Flug

Wegen vieler annullierter China-Flüge hat Finnair derzeit zu viele Piloten. Bild: Finnair (Modifizierung: TN)

Finnair muss Piloten wohl unbezahlte Ferien verordnen

Der nordische Carrier hat stark auf den China-Verkehr gesetzt und wird nun von der Coronavirus-Krise getroffen. Die finanziellen Auswirkungen sollen aber noch bescheiden sein.

Zahlreiche Airlines haben derzeit ihr China-Flugprogramm infolge der Coronavirus-Krise massiv zusammengestutzt. Dazu gehört auch Finnair. Wobei die Situation bei Finnair etwas besonders ist: Die nordische Airline setzt seit Jahren konsequent auf Asien, dank der geografischen Lage, da Flüge etwa nach China über die Nord-Route besonders schnell sind. Doch wird die konsequente Ausrichtung auf Asien nun zum Problem?

Finnair hat letzte Woche mitgeteilt, dass auch die Flüge nach Peking (Capital Airport) und Shanghai bis zum Ende des Winterflugplans am 28. März 2020 eingestellt sind - bereits zuvor war die Einstellung der Flüge nach Nanjing, Peking-Daxing und Guangzhou bis und mit 28. März kommuniziert worden. Weiter angeflogen wird Hong Kong, allerdings im März nur noch ein Mal täglich statt wie geplant im «Double Daily».

Finnair hatte bereits am 7. Feburar bei der Bekanntgabe der neusten finanziellen Zahlen angegeben, dass die Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die Zahlen fürs 1. Quartal 2020 «relativ limitiert» sein würden, selbst wenn die Annullierungen bis Ende des Quartals beibehalten würden, was ja nun der Fall ist.

Ganz problemlos ist die Sache aber wohl doch nicht. Bis Ende März fallen nämlich rund 200 Flüge nach China aus. Damit hat Finnair zeitweise klar zu viele Piloten, die nicht einsetzbar sind. Deshalb werden im Verlauf der soeben gestarteten Woche Gespräche mit rund 700 Piloten mit Fluglizenzen auf Longhaul-Flugzeugen gestartet. «Wir bereiten uns auf eine Verlängerung der durch die Coronavirus-Krise entstandenen Situation vor, erklärt Finnair-Sprecher Päivyt Tallqvist gegenüber dem finnischen Blatt «Yle», «weshalb wir mit den Piloten verhandeln und dabei auch die Möglichkeiten hinsichtlich unbezahltem Urlaub ausloten. Bei so vielen Flugannullationen sind wir gezwungen, den sinnvollen Einsatz unserer personellen Ressourcen zu überdenken.»

Häufiger nach New York

Finnair hat inzwischen mitgeteilt, dass ab dem kommenden Sommer 2020 weitere Flüge auf der Strecke nach New York JFK angeboten werden. Zwischen dem 4. April und 24. Oktober wird Finnair wöchentlich drei zusätzliche Verbindungen am Montag, Donnerstag und Samstag anbieten. Zudem startet zwischen dem 4. Mai und 24. Oktober jeweils am Dienstag eine vierte Verbindung. Während der Hauptsaison vom 8. Juni bis 30. August wird jeden Dienstag eine fünfte wöchentliche Verbindung nach New York ergänzt.

Seit über 50 Jahren verbindet Finnair Europa und New York. Aktuell bringt die finnische Airline Passagiere einmal täglich von Helsinki nach New York und zurück. Finnair stockt das derzeitige Angebot nun um insgesamt 250 Flüge auf. Finnair setzt auf dieser Strecke hauptsächlich den Airbus A350 ein. Erst kürzlich hatte Finnair bereits angekündigt, dass die neue Premium Economy zuerst auf USA-Routen eingesetzt wird.

Ein strategisches Umdenken? Kaum. Finnair hat mit Asien ein exzellentes Geschäft gemacht und wird davon nicht abkehren. Allerdings ist es sicher von Vorteil, wenn in diesem Sommer etwas stärker auf Nordamerika gesetzt wird. In diesem Zusammenhang zur Erinnerung: Seit 2013 arbeitet Finnair mit den anderen Oneworld-Mitgliedern American Airlines, British Airways und Iberia zusammen, um den Kunden über das Atlantic Joint Business (AJB) eine grosse Auswahl an Flügen, optimierte Verbindungen, eine verbesserte Preisgestaltung und optimalen Service auf transatlantischen Strecken zu bieten. Insgesamt ergeben sich über die Zusammenarbeit über 105 Reiseoptionen zwischen Europa und Amerika.

Finnair bedient fünf amerikanische Ziele, darunter das ganzjährige Angebot nach New York JFK und Los Angeles LAX sowie saisonale Flüge nach Chicago O'Hare, San Francisco und Miami. Finnair hat die US-Kapazitäten in den letzten Jahren deutlich erhöht. Seit 2015 wurde die Sitzplatzkapazität um über 117 Prozent auf den transatlantischen Routen erhöht.

Finnair kündigte im vergangenen September eine Kooperation mit US-Koch David Posey an. Der Koch kreierte nordisch inspirierte Gerichte für Business Class Gäste auf Flügen von den USA nach Helsinki.

(JCR)