Flug

Wer es sich leisten kann, kann möglicherweise schon bald ganz angenehm zu Mittelmeerzielen fliegen. Bild: GlobeAir

Mit dem Privatjet kommt man möglicherweise früher zum Ferienziel

GlobeAir plant erste Ferienflüge Richtung Kroatien, Italien und Griechenland - in Zusammenarbeit mit lokalen Touristikunternehmen am Start- und Zielort.

Aktuell ist die Lage im globalen und insbesondere auch im europäischen Verkehr völlig unübersichtlich. Geschlossene Grenzen, unübersichtliche Regelungen hinsichtlich Hygienemassnahmen in öffentlichen Transportmitteln, unterschiedliche Restriktionen an Flughäfen und Bahnhöfen: Das alles schürt nicht gerade Vertrauen in eine unkomplizierte, reibungslose Reise. Alle haben Lust, in die Ferien zu fliegen, aber Maskenpflicht in Flugzeugen, eventuell stundenlange Wartezeiten an Flughäfen und unklare Auflagen für die Einreise vermiesen die Ferienlust.

Hier eröffnet sich für Privatjet-Anbieter eine enorme Chance. Die österreichische Privatjet-Chartergesellschaft GlobeAir beispielsweise ist in den letzten Wochen regelmässig geflogen. «Natürlich gelten auch für uns die gängigen behördlichen Restriktionen», erklärt Dieter Pammer (Director Business Development, GlobeAir) gegenüber Travelnews, «aber wir bieten zahlreiche Vorteile, dank denen momentan geflogen werden kann.» Konkret: GlobeAir ist extrem flexibel und kann sehr schnell auf die sich permanenten Änderungen im Flugbereich reagieren. Und man darf nicht vergessen: Es ist zahlreichen Personen erlaubt, in andere Länder zu reisen. Beispiel: Wer italienischer Staatsbürger ist und/oder einen Wohnsitz (auch Zweitwohnsitz) in Italien hat, darf - unter Einhaltung der behördlichen Massnahmen - in Italien einreisen. Nur ist das auf dem Landweg umständlich, während es auf dem Flugweg zurzeit fast keine Möglichkeiten gibt. Doch genau solche Möglichkeiten bieten die Privatjet-Anbieter - und dies ohne die Umstände, welche die aktuelle Situation bei den Flughafenprozessen mit sich führt, und mit Flugzeugen, in denen Social Distancing kein Problem ist.

Bei GlobeAir kommen nämlich ausschliesslich Cessna Citation zum Einsatz; 20 Stück besitzt man davon. Diese bieten lediglich vier Plätze - ideal für Familien oder Paare, bei denen nicht die üblichen Social-Distancing-Bestimmungen zum Tragen kommen. Dazu können kleine Flughäfen angeflogen werden. So kommt man etwa von St. Moritz nach Cannes. Und dies mit einem 15-Minuten-Boarding und nur wenigen Touchpoints am Flughafen. Und die Preise sind, wenn auch nicht gerade auf Ryanair-Niveau, so doch auch nicht nur in Reichweite von Millionären, wie Pammer versichert. Zudem gebe es hin und wieder Positionierungsflüge, die man besonders günstig haben könne.

«Reisende, die Coronavirus-freie Ziele suchen, werden nach Reisemöglichkeiten in den Ländern suchen, die die Krise am besten gemeistert haben», führt Pammer aus, «aber da kommerzielle Fluggesellschaften wohl noch länger mit den neuen und wechselnden Regulierungen kämpfen werden, bieten Privatjet-Charterunternehmen wie GlobeAir die beste Alternative, um diese Ziele sicher zu erreichen.»

GlobeAir reicht Veranstaltern und Reisebüros die Hand

«Es gibt aber immer noch eine gewisse Berührungsangst mit der Privatjet-Szene», fährt Pammer fort. Er arbeitet nun deshalb an einem wegweisenden Projekt, welches Anbieter und Vermittler gemeinsam mit dem Transporteur - in diesem Fall natürlich GobeAir - an einen Tisch bringen soll.

Zum einen habe man bereits identifiziert, welche Länder auf dem richtigen Weg sind, um in naher Zukunft sichere Reisemöglichkeiten anzubieten. «Wir arbeiten mit Hotspots aus Österreich, Sardinien , Kampanien, Kroatien und Griechenland zusammen, um Ferienpakete für den Sommer-Tourismus zu schnüren», so Pammer. Beispiel: Das Luxushotel Elounda Beach auf Kreta will in wenigen Wochen wieder öffnen - auch wenn dann noch keine Touristenmassen zu erwarten sind. Die Flugsituation nach Kreta ist noch schwierig. Deshalb arbeitet GlobeAir direkt mit dem Hotel zusammen, damit dieses beispielsweise Kunden anschreibt und diese dann mit GlobeAir eine gute Flugmöglichkeit zugewiesen bekommen. Natürlich funktioniere dies auch über den Kanal der Reiseveranstalter und Reisebüros: Wer Kunden hat, dies an bestimmte Orte reisen können bzw. dürfen, kann bei GlobeAir problemlos eine Fluglösung beantragen. Pammer präzisiert, dass die Airline selber nicht paketieren werde, sondern als reiner Flugdienstleister auftritt. Bei Premiumkunden aller Couleur rechnet man sich gute Chancen aus - und diese sind möglicherweise bereit, eine solche Lösung zu wählen, statt darauf zu warten, dass herkömmliche Charterflüge mitsamt dem ganzen Flughafen-«Hassle» wieder verfügbar sind. Und das Beste: Für jede vermittelte Reise erhält der B2B-Auftraggeber 10 Prozent Kommission.

Aktuell versucht GlobeAir, für dieses «Leisure-Geschäft» eine eigene Marke aufzubauen. Schon in wenigen Wochen will man loslegen. Nehmen wir das Beispiel Sardinien: Da ist man bereit. Ab Juni, wenn die Flughäfen in Sardinien nach und nach wieder für Reisende geöffnet werden, werden die Passagiere gebeten, einen negativen COVID-19-Test vorzulegen, und müssen sich bei der Ankunft einem schnellen COVID-19-Test unterziehen sowie mit einer mobilen App zur Verfolgung der Bewegungen ausgestattet sein. Ist dies der Fall, können Reisende Sternehotels buchen, die sich nahe der wichtigsten Flughäfen der Region befinden, etwa Olbia, Alghero oder Cagliari. GlobeAir arbeitet auf Sardinien eng mit dem lokalen Reiseerlebnis- und Concierge-Dienstleister 4experience zusammen, um All-in-One-Reisen nach Sardinien, vom Privatjetflug bis zur Luxusunterkunft, in absoluter Sicherheit zu arrangieren.

Neapel, Amalfi und Capri bereiten sich ebenfalls darauf vor, im Juni wieder in Betrieb zu gehen. Grosse Hotels wie das Romeo Hotel, das Grand Hotel Vesuvio, Le Sirenuse, Santa Catarina in Ravello und andere bestätigten laut Pammer bereits ihre jeweiligen Wiedereröffnungstermine. Kroatien wird am 17. Mai seine Grenzen wieder öffnen; nach den jüngsten Regierungsankündigungen werden die Hoteleinrichtungen bis Mitte Juni wieder in Betrieb sein, wenn das sogenannte «Tourist-Corridor»-Projekt beginnen soll. Das Land hat eine der niedrigsten europäischen Sterblichkeitsraten pro Kopf gemeldet, mit nur 33 Todesfällen, die auf COVID-19 zurückzuführen sind. Internationale Reisende mit einem gültigen Gesundheitszeugnis werden sowohl auf der Strasse als auch auf dem Luftweg zugelassen. «Wir erwarten, dass Besucher Zadar, Dubrovnik und Split wegen ihrer bekannten Yacht- und Seereiseangebote bevorzugen», sagt Pammer, welchem schon diverse Anfragen von Yacht-Besitzern vorliegen, welche möglichst schnell zu ihren Yachts gelangen wollen, und dies nicht nur in Kroatien, sondern auch in Palma oder Mykonos.

«In enger Absprache mit den touristischen Leistungsträgern werden diese Flugoptionen evaluiert und für Ferienflugkunden eingeplant», schliesst Pammer. Die Nachfrage bei Privatjet-Chartergesellschaft ist seit Beginn der Coronavirus-Krise hoch, wie Travelnews bereits schrieb - sie wird es vorerst auch nach den Lockerungen noch bleiben. Im Visier von GlobeAir sind hierbei primär mal die deutschsprachigen Quellmärkte.

(JCR)