Flug

Im ersten Quartal 2020 beförderte Swiss 21,4 Prozent weniger Passagiere als im Vergleichszeitraum 2019. Bild: SWISS Int. Air Lines

Die Lufthansa Group macht das Ausmass der Misere deutlich

Allein bei der Swiss betrug der Umsatzrückgang im 1. Quartal 2020 über 84 Millionen Franken. Trotzdem sollen Ticket-Rückerstattungen «so schnell wie möglich» erledigt werden.

Die Lufthansa Group hat die Ergebnisse des 1. Quartals 2020 präsentiert. Die ursprünglich für den 30. April geplante Veröffentlichung war aufgrund der Auswirkungen der Coronakrise verschoben worden. Nun wird klar, wie gross die Misere aufgrund der Reiseeinschränkungen wegen Corona ist - und dabei war nicht einmal das ganze Quartal gleichermassen betroffen, weshalb die Zahlen für das 2. Quartal dann nochmals schlechter sein dürften.

Beginnen wir mit Swiss. Das erste Quartal 2020 schloss Swiss mit einem Verlust von 84,1 Millionen Franken ab (Vorjahreszeitraum im Vergleich: + CHF 48,3 Mio.). Im Zuge des Nachfrageeinbruchs und der Kapazitätsreduktion ging der Umsatz um 20 Prozent auf 923 Mio. Franken zurück (Vorjahr: CHF 1,15 Mrd.). In den ersten drei Monaten dieses Jahres beförderte Swiss insgesamt 2'991'974 Passagiere. Dies entspricht einem Rückgang von 21,4 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Insgesamt führte Swiss 27'270 Flüge durch, 19,2 Prozent weniger als im ersten Quartal 2019. In den ersten drei Monaten des Jahres 2020 hat Swiss auf dem gesamten Streckennetz 15,9 Prozent weniger Sitzkilometer (ASK) angeboten, die Anzahl der verkauften Sitzkilometer (RPK) sank um 21,5 Prozent. Die Auslastung der Flüge (SLF) lag im Durchschnitt bei 73,3 Prozent. Damit waren sie im Vorjahresvergleich um 5,3 Prozentpunkte schlechter ausgelastet. Eine Ergebnisprognose lasse sich aufgrund der nach wie vor sehr unberechenbaren weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie nicht abgeben.

Aufgrund der ausbleibenden Ticketerträge hat Swiss über das gesamte Unternehmen hinweg Kurzarbeit eingeführt und einen Einstellungsstopp verhängt, zudem wurden geplante Investitionen zurückgestellt. Des Weiteren wird Swiss ihre Flottengrösse durch die verzögerte Auslieferung von bestellten Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen anpassen und prüft zudem die vorgezogene Ausmusterung älterer Flugzeuge. Bekanntlich hat Swiss auch Staatshilfe beantragt. Immerhin: Nach dem Rumpfflugplan baut Swiss ihr Angebot ab Juni sukzessive wieder aus. Dabei sollen im Juni 15 bis 20 Prozent des ursprünglichen Programms angeboten werden. Ebenso wird das Angebot an Frachtflügen verstärkt. Bei drei von 12 Flugzeugen des Typs Boeing 777 wurden die Sitze in der Economy Class entfernt, um diesen Raum ebenfalls zur Beförderung von Fracht nutzen zu können.

4,3 Milliarden Euro Liquidität

Insgesamt haben die Airlines der Lufthansa Group in den ersten drei Monaten 21,8 Millionen Fluggäste befördert und damit rund ein Viertel weniger als im Vor­jahresquartal (-26,1 Prozent). Der Sitzladefaktor ist in diesem Zeitraum um 4,7 Prozentpunkte auf 73,3 Prozent gesunken. Das Frachtangebot ist um 15 Pro­zent zurückgegangen, die verkauften Frachtkilometer um 15,5 Prozent. Daraus ergibt sich ein um 0,4 Prozentpunkte geringerer Nutzladefaktor von 62,5 Prozent.

Im April mussten die Airlines der Lufthansa Group einen Rückgang der Fluggäste um 98,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 241'000 verzeichnen. Das Angebot sank um 96,0 Prozent. Der Sitzladefaktor ist um 35,8 Prozentpunkte auf 47,5 Prozent zurückgegangen. Das Frachtangebot lag insbesondere aufgrund feh­lender Kapazitäten auf Passagierflügen um 60,7 Prozent niedriger als im April 2019. Die verkauften Frachtkilometer gingen hingegen lediglich um 53,1 Prozent zurück, so dass der Nutzladefaktor um 11,5 Prozentpunkte auf 71,5 Prozent ge­stiegen ist. Auch im Mai lag das Passagier- und Frachtangebot deutlich unter Vor­jahr.

Staatliche Unterstützungsmassnahmen sichern die Solvenz des Unterneh­mens, bis es aus eigener Kraft wieder ausreichend Mittel erwirtschaften kann. Am 31. März 2020 betrug die Liquidität der Lufthansa Group rund 4,3 Milliarden Euro. «Um die Kredite und Coupons zügig zurückzahlen zu können, werden wir unseren jährlichen Free Cashflow gegenüber dem Vorkrisenniveau deutlich steigern müs­sen – und das, obwohl die weltweite Nachfrage nach Flügen noch über Jahre unter dem Vorkrisenniveau liegen wird», sagt Thorsten Dirks (Vorstand Digital und Finanzwesen der Deutschen Lufthansa AG), «dies wird nur gelingen, wenn wir in allen Kon­zernbereichen Restrukturierungsprogramme durchführen und uns mit den Tarif­partnern auf innovative Lösungen verständigen.»

Krise bis 2023

Das Unternehmen plant mit einer nur schrittweise anziehenden Nachfrage. Es rechnet für das Jahr 2021 mit immer noch 300 geparkten Flugzeugen, im Jahr 2022 voraussichtlich noch mit 200. Selbst nach Beendigung der Krise, die für das Jahr 2023 erwartet wird, geht der Konzern von einer immer noch um 100 Flug­zeuge kleineren Flotte aus. Auch für das Drittgeschäft der Servicegesellschaften wird zunächst mit einem erheblichen Nachfragerückgang gerechnet.

Die Airlines der Lufthansa Group haben sich mit umfangreichen Hygienemassnah­men und der Einführung einer Maskenpflicht an Bord auf eine steigende Nachfrage vorbereitet. Um ihren Kunden in der Coronakrise ein Höchstmass an Flexibili­tät zu geben, bieten die Airlines der Lufthansa Group ihren Kunden weiterhin zahl­reiche Umbuchungsmöglichkeiten an. Zudem werden die Kapazitäten in den Call­centern kontinuierlich ausgeweitet, um Kunden, die ihren Flug stornieren, so schnell wie möglich ihre Erstattung auszahlen zu können, wie die Lufthansa Group meldet. Dadurch sollen Ticketer­stattungen im dreistelligen Millionenbereich pro Monat möglich werden. Aufgrund der hohen Zahl der Rückerstattungswünsche kann es dennoch weiter zu Wartezei­ten kommen.

(JCR)