber auch Potenzial hat. So hat nämlich Wizz Air in den letzten drei Monaten 22 Flugzeuge wieder in Betrieb genommen und damit 200 neue Routen lanciert, darüber hinaus wurde in Abu Dhabi eine neue Basis für die eigene neue Tochtergesellschaft eröffnet. Natürlich ist das alles mit Kosten verbunden. Und die Auslastung lag im genannten Quartal mit rund 56 Prozent weit unter dem letztjährigen Schnitt von 93 Prozent. Doch das ist CEO Joszef Varadi egal, wie er gegenüber «Bloomberg» festhält: «Unsere Auslastung verbessert sich laufend, derzeit liegen wir bei 65-70 Prozent. [...] Aktuell operieren wir Cash-neutral oder gar leicht Cash-positiv, was extrem wichtig ist in Bezug auf die Liquidität. Hierbei sind wir extrem stark.»
Varadi übertreibt nicht: Laut Quartalsreport hatte Wizz Air zuletzt 1,588 Milliarden Euro Cash-Reserven. Spannend ist, dass dies lediglich 3 Prozent unterhalb der Liquidität im Vergleichs-Vorjahresquartal liegt. Darüber hinaus sind 56 Prozent Auslastung im Vergleich ganz gut; der Durchschnitt in Europa liegt aktuell bei rund 40 Prozent. Wizz Air hat keine Flugzeugbestellungen annulliert, sondern diese sogar hochgefahren: Im kommenden Geschäftsjahr sollen 30 neue Airbus A321neo in Empfang genommen werden, also 5 mehr als ursprünglich geplant. Wizz Air geht davon aus, mit der Expansionsstrategie inmitten der Krise am Ende derselben als Sieger hervorzugehen.
Es gibt zwischendurch auch Wermutstropfen: Am Sonntag (2. August) sprach Griechenland gegen Wizz Air ein Landeverbot aus, weil sich die Airline nicht an Corona-Regelungen des Staates gehalten habe. Konkret habe Wizz Air nicht überprüft, ob Passagiere die nötigen Bedingungen für die Einreise erfüllten. Die Airline anerkannte dies, suchte das Gespräch - und soll inzwischen bereits wieder eine Landeerlaubnis für Griechenland vorliegen haben. So geht's auch.
In der Schweiz fliegt Wizz Air den Euroairport Basel-Mulhouse-Freiburg an und bietet ab dort Routen zu Zielen in Polen und Südosteuropa an.