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Eine Swiss-Maschine am Flughafen Zürich: Vom Überleben der Lufthansa Group hängt auch das Überleben der Swiss ab. Bild: JCR

«Genehmigen Sie das Rettungspaket für die Lufthansa-Group ohne Auflagen!»

Der Branchenverband Aeropers zeigt kein Verständnis, dass in Brüssel die Rettung der Lufthansa Group an besondere Auflagen geknüpft wird - und erklärt hier, wieso.

Die Diskussionen um die Unterstützung der Lufthansa in Deutschland kommen in die entscheidende Phase - und vom Überleben der Lufthansa hängt auch der Fortbestand der Töchter SWISS und Edelweiss in der Schweiz ab. Dass die Lufthansa dem Rettungspaket des deutschen Bundes nicht zustimmte, stiess da und dort auf Kritik.

Nun erhält sie Schützenhilfe vom Pilotenverband Aeropers, welcher einen offenen Brief an die EU-Kommission formuliert hat. Zentrales Argument darin ist, dass die Lufthansa die von der EU formulierten Bedingungen in der aktuellen Form nicht akzeptieren kann, da diese die Gesundung des Unternehmens und die Rückzahlung der Kredite gefährden. Vor allem die Abgabe von Slots an Low-Cost-Airlines stösst bei Aeropers sauer auf. Momentan fordert nämlich die EU-Kommission, dass die Lufthansa in Frankfurt und München, im Gegenzug zur notwendigen Unterstützung, zahlreiche Slots abgibt. Diese sollen dann von Airlines wie Ryanair und Wizz Air genutzt werden können.

«Es ist unsinnig, einerseits die Lufthansa zu unterstützen und von ihr hohe Zinsen und die baldige Rückzahlung der Kredite zu fordern und andererseits das funktionierende Geschäftsmodell der Lufthansa in seinen Grundfesten zu erschüttern», sagt Thomas Steffen, Mediensprecher Aeropers, «die Lufthansa funktionierte in den letzten Jahren so gut dank der ausgeklügelten Wellensysteme auf ihren Hubs. Diese wären durch die Abgabe von Slots gefährdet.» Dass die Slots von Low-Cost-Airlines übernommen werden sollen, die vor allem erfolgreich sind, weil sie laut Aeropers «intensives Sozialdumping» betreiben, wäre für die Angestellten in der Luftfahrtindustrie doppelt bitter. «Diese Airlines betreiben eine massive Aushöhlung von Arbeitsstandards und leben davon, dass sie ihre Mitarbeiter zum grossen Teil in einem Modell der Scheinselbstständigkeit beschäftigen», sagt Steffen weiter, «einige Airlines aus dem Low-Cost-Bereich haben vor allem deshalb grosse finanzielle Reserven, weil sie jahrelang die Rechte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern missachtet und ihr Geschäftsrisiko auf die Belegschaft abgewälzt haben. Die Lufthansa-Group hingegen übernimmt soziale Verantwortung für ihre Belegschaft».

Ganz im Gegensatz zu den zahlreichen Beteuerungen, sie würden keine finanzielle Unterstützung geniessen, haben viele Low-Cost-Airlines immer genau davon stark profitiert. Oft fliegen sie nur Destinationen an, wo sie finanzielle Anreize der entsprechenden Länder oder Flughafenbetreiber erhalten. Die Forderung der Personalverbände der Lufthansa-Group an die Europäische Kommission sei deshalb klar und deutlich: Es wird erwartet, dass qualitative Kriterien bezüglich Sozial- und Arbeitsstandards der betroffenen Arbeitsplätze in die Entscheidungen auf EU-Ebene einbezogen werden. Und um Arbeitsplätze nicht aufs Spiel zu setzen, solle das Rettungspaket für die Lufthansa-Group ohne Auflagen genehmigt werden.

(JCR)