Flug

Mit der Lust aufs Fliegen ist es bei vielen fürs Erste mal vorbei. Bild: Markus Spiske

66% wollen künftig weniger für Freizeitgründe fliegen

Eine grosse Studie der IATA weckt Besorgnis bei den gebeutelten Airlines. Mit einer raschen Rückkehr der Nachfrage zu «Overtourism-Niveaus» wird es wohl nichts.

Der Welt-Luftfahrtverband IATA hat seit Beginn der Coronakrise zahlreiche Umfragen durchgeführt. Es ist für die arg gebeutelte Luftfahrtbranche jetzt mehr denn je wichtig zu verstehen, was Flugreisende denken. Die neuste Umfrage der IATA dürfte aber für tiefere Sorgenfalten sorgen, bzw. den Modal-Konkurrenten von Bahn und Strasse für Freude sorgen.

Bei der dritten grossen IATA-Umfrage machten dieses Mal 4700 Reisende aus 11 Ländern mit (die Schweiz ist aber nicht darunter). Von den Befragten sagten 77%, dass sie inzwischen ihre Hände öfter waschen, 71% gehen grösseren Menschenansammlungen aus dem Weg und 67% tragen zumindest teilweise Masken in der Öffentlichkeit. So weit so gut. Aber nun kommt's: 58% haben angegeben, dass sie Flugreisen bewusst auslassen, und gar 33% sagen, dass sie auch in näherer Zukunft auf Flugreisen verzichten werden, aus Angst vor einer potenziellen Ansteckung mit dem Coronavirus.

Die Ängste beginnen schon bei der Anreise zum Flughafen, beim Gebrauch von öffentlichen Einrichtungen (z.B. Toiletten) an den Flughäfen, und natürlich vor einer Ansteckung im Flugzeug (Sitzen neben einer infizierten Person, keine Möglichkeit zu Social Distancing etc.). Immerhin zeigen sich die Befragten auch bereit, diverse Massnahmen über sich ergehen zu lassen, um die Ansteckungsrisiken zu minimieren. So sind etwa Temperaturchecks bei 43% der Befragten ok, praktisch gleichauf mit dem Tragen von Masken während dem Flug (42%). Über ein Drittel (38%) desinfizieren auch auf eigene Faust ihren Flugsitz. IATA-CEO Alexandre de Juniac bilanziert: «Die Mehrheit hat eindeutig Sorgen wegen COVID-19 während dem Reisen. Aber mir scheint, dass ein Vertrauen da ist in die getroffenen Massnahmen für ein sichereres Fliegen.»

Wie wird man die «Pain Points» los?

Weitere «Pain Points» kristallisierten sich in der Umfrage deutlich heraus. Umstritten schien etwa die Frage, ob die Luft im Flugzeug ein Problem, also ein Ansteckungspotenzial, darstelle. 57% der Befragten meinten, das sei der Fall - obwohl praktisch alle Airlines nicht müde werden zu kommunizieren, dass dank HEPA-Filtern die Luft gut ist und ohnehin alle 2-3 Minuten ausgewechselt wird.

Ein weiterer «Pain Point» betrifft das Social Distancing: Laut IATA gibt es aber diesbezüglich keine verordneten Massnahmen von den US- und europäischen Luftfahrtbehörden oder von der zivilen Luftverkehrsorganisation ICAO. Dafür hat sich die Maskenpflicht durchgesetzt, ebenso die Mobilitäts-Limitierung der Passagiere innerhalb von Flugzeugen. Das soll aus IATA-Sicht reichen.

Vielleicht braucht es dennoch mehr Efforts in der Luftfahrtbranche. Rund 45% der Befragten gaben an, nach Ende der Pandemie innerhalb kurzer Zeit wieder fliegen zu wollen. Das ist wenig und insbesondere deutlich weniger als die 61%, welche bei der ersten IATA-Umfrage im April auf dieselbe Frage so antworteten. Mit anderen Worten: Die Fluglust hat mit der Zeit eher abgenommen als wieder zugenommen. Darüber hinaus geben die meisten an, geschäftlich oder für Verwandtenbesuche wieder fliegen zu wollen. Derweil gaben 66% an, dass sie künftig weniger für Leisure (oder auch Business) fliegen würden. Darüber hinaus warten 64% ab, dass sich die Wirtschaft (und damit die eigenen Finanzen) wieder bessert, bevor man wieder grosse Flugferien ins Auge fasst. Letztere Punkte müssen der IATA bzw. den Airlines besonders zu denken geben.

Die Umfrage ist unter diesem Link in ihrer Gesamtheit und im Original ersichtlich.

(JCR)