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Wizz Air bedient mittlerweile 155 Ziele in 45 Ländern. Bild: Wizz Air

Wachstum von Wizz Air hält an

Urs Huebscher

Die osteuropäische Low-Cost-Airline verblüfft mit Wachstumszahlen von über 20 Prozent. Die weitere Expansion ist bereits im Gang.

Die sieben grössten europäischen Low-Cost-Airlines begrüssten 2019 rund 362 Millionen Passagiere. Das stärkste Wachstum verzeichnete im vergangenen Jahr die ungarische Wizz Air, die sich zum bestimmenden Player in Osteuropa aufschwingt und satte 20 Prozent mehr Passagiere (39,8 Millionen) begrüssen konnte. Soeben hat Wizz Air zusammen mit der Abu Dhabi Developmental Holding Company ein Joint-Venture gegründet. Wizz Air Abu Dhabi soll in der zweiten Jahreshälfte 2020 starten und das Emirat mit Zielen in Europa, Afrika und dem Nahen Osten bedienen.

Der mittlerweile drittgrösste Low-Cost-Anbieter in Europa ist auf Expansionskurs, dank des enormen Wachstums im osteuropäischen Markt. Im Januar 2020 wurden 3.151.622 Passagieren befördert, was einem Zuwachs von 22,8 Prozent oder fast 600'000 Passagieren gegenüber dem Januar 2019 bedeutet, und im Februar waren es gar 26 Prozent. Das sind Zahlen, wovon andere Airlines nur träumen. Wizz Air bietet mehr als 700 Strecken von 28 Stützpunkten aus und verbindet 155 Ziele in 45 Ländern mit einer Flotte von 121 Airbus Flugzeugen, die aus A320 und A321 bestehen. Man hat den enorm steigenden Reise-Markt Osteuropa schon vor Jahren frühzeitig erkannt und einer stetig wachsenden Zahl Passagiere Möglichkeiten durch erschwingliches Reisen eröffnet.

Wer ist Wizz Air?

Die Airline wurde im Juli 2003 von József Váradi, zuvor CEO der ungarischen Malév, mit Sitz in London gegründet. Am 4. September 2003 wurde das Unternehmen als Limited in London registriert, und es wurden Tochtergesellschaften in Polen, Serbien, Bulgarien, Rumänien und der Ukraine angemeldet. Die Hauptfluglinie der Wizz Air ist bis heute Wizz Air Hungary. Das Ziel war, Low-Cost-Dienste in Zentral- und Osteuropa anzubieten und wie andere Billigfluggesellschaften, Flughäfen in der Nähe der Grossstädte anzufliegen. Finanziert wurde der Start mit 30 bis 50 Millionen Euro aus einem Risikokapitalfonds. Was mit zwei Flugzeugen angefangen hat, besteht heute aus 121 Flugzeugen (Airbus A320-200, Airbus A321-200, A321neo) mit einem Durchschnittsalter von 5,3 Jahren. Bestellt sind weitere 110 Airbus A321neo mit jeweils 239 Sitzen.

In den ersten dreieinhalb Monaten in der Geschichte der Airline flogen bereits 250.000 Passagiere, nach einem Jahr 1,4 Millionen. Dann war der Höhenflug nicht mehr aufzuhalten. Die Airline konzentrierte sich fortan auf Länder wie Polen, Rumänien, Litauen und Serbien und überholte beispielsweise in Rumänien die staatliche Fluggesellschaft TAROM nach der Zahl der Passagiere und ist seitdem dort Marktführer. Seit Oktober 2013 fliegt Wizz Air übrigens als erste Low-Cost-Airline aus Europa Dubai an.

Erfolgreich in Wien-Schwechat

2018 wurde eine eigene Basis am Flughafen Wien-Schwechat eröffnet und 69 wöchentliche Flüge werden mit neun Airbus A321 abgewickelt. Darunter Destinationen wie Alghero, Korfu, Faro, Podgorica und Suceava, Mailand, Rom, Málaga und Porto. 2019 wurden mehr als 2,2 Millionen Passagiere auf ihren österreichischen Strecken befördert, was einem Wachstum von 370 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Wizz Air wird im Jahr 2020 über 4,1 Millionen Sitzplätze im österreichischen Netz der Fluggesellschaft anbieten, was einem Wachstum von 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Der erste WIZZ-Flug von Serbien startete 2010. Belgrad war einer der ersten Flughäfen in der WIZZ-SEE-Netzwerkregion mit Flügen nach Dortmund und London. Danach hat die Airline ihre Aktivitäten ständig erweitert und betreibt 13 Strecken in sieben Ländern von und nach Belgrad und fünf Strecken in vier Ländern von und nach Niš. Darüber hinaus war auch hier das vergangene Jahr sehr erfolgreich, da mehr als 895.000 Passagiere mit Wizz Air aus Serbien geflogen sind. Insgesamt wurden fünf Millionen Passagiere von und nach Serbien transportiert.

28 europäische Basen

Das aktuelle Streckennetz der Wizz Air erstreckt sich von den 28 europäischen Basen aus über ganz Europa sowie einzelne Ziele im vorderasiatischen Raum: Bosnien und Herzegowina (Tuzla), Bulgarien (Sofia, Warna), Georgien (Kutaissi), Kosovo (Prishtina), Lettland (Riga), Litauen (Vilnius), Republik Moldau (Chișinău), Nordmazedonien (Skopje), Österreich (Wien), Polen (Breslau, Danzig, Kattowitz, Lublin, Posen, Warschau-Chopin, Szymany), Rumänien (Bukarest, Cluj-Napoca, Craiova, Iași, Sibiu, Târgu Mureș, Timișoara), Serbien (Belgrad), Slowakei (Košice), Ukraine (Kiew-Schuljany, Lwiw), Ungarn (Budapest, Debrecen) und Grossbritannien (London-Luton).

Im deutschsprachigen Raum ist Wizz Air in Basel, Berlin, Bremen, Dortmund, Frankfurt-Hahn, Frankfurt/Main, Friedrichshafen, Genf, Hamburg, Hannover, Karlsruhe/Baden-Baden, Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Memmingen, Nürnberg und Wien vertreten.

Wizz Air Abu Dhabi startet

Kürzlich gab Wizz Air Holdings Plc (Wizz Air) den Abschluss der Vereinbarung mit der Abu Dhabi Developmental Holding PJSC (ADDH) zur gemeinsamen Gründung von Wizz Air Abu Dhabi bekannt. Die neue Billigfluggesellschaft wird im Herbst 2020 ihren Betrieb am internationalen Flughafen Abu Dhabi aufnehmen. Wizz Air Abu Dhabi wird zu 51 Prozent im Besitz von Abu Dhabi sein und mit einer Flotte von drei neuen Airbus SE A321neos fliegen, die innerhalb von zehn Jahren auf 50 Flugzeuge anwachsen soll.

Der Deal ist ein wichtiger Meilenstein beim Start von Wizz Air Abu Dhabi, einer neuen Billigfluggesellschaft mit Sitz in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Man plant, den Betrieb in der zweiten Jahreshälfte aufzunehmen und eine Reihe von Zielen in Europa, dem Nahen Osten, Asien und Afrika mit günstigen Tarifen und qualitativ hochwertiger Erfahrung an Bord zu versorgen. Die neue Fluggesellschaft, die erste ausserhalb Europas der in Budapest ansässigen Gruppe, wird sich auf die Einrichtung von Strecken zu Märkten konzentrieren, in denen Wizz Air bereits wachstumsstarke Aktivitäten betreibt, so in Mittel-, Ost- und Westeuropa. Nach ersten Informationen beabsichtigt man unter anderem auch Mazedonien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Kroatien und Montenegro und Rumänien anzufliegen. Aber auch Ziele in Russland sind ein Thema.

Wizz Air Abu Dhabi wird nach Emirates, Etihad Airways, Air Arabia, Flydubai, Air Arabia Abu Dhabi und einer neuen, noch nicht genannten Fluggesellschaft, die von Ras Al Khaimah aus operieren soll, die siebte Fluggesellschaft sein, die von den Vereinigten Arabischen Emiraten aus operiert. Die Rekrutierungsaktivitäten von Wizz Air Abu Dhabi beginnen bereits, und das Abkommen schafft neue Beschäftigungsmöglichkeiten, kurbelt die Wirtschaft an und soll mehr Besucher nach Abu Dhabi locken. Die Ankündigung steht auch im Einklang mit Abu Dhabis 50-Milliarden-AED-Beschleunigungsprogramm Ghadan 21, das hinter der Entwicklung der Emirate durch Investitionen in Unternehmen, Innovation und Menschen steht. Im vergangenen Jahr erreichte das Emirat mit 11,35 Millionen Besuchern ein Rekordhoch. Ein wesentlicher Treiber dafür ist die Konnektivität, die es den Menschen ermöglicht, Abu Dhabi einfach und kostengünstig zu besuchen. Die neue Partnerschaft mit Wizz Air wird dazu beitragen, die Hauptstadt der VAE zu einem wettbewerbsintensiven regionalen und internationalen Reiseziel für Urlauber und Geschäftsreisende zu machen.