Flug

Am Luftfahrthimmel gibt es immer noch dunkle Wolken. Bild: Avery Steadman

Airlines rechnen 2020 global mit 50 Prozent Umsatzrückgang

Bisher 4,5 Millionen annullierte Flüge und 314 Milliarden Dollar weniger Umsatz: So sieht die aktuelle Schreckensbilanz laut IATA aus.

Wer sich dieser Tage auf der Website des Luftfahrt-Dachverbands IATA tummelt, sieht rechts oben eine Art Liveticker zur aktuellen Situation. Stand heute (10. Juni) geht daraus hervor, dass bis 30. Juni rund 4,5 Millionen Flüge weltweit annulliert wurden und 2020 bislang ein Umsatzrückgang von 55 Prozent, in Zahlen sind das 314 Milliarden US-Dollar, verzeichnet wurde.

IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac erklärt derweil, dass er dieses Jahr für die Luftfahrtindustrie die grössten je gemessenen Verluste erwartet, in Höhe von rund 84 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Bei der globalen Finanzkrise (gepaart mit dem Ölpreis-Anstieg) im Jahr 2008 betrugen die Airline-Verluste global rund 31 Milliarden Dollar, d.h. der Verlust war fast drei Mal tiefer als für 2020 erwartet. Bei der Prognose 2020 ging die IATA im letzten Jahr noch von Profiten in Höhe von 35 Milliarden Dollar aus... Im selben Statement (ebenfalls auf der Website zu finden) führt de Juniac weiter aus, dass bis Ende Jahr ein Umsatz-Rückgang in Höhe von 419 Milliarden Dollar prognostiziert wird, was einen Rückgang von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde - oder einem täglichen Verlust von 230 Millionen Dollar. Und auch heisst, dass in der zweiten Jahreshälfte nicht viel verlorenes Terrain wettgemacht wird.

Der Rückgang geht einher mit den Passagierzahlen, die 2020 global noch 2,25 Milliarden betragen dürften, was auch die Hälfte des Vorjahreswerts ist. Damit wird ein Jahrzehnt des Wachstums zunichte gemacht. Oder anders ausgedrückt: Die Airline-Industrie fällt auf das Level von 2006 zurück. Das hat auch die Erwartungen der IATA bei Weitem übertroffen, im negativen Sinn. Noch im Februar erklärte der Verband, man erwarte dieses Jahr wegen dem Coronavirus Verluste von rund 29 Milliarden Dollar. Diese Zahl wurde mehrmals korrigiert und liegt nun, wie oben dargelegt, bei 419 Milliarden, also rund 15 Mal höher als bei der ersten Einschätzung. Zu Beginn wurde eben auch nur mit einem Unterbruch der Flüge nach China gerechnet, und nicht mit einem globalen Quasi-Grounding mit temporär bis zu 95 Prozent Kapazitätsreduktion.

Immerhin gibt es langsam auch wieder Anzeichen, dass das Schlimmste vorbei ist. Für 2021 rechnet die IATA global immer noch mit 15,8 Milliarden Dollar Verlust für die Airline-Branche. Die Nachfrage dürfte wieder anziehen, auch wenn die Wirtschaft global schlechter sein wird, was die Nachfrage negativ beeinflusst. Demgegenüber werden die überlebenden Airlines alle deutlich höher verschuldet sein als bisher. Zuletzt sagt de Juniac auch, dass schwere Reiseeinschränkungen - etwa die in Grossbritannien kürlich eingeführte Quarantänepflicht - den Airlines wie auch dem ganzen Reise-Ökysystem dauerhaft schaden würden. Der Weg zurück wird lang und beschwerlich sein.

(JCR)