Flug

Ob 1,5 Milliarden Franken genügen, die 91 Swiss-Flugzeuge wieder in die Luft zu kriegen? Bild: TN

Die Swiss ist vorerst gerettet

Auf zwei Milliarden Franken soll sich das Rettungspaket für die Schweizer Luftfahrt belaufen.

Dass die Schweiz die Swiss nicht fallen lässt, war klar. Die Höhe und Art und Weise der staatlichen Unterstützung stand aber noch nicht fest. Morgen Mittwoch werde die Swiss über das Rettungspaket informieren, schreibt heute der «Tages-Anzeiger» und nennt vorab schon zahlreiche Details der finanziellen Unterstützung.

So soll sich das Rettungspaket für die Schweizer Luftfahrt nicht auf drei bis fünf Milliarden Franken belaufen, wie die Zeitungen der TX Group zunächst berichteten, sondern auf zwei Milliarden. Auf 1,5 Milliarden Franken soll sich der Kredit für die Swiss belaufen, die den Betrag in den nächsten Jahren abhängig der künftigen Gewinne zurückzahlen muss. Weitere 500 Millionen Franken sollen flugnahe Betriebe erhalten, indes erst zu einem späteren Zeitpunkt. Dies haben anscheinend Verhandlungen zwischen Bund, Kantonen und Empfängerfirmen am vergangenen Wochenende ergeben.

Liquiditätsspritze

Wie gross das Risiko für den Steuerzahler ist, dass der Betrag verloren gehen könnte, ist fraglich. Der Bund wird für die Summe zwar keine eigenen Mittel aufwerfen, aber für die Bankkredite bürgen – das selbe Modell, das der Bund bei den KMU-Krediten anwendet.

Offensichtlich lässt es die Liquidität bei Swissport und Skyguide zu, statt des bei der Swiss angewandten Notrechts den üblichen Gesetzesweg zu gehen. Über die 500 Millionen Franken für die flugnahen Betriebe soll das Parlament in der Sommersession befinden.

Die Parallelen zur Rettung der Swiss vor 18 Jahren sind augenfällig. Die damalige Rettung der Swissair beziehungsweise Neugründung zur Swiss kostete ebenfalls 1,5 Milliarden Franken. Im Gegensatz zu heute stiegen damals aber auch private Risikokapitalgeber mit ins Boot.

Zukunftsfrage

Mit dem Gutheissen des Hilfskredits sind bei der Swiss aber noch lange nicht alle offenen Fragen beantwortet. Noch unklar ist, mit welcher Flottengrösse der Carrier in den nächsten Jahren unterwegs sein wird. Zwar lautet der Plan, nach und nach bis 2023 die heutige Grösse wieder zu erreichen. Doch wie wird sich die Flugnachfrage in der Nach-Corona-Zeit entwickeln? Und was passiert mit den georderten Maschinen der A320-Neo-Familie? Offensichtlich soll nun doch die veraltete A320-Familie länger im Betrieb bleiben, was wiederum ökologische Fragen aufwirft.

Der Öko-Faktor wird im aktuellen Rettungspaket aussen vor gelassen, was viele grüne Politiker erzürnen dürfte. Jetzt wäre nämlich der beste Zeitpunkt, der Airline auch stärke ökologische Grenzen zu setzen, finden diese.

Auch die Reisebranche und die zahlreichen Reisebüros, die auf Rückvergütungen warten – und jüngst ihren Groll deutlich ausdrückten über ausstehende Swiss-Rückvergütungen –, dürften der geplanten Finanzierung zwiespältig entgegenblicken. Werden die neuen Gelder gleich auch für die offenen Rückerstattungen benutzt? Oder sorgt die Finanzspritze vor allem zunächst dafür, dass das Swiss-Netzwerk wieder hochgefahren wird?

Die Wiederaufnahme des Flugbetriebs über den aktuellen Mini-Flugplan hinaus bereitet der Swiss aber grosses Kopfzerbrechen. Geschlossene Grenzen und eine fragliche Nachfrage lassen ein Hinauffahren schwierig erscheinen. Während eine Air France oder Lufthansa einen Teil der Flotte auf Inlandflügen einsetzen kann, muss die Swiss auf Grenzöffnungen hoffen, um überhaupt wieder in die Luft zu kommen – abseits von Repatriierungs- und Frachtflügen. Ein Kraftakt steht der Swiss bevor, um das bisherige Netzwerk-System wieder aufnehmen zu können. Ob hierzu die 1,5 Milliarden Franken reichen, muss sich zeigen.

(GWA)