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Im Airline-Dschungel gefangen: Es tut sich nichts hinsichtlich der Einführung eines Airline-Insolvenzschutzes. Bild: Zichuan Han

Für den Konsumentenschutz haben Airlineinsolvenzen keine Priorität

Unterstützung von Seiten der Konsumentenschützer kann der SRV in seinem Kampf zugunsten einer Airline-Kundengeldabsicherungslösung bis auf Weiteres nicht erwarten.

Vor einer Woche publizierte der Schweizer Reise-Verband (SRV) mittels Pressemitteilung einen Appell an die Öffentlichkeit, um Druck auf die Airlines zu erzeugen. Zentrales Anliegen: Es solle einen Airline-Insolvenzschutz geben, damit bei den häufigen und weiter zu erwartenden Pleiten von Fluggesellschaften weder Endkunden noch Vertriebsstellen auf hohen Kosten sitzen bleiben. Schliesslich müssen Reisemittler in der Schweiz ja auch über eine Kundengeldabsicherung verfügen, wieso also nicht auch die Airlines? Das Thema wird seit Jahren kontrovers diskutiert und «die Airlines» sind eben keine homogene Gruppe und dazu noch weltweit verteilt. Die Argumente der Airlines sind klar: Klar gegen eine solche Aufzwingung von Sicherungsleistungen. Bislang passiert auf politischer Ebene auch herzlich wenig.

Wir haben bei der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) in Bern nachgefragt, ob das allenfalls ein Thema dort sei - schliesslich wäre doch ein Insolvenzschutz von Fluggesellschaften durchaus ein Konsumentenschutz-Thema. Dort lässt die Leiterin Recht, Cécile Thomi, auf Anfrage von Travelnews wissen, dass die Thematik «in Zeiten vermehrter Airlineinsolvenzen sicherlich an Bedeutung zunimmt» und dass die SKS einer Pflicht zur Kundengeldabsicherung durch Fluggesellschaften grundsätzlich positiv gegenüberstehe. Die Kosten müssten von Airlines getragen werden und sowohl Endkunden als auch geschädigten Reisemittlern zugute kommen, zumal umgekehrt ja auch der Passagier die Kosten für eine Reiseannullationsversicherung trägt. Dass Airlines in ihrer Wettbewerbsfähigkeit eingeschränkt würden, lässt der Konsumentenschutz nicht gelten, da alle Airlines gleichmässig getroffen würden - wobei natürlich die Belastung bei grösseren Carriern sicher deutlich grösser wäre und diese sich ja auf den Standpunkt stellen, dass sie - im Gegensatz zu kleineren Airlines - auch kaum einem Insolvenzrisiko ausgesetzt wird. Letzteres kann man natürlich auch wieder anzweifeln...

Wie dem auch sei, für eine grössere Lobbyarbeit ist der Konsumentenschutz nicht zu haben: «Nicht wegen fehlender Relevanz, sondern schlicht aus Ressourcengründen bearbeiten wir die Thematik zur Zeit nicht aktiv», sagt Cécile Thomi, und fügt noch an, «wir sind der Meinung, dass diese spezifische Fragestellung besser aufgehoben ist beim Ombudsman der Schweizer Reisebranche.» Letztere Argumentation kann besagter Ombudsman der Schweizer Reisebranche, Franco Muff, nicht nachvollziehen: «Es handelt sich um ein politisches Thema und dieses gehört nicht primär an die Ombudsstelle. Natürlich habe ich mich schon diverse Male im gleichen Sinn geäussert; aber das ist eine andere Geschichte. Es ist schon interessant, dass sich der Konsumentenschutz für alles Mögliche interessiert, Pfeile in alle Richtungen schiesst, sich aber in Sachen Airlines zumindest bis jetzt nicht aus dem Fenster zu lehnen scheint.»

Damit bleibt der SRV mit seinem Anliegen in der Schweiz weiterhin ziemlich allein auf weiter Flur.

(JCR)