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Das Rettungspaket steht noch nicht - Lufthansa hofft auf Hilfe, um eine mögliche Insolvenz abzuwenden. Bild: Mark König

Die Lufthansa bastelt mit den DACH-Ländern fieberhaft am Rettungspaket

Das deutsche Rettungspaket für den Flugkonzern in Höhe von 9 Milliarden Euro könnte tiefer ausfallen. Offenbar wird gerangelt, welches Land wieviel und wofür und zu welchen Konditionen bezahlen soll.

Eigentlich soll ja nächste Woche im Rahmen einer Hauptversammlung der Lufthansa über die Umsetzung des mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds vereinbarten Stabilisierungspakets in Höhe von 9 Milliarden Euro entschieden werden. Darin vorgesehen ist eine Beteiligung der Fonds an der Lufthansa, und darüber hinaus diverse Massnahmen. Nun wird aber im Vorfeld und hinter den Kulissen eifrig weiter an der Rettung des Fluggiganten gebastelt. Nicht nur mit dem Bund und den Finanzinstituten, sondern auch mit der Europäischen Union, mit den Aktionären und den Mitarbeitenden.

Wie «Bloomberg» aus internen Quellen wissen will, arbeitet die Airline gemeinsam mit der deutschen Bundesregierung daran, dass Rettungspaket zu kürzen. Sprich: Statt 9 Milliarden könnten es letztlich weniger Milliarden sein - primär, um den deutschen Steuerzahler zu entlasten. Konkret gehe es darum, die vorgesehenen Kredite für Lufthansa in Höhe von 3 Milliarden Euro aus dem Fonds der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau zu reduzieren.

Wird das irgendwie kompensiert? Im Raum stehen verbesserte Hilfszusagen aus der Schweiz, Österreich und Belgien - also aus den Ländern, deren «National Carrier» sich unter dem Dach der Lufthansa Group befinden. Längst bekannt ist, dass die Schweiz eine 85-Prozent-Bürgschaft (abgesicherter Bankkredit) für Swiss und Edelweiss bis zu einer Höhe von 1,5 Milliarden Franken bewilligt hat. Eine Beteiligung ist nicht vorgesehen und auch sonst sind relativ wenige Bedingungen an diese Hilfe geknüpft - mal abgesehen von der Rückvergütungspflicht an Reisebüros. Österreich hat Austrian 150 Millionen Euro an frischem Eigenkapital zugesagt und will für 300 Millionen Euro bürgen. Österreich pocht aber auf eine Stärkung des Standorts Wien - was aus Lufthansa-Sicht möglicherweise eine Schwächung von Frankfurt und München bedeuten könnte. Die Gespräche mit Belgien dauern an.

Die Fluggesellschaft soll jedenfalls ein Interesse daran haben, die Hilfsmittel aus Deutschland zu verringern, da die Bedingungen der anderen Vereinbarungen weniger kostspielig seien. Die Diskussionen über den Höchstbetrag für eine Reduzierung dauern laut Medienberichten an. Die Lufthansa wie auch die Deutsche Regierung lehnten hierzu Stellungnahmen ab. Die Nerven jedenfalls liegen blank: Lufthansa könnte sich gar mit der Situation konfrontiert sehen, dass an der ausserordentlichen Aktionärsversammlung vom kommenden 25. Juni gegen die Vereinbarung gestimmt wird, wovor die Lufthansa am Mittwoch warnte. Welche Rolle der Lufthansa-Grossaktionär Heinz-Hermann Thiele dabei spielt, ist nicht ganz klar. Klar ist hingegen: Kommt das Rettungspaket nicht zustande, könnte Europas grösster Fluggesellschaft die Insolvenz drohen.

(JCR)