Flug

Sehen so die Flugzeuge der Zukunft aus? Airbus präsentierte das Modell «Maveric» auf der Luftfahrtmesse Singapur. Dort gab es noch viele andere innovative Projekte zu bestaunen. Bild: Airbus S.A./FIXION

Wohin steuert die Flugindustrie der Zukunft?

Nurflügel-Flugzeuge, geheizte Kabinensitze, Senkrechtstarter und massiver KI-Einsatz: Das sind die Szenarien, die an der jüngsten Flugzeugmesse diskutiert wurden.

Noch läuft sie bis am Sonntag, die diesjährige Singapore Airshow. Auf der Luftfahrtmesse geht es einmal mehr nicht nur um Hard-Selling bestehender Flugzeuge, sondern sehr stark auch um die Vorstellung neuer Prototypen und allgemein um die Zukunft der Luftfahrt. Diverse spannende Projekte wurden bislang schon enthüllt.

Am meisten Aufsehen verursachte bislang zweifelsfrei der Nur-Flügler «Maveric» von Airbus. Hierbei geht es um ein Passagierflugzeug, das keinen Rumpf hat, sondern praktisch nur aus Flügel besteht. Durch den geringeren Luftwiderstand sollen damit einerseits Treibstoffeinsparungen erzielt werden und andererseits mehr Kabinenplatz geschaffen werden. Es handelt sich übrigens nicht lediglich um ein Rendering, sondern es wurde bereits ein flugfähiges Exemplar präsentiert - allerdings eine knapp zwei Meter lange und drei Meter breite Miniaturversion. Airbus sieht darin aber offenbar wirklich einen «Game Changer» für die Zukunft.

Wofür das Akronym «Maveric» steht und wie es im Innern eines solchen Nur-Flüglers von Airbus aussehen könnte, wird im folgenden Video ersichtlich:

Air France-KLM war bereits zuvor mit einem ebenso radikalen Projekt an die Öffentlichkeit getreten: Mit dem «Flying V». Das Flugzeug hat hinten einen geteilten Rumpf, soll rund 55 Meter lang werden und eine Spannweite von 65 Metern haben. Die Triebwerke sind ganz hinten angebracht. Die Sitze sind dann an der Decke angebracht und können in Schlafkojen umgewandelt werden.

Auch hierzu gibt es ein Video:

Eine weiteres Tummelfeld der Zukunftstüftler sind die Flugtaxis. Bereits im Oktober 2019 wurde bekannt, dass Boeing, Porsche und Aurora Flight Sciences, eine Tochtergesellschaft von Boeing, ein Konzept für ein vollständig elektrisches Fluggerät, das senkrecht starten und landen kann. Hierbei geht es allerdings mehr um ein Flugtaxi als um ein Passagierflugzeug; also um ein Fluggerät, welches vor allem der urbanen und weniger der internationalen Mobilität zugute kommen wird. In eine ähnliche Richtung bewegt sich die Forschung von Daimler und Zhejiang, welche das deutsche Startup Volocopter finanzieren. Dieses stellt Flugtaxis her, die eine Art Hybrid aus Helikopter und Drohne darstellen. In Dubai sind solche Taxidrohnen schon lange ein Thema, allerdings bislang noch nicht richtig im Einsatz.

Und wie sieht es mit Elektrofliegern aus? Easyjet setzt auf die Entwicklung elektrischer Flugzeuge, auch in Norwegen wird daran getüftelt - wobei der Konsens eigentlich ist, dass es schwierig sein dürfte, grössere Elektroflugzeuge zu bauen, weil die Batteriedichte viel zu gross sein müsste.

Ein weiteres grosses Thema sind natürlich die Ultralangstreckenflüge, welche inzwischen technisch bereits möglich sind, wie Qantas oder auch Air New Zealand jüngst demonstrierten. Dort stellt sich die Frage nach der Verträglichkeit für den menschlichen Körper, weshalb die Forschung dort nun vor allem in eine medizinische Richtung geht.

Auch bei den Interieurs tut sich was

Bei den Kabinen tut sich hinsichtlich Zukunftsplanung natürlich auch einiges, wie bei den «Crystal Cabin Awards» jeweils deutlich wird - siehe dazu hier und hier. Ein besonders aufsehenerregendes Projekt kommt hierbei von der US-Firma Lantal Textiles (die ihre Wurzeln in der Schweiz hat): Diese hat für Flugzeugsitze ein Wärme- bzw- Kühlungssystem entwickelt, wie man es bereits von der Autoindustrie her kennt. Informationen dazu gibt es unter diesem Link.

Die Firma Lonseal hat derweil Bodenbeläge des Flugzeugs entwickelt, welche täuschend ähnlich wie ein Holzboden aussehen. Dies soll helfen, im Flugzeug eine weniger künstliche und vielmehr natürliche, entspannende Atmosphäre zu bilden.

Airbus schliesslich wiederum will eine «smarte Kabine» entwickeln, welche die Flugbegleiter unterstützt - indem etwa automatisch angezeigt wird, wenn es keine Seife mehr auf dem Flugzeug-WC hat oder wie viel WC-Papier dort jeweils noch vorhanden ist. Darüber hinaus gibt es auch olfaktorische Entwicklungen, etwa hinsichtlich Parfümierung der Kabine - Panasonic hat derweil eine Art topmodernen Luftreiniger für die Flugzeugkabine entwickelt.

(JCR)