Flug

Greig Baille (Airport Service Manager, Qatar Airways, links) und Antonio Panariello (Commercial Manager Switzerland, Qatar Airways, rechts) posieren zusammen mit zwei Piloten am Flughafen Zürich. Bild: QR

«Im Juli haben wir die Anzahl Flüge gegenüber Juni fast verdoppelt»

Wie Qatar Airways die herausfordernde Zeit meistert, erklären in Interview Antonio Panariello (Commercial Manager Switzerland) sowie Greig Baille (Airport Service Manager).

Herr Panariello, wie beurteilen Sie die aktuelle Situation für Qatar Airways?

Antonio Panariello: Während dieser Krise gilt die höchste Priorität unseren Kunden. Für 1,8 Millionen Passagiere konnten wir in den letzten Wochen Flüge durchführen, viele davon Repatriierungsflüge. Derzeit erhöht Qatar Airways nun kontinuierlich die Anzahl Destinationen und Frequenzen unter Berücksichtigung der Einreiserestriktionen. Mittlerweile bieten wir schon wieder eine Grosszahl an Destinationen an. An der Position als grösster internationaler Carrier mit mehr als 270 wöchentlichen Flügen an 45 Destinationen halten wir fest.

Wie oft fliegen Sie mittlerweile wieder nach Zürich?

Seit Juni führen wir wieder tägliche Flüge nach Zürich durch mit einem Airbus A350. Ab Genf hoffen wir ab Oktober wieder vier wöchentliche Flüge nach Doha anzubieten. Im Juli führen wir wieder gegen 3500 internationale Flüge durch, das ist fast eine Verdopplung zu den 2100 Flügen im Juni.

Welche Destinationen ziehen wieder an?

Generell verzeichnen wir positive Anzeichen, dass die Nachfrage wieder zurückkehrt – obwohl die Schweizer Regierung den Bürgern empfohlen hat, ihre Ferien in der Schweiz zu verbringen. Das grösste Hindernis sind derzeit aber noch die Einreisebeschränkungen. Viele Länder halten ihre Grenzen noch geschlossen. Insofern ist es derzeit für Reisende nicht einfach, Flugreisen zu buchen. Doch für Flüge Ende Jahr und anfangs 2021 registrieren wir eine wachsende Nachfrage – etwa für die Malediven, Malaysia, Seychellen, Indonesien, Thailand und Sansibar. Qatar Airways empfiehlt den Passagieren, vor der Flugbuchung die Reisebestimmungen und -einschränkungen des gewünschten Reiseziels zu prüfen. Einige Länder verlangen etwa ein Gesundheitszertifikat, dass nicht früher als 72 Stunden vor Anreise ausgestellt worden ist.

«Die Menschen möchten auch künftig reisen und Neues entdecken.»

Wie sehen die Gesundheitsvorkehrungen während des Fluges aus?

Wir haben frühzeitig erhöhte Hygiene- und Gesundheitsmassnahmen eingeführt – an Bord und am Hamad International Airport in Doha – gemäss den Empfehlungen der IATA und WHO. Die Flugzeug-Kabinen sind mit hochentwickelten HEPA-Filtern ausgerüstet, die 99,97 Prozent aller Viren und Bakterien filtern. An Bord haben wir verschiedene Sicherheitsprozeduren und ein angepasstes Service-Angebot. Unsere Kabinen-Crews sind darauf geschult worden, das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Neben Gesichtsmasken geben wir den Passagieren auch Gesichtsvisiere ab. Dazu erhalten die Passagiere ein Sicherheits-Kit mit Maske, Handschuhen und Desinfektionsmittel. Grosse Flaschen an Desinfektionsmitteln sind zusätzlich in der Galley verfügbar – für Passagiere und Crew. Passagiere in der Economy Class müssen die Gesichtsmaske oder zusätzlich das Visier während des gesamten Fluges tragen – ausser während den Mahlzeiten. Für Business-Class-Passagiere – mit mehr verfügbarem Platz – ist das Tragen freiwillig. Am Hamad International Airport werden Temperaturmessungen vorgenommen, die Hygienemassnahmen sind ausgeweitet und Social Distancing ist gewährleistet.

Konnten Sie Ihr gesamtes Schweizer Team zusammenhalten? Und halten Sie an Ihrem Büro in Zürich fest?

Schon vor Covid startete Qatar Airways Restrukturierungsmassnahmen. Dies hat zu einigen Veränderungen geführt. Am Zürich-Büro und dem Ticket-Desk ändert sich nichts. Bis auf Weiteres bleibt es geschlossen. Wir bedienen unsere Trade- und Corporate-Kunden derzeit vom Homeoffice aus.

Mit welchen generellen Entwicklungen rechnen Sie in der Airline-Industrie?

Viele unserer Massnahmen sind temporärer Natur. Doch der Airline-Industrie dürften langfristig einige Änderungen bevorstehen. Zu diesem Zeitpunkt sind Prognosen schwierig. Mitentscheidend werden eine mögliche Covid-Impfung sein, das künftige Kundenverhalten wie auch Flughafen- und Gesundheitsmassnahmen. Gleichwohl bin ich überzeugt, dass die Menschen auch künftig reisen und Neues entdecken möchten und dass die Reiseindustrie boomen wird. Das Reisen bringt die Menschen zusammen, das Bedürfnis die Freunde und die Familie zu treffen, ist weiterhin da oder wird sogar noch grösser.

«Wir versuchen, die Mittelsitze freizuhalten.»

Herr Baille, wie müssen sich die Passagiere das Boarding und die Abwicklung am Flughafen vorstellen?

Greg Baille: Passagiere und Bodenpersonal sind durch Perspex Screens, Acrylglass-Platten getrennt. Weiter wird Qatar Airways künftig auch Wärmebild-Kameras einsetzen, um erhöhte Temperaturen bei Passagieren feststellen zu können. Passagiere erhalten ihre Sitznummern schon im Voraus vom Zürich-Office. Wir versuchen die Mittelsitze freizuhalten, wenn dies möglich ist. Wie Antonio Panariello schon erwähnt hat, erhalten die Passagiere ein Sicherheits-Kit.

Verzögern die neu eingeführten Massnahmen das Boarding?

Ein bisschen länger dauert es nun schon. Wegen den erhöhten Sicherheits- und Gesundheitsmassnahmen sind Passagiere aufgefordert, sich bereits drei Stunden vor Abflug am Flughafen einzufinden. Am Check-In kontrollieren wir die Reisedokumente auch betreffend bisheriger Reiseziele und befragen die Passagiere nach den Weiterreise-Zielen. Die Qatar-Airways-Maschinen weilen länger an den Flughäfen, so dass wir eine umfangreiche Reinigung und Desinfektion durchführen können. Nach jedem Flug – zurück in Doha – werden die Maschinen und jegliche Flächen zusätzlich und rigoros gereinigt und desinifiziert.

Wie erleben Sie die Passagiere? Respektieren diese die längere Prozedur?

Seit wir die Flüge in Zürich wieder aufgenommen haben erhalten wie keine negativen Rückmeldungen. Das Verständnis für die aktuelle Situation ist da – und dafür sind wir dankbar in dieser herausfordernden und ungewissen Zeit.

(GWA)