Flug

Enorme Verschuldung und tiefe Nachfrage haben El Al vor grosse Probleme gestellt - zu grosse? Bild: Ethan McArthur

El Al lässt alle Flugzeuge am Boden

Die israelische Traditions-Airline hat bis auf Weiteres sämtliche Flüge eingestellt. Die Frage liegt in der Luft, ob El Al den Betrieb gleich komplett einstellt.

Die israelische Fluggesellschaft El Al, die seit 1948 existiert, hat bis auf Weiteres sämtliche Flüge - sowohl Passagier- als auch Cargoflüge - mit sofortiger Wirkung eingestellt. Sämtliche 45 Flugzeuge sind freiwillig gegroundet, vorläufig mal bis und mit 31. Juli.

Dies hat einerseits natürlich mit den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zu tun. Andererseits liegt dem Entscheid allerdings auch ein Konflikt mit den eigenen Piloten zugrunde. Zum einen ging es darum, dass El Al ein staatliches Rettungspaket ablehnte, weil damit der israelische Staat zu einem Mehrheitsaktionär geworden wäre - Angestellte, deren Jobs in Gefahr sind, konnten diese Ablehnung nicht nachvollziehen. Laut der israelischen Zeitung «Haaretz» geht es darüber hinaus darum, dass El Al es 30 B737-Piloten nicht erlaubt, Frachtflüge mit dem Boeing 787 Dreamliner durchzuführen. Die B737-Piloten sind seit drei Monaten beurlaubt und die Löhne wurden offenbar deutlich nach unten korrigiert, was Spannungen geschaffen hat. Die Einstellung der Flüge, für welche El Al «operative Gründe» angab, könnte also auch darauf zurückzuführen sein, dass die Piloten sich zu fliegen weigern.

Das Problem geht aber noch deutlich tiefer. Im ersten Quartal resultierte für El Al ein Verlust von rund 500 Millionen Shekel, umgerechnet also 137 Millionen Franken. Der Umsatz fiel zwischen Januar und März um 25 Prozent; Besserung fürs 2. Quartal war nicht in Sicht. Die Schuldenlast liegt derweil bei umgerechnet rund 2 Milliarden Franken.  

Israel wird touristisch erst am 1. August wieder öffnen und heimreisende Staatsbürger müssen sich in 14-tägige Quarantäne begeben. Das bringt die Flug-Nachfrage natürlich auch zum Erliegen. Die israelische Regierung liess derweil verlauten, dass die Probleme viel weiter zurückgehen als nur bis zum Beginn der Pandemie, und dass El Al über zu viel Personal verfüge, zu hohe Löhne bezahle und eine schwache Kapitalisierung habe. Unter anderem deshalb ist bislang auch kein Hilfspaket zustandegekommen. Die Verhandlungen dauern noch an - ein Paket wäre allerdings dringend nötig.

Bislang wurden drei B737 an die Leasinggesellschaft retourniert und zwei Leasingverträge annulliert. El Al verfügt trotzdem noch über eine grosse und moderne Flotte mit 16 Boeing 737-800, 8 Boeing 737-900, 6 Boeing 777-200ER, 3 Boeing 787-8 Dreamliner sowie 12 Boeing 787-9 Dreamliner. Diese Flotte am Boden zu haben, kostet viel Geld. In Israel glauben einige, dass der Betrieb nicht mehr aufgenommen wird. Ende Monat wissen wir mehr.

(JCR)