Flug

Die Checkport AG darf laut CEO Daniel Steffen nicht auf den Geldtopf des Bundes zugunsten flugnaher Betriebe zurückgreifen. Bild: zVg

«Wir erwarten ähnliche Änderungen wie damals nach 9/11»

Jean-Claude Raemy

Daniel Steffen, der CEO von Checkport, erklärt im Interview mit Travelnews, wie es dem Unternehmen geht, welche Lichtblicke es gibt und weshalb aktuell hochgefahrene Massnahmen vermutlich auch bald wieder verschwinden.

Am heutigen 15. Mai nimmt der Flughafendienstleister Checkport die Aspire Airport Lounges am Flughafen Zürich wieder in Betrieb. Ein kleiner Schritt zurück in eine noch fragile Normalität. Das hat uns veranlasst, bei Daniel Steffen, dem CEO von Checkport, mal nachzufragen, wie es denn beim Flughafendienstleister aussieht und worauf sich Passagiere am Flughafen nun bereitmachen müssen.


Herr Steffen, auch Checkport ist durch die Coronavirus-Krise stark betroffen. Was hat die Firma in den letzten Wochen überhaupt noch gemacht?

Checkport Schweiz ist für einen grossen Teil des Ausreiseprozederes bei USA-Flügen der Swiss und Edelweiss sowie für den kompletten Passagierdienst bei United Airlines zuständig. Zu Anfang waren wir stark mit den immer wieder wechselnden Einreisebestimmungen beschäftigt und haben direkt an den Abfluggates nochmals die Reisedokumente alle Passagiere überprüft. Wir haben bis anhin so viele Passagiere an den Gates wieder ausgeladen wie noch nie, da sie nicht den geltenden Einreisebestimmungen der Reiseländer entsprochen hatten.

Mit fortschreitender Dauer der Coronavirus-Krise hat sich unsere Tätigkeit auf Spezialaufträge verlagert. Dazu gehörten zum Beispiel Fiebermessen auf Flügen von Alitalia und Air Canada vor dem Boarding, die Sicherung von Flugzeugen und Fracht oder die Betreuung sogenannter INAD (Inadmissible Person), die nicht in die Schweiz einreisen dürfen. Unsere «flyingDoc-Checkers» haben im Auftrag von Edelweiss direkt in Catania am Abflug-Gate nach Zürich die Reisedokumente der Passagiere überprüft und so mitgeholfen, dass keine Passagiere nach Zürich reisen, die in der Schweiz nicht einreisen durften.

Trotz dieser Aktivitäten wurde aber die Firma sicherlich finanziell stark belastet?

Ja, trotz all dieser Spezialaufträge ist das Auftragsvolumen dramatisch eingebrochen und betrug im April lediglich 8% des budgetierten normalen Auftragsvolumens.

Welche Massnahmen zur Abfederung der Umsatzverluste wurden ergriffen?

Checkport hat sehr früh auf die Krise reagiert und bereits Anfang März Kurzarbeit beantragt. Dies hat uns sehr geholfen. Zurzeit sind 96% der 300 Mitarbeitenden in Kurzarbeit.

Die «flugnahen Betriebe» sollen ja auch Bundesgeld erhalten. Wie sieht das bei Checkport aus?

Checkport Schweiz AG ist im Mehrheitsbesitz der Swissport International AG und somit letztlich im Besitz der chinesischen HNA. Deshalb gelten für uns die gleichen Regeln für die Bundesunterstützung wie für Swissport, auch wenn wir eine Aktiengesellschaft nach Schweizer Recht sind. Das heisst, zurzeit erfüllen wir die Auflagen für die staatliche Unterstützung flugnaher Betriebe nicht.

«Der Preisdruck der Airlines auf die Service Provider ist durch die Krise noch grösser geworden.»

Sie sagen, gewisse Unternehmensteile blieben operativ. Kann man Dienstleistungspreise in solch einer Situation kurzfristig anheben, um Ausfälle besser zu kompensieren?

Wie bei der ersten Frage ausgeführt, gab es sehr viele Spezialaufträge. Diese sind aber aufwändig zu planen, da oft viel Organisation für einen kurzen Einsatz zu Buche schlägt. Der Preisdruck der Airlines auf die Service Provider ist durch die Krise noch grösser geworden. Deshalb sind solche Spezialaufträge praktisch nicht gewinnbringend. Es ist auch sehr schwierig, bestehende Verträge ertragsmässig durchzusetzen, wenn bei den Airlines die Erträge wegfallen und Flüge kurzfristig annulliert werden.

Immerhin ein Lichtblick: Nun werden Lounges wieder eröffnet. Welche Signalwirkung hat dies auf Mitarbeitende und Kunden?

Checkport Schweiz betreibt am Flughafen Zürich die Aspire Lounges. Diese wurden mit der Schliessung der Gastronomiebetriebe in der Schweiz und mit dem Zusammenbruch des Luftverkehrs ebenfalls geschlossen. Da es zurzeit im Airside-Bereich des Flughafen Zürichs keine Gastronomie-Angebote für Passagiere gibt, haben wir beschlossen, die Lounges im zentralen Terminalbereich A/D für alle Passagiere zu öffnen. Für 20 Franken Eintritt bieten wir den Passagieren die Annehmlichkeiten einer Business Class Lounge inklusive Getränke und Snack-Auswahl. Selbstverständlich betreiben wir die Lounge nach den Schutzvorgaben des BAG und Gastrosuisse.

Checkport lanciert auch eine Webinar-Reihe im Ausbildungsbereich. Was wird da geboten?

Die Airline-Branche ist eine trainingsintensive Branche. Die Kurzarbeit hat bei vielen Mitarbeitenden in den Handling-Betrieben dazu geführt, dass ihre Trainings ablaufen und sie keine Möglichkeit haben, diese physisch zu absolvieren. Deshalb bieten wir im Bereich Luftfahrttraining Webinars an. Das erste findet am 26. Mai zum Thema «Dangerous Goods» (Gefahrgut) statt.

Aktuell wird viel über sich ändernde Prozesse an den Flughäfen diskutiert. Was erwarten Sie? Und wo sehen Sie Chancen für Checkport?

Wir erwarten ähnliche Änderungen wie damals nach 9/11, als der gesamte Security-Bereich hochgefahren wurde. Ich gehe aber davon aus, dass viele der Schutzmassnahmen über die Zeit wieder verschwinden werden, da sie nur bedingt praxistauglich sind. Spezielle Massnahmen benötigen auch Spezialisten, welche diese planen und ausführen.

Checkport bereitet sich bereits jetzt auf verschiedene Szenarien vor. So sind wir zurzeit die einzige Firma an den Flughäfen Zürich und Genf, die ein Konzept für sogenannte «Exit Screenings» (Fiebermessen vor dem Boarding) haben und anwenden.