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Der massive Expansionskurs von Air Italy verschlingt viel zu viel Geld. Bild: Di BriYYZ from Toronto, Canada/Wikipedia/CC BY-SA 2.0

Weiteres Grounding in Europa

Wie befürchtet hat es Air Italy erwischt: Wegen hohen Verlusten und einem schwierigen Marktumfeld hat sich die Airline freiwillig in die Insolvenz begeben. Gleichzeitig hat auch die italienische Low-Cost-Airline Ernest ihren Betrieb eingestellt.

Gestern thematisierte Travelnews die Befürchtung, dass Air Italy angesichts miserabler Resultate zusammenbrechen würde. Das Resultat einer ausserordentlichen Aktionärssitzung war denn auch klar: Die italienische Fluggesellschaft mit 1400 Angestellten stellt ihren Betrieb ein.

Auf der eigenen Website bestätigt Air Italy den Sachverhalt der Insolvenz und erklärt auch gleich, wie es weitergeht. Alle Linienflüge (Hin- und Rückflüge) bis einschliesslich 25. Februar 2020 (sowie die ersten Abflüge am Morgen des 26. Februar 2020, also Inlandsflüge nach Malpensa und von den Flughäfen Male und Dakar nach Italien) werden zu den angegebenen Zeiten und an den zuvor festgelegten Tagen von anderen Fluggesellschaften planmässig durchgeführt, d.h. gebuchte Passagiere können normal fliegen - sie können aber auch eine vollständige Ticketrückerstattung per E-Mail (an refunds@airitaly.com oder via ihr Reisebüro) verlangen.

Bei Flügen, die vor dem 25. Februar 2020 abgehen, aber nach dem 25. Februar 2020 zurückkehren, wird die Hinreise normal durchgeführt; für den Rückflug wird den Passagieren ein Flug mit dem ersten verfügbaren Flug einer anderen Airline angeboten. Details dazu werden ab dem 18. Februar 2020 telefonisch bekanntgegeben (aus dem Ausland unter +39 078 952 682 abrufbar). Natürlich können Passagiere auch in diesem Fall eine vollständige Rückerstattung verlangen. Für Tickets mit Gültigkeit nach dem 25. Februar 2020 wird, sofern der Kauf direkt über das Air-Italy-Portal oder das Air Italy Contact Center erfolgte, vollständig erstattet. Bei einem Kauf über ein Reisebüro muss der Kunde aber eine Rückerstattung oder eine Änderung der Reise beantragen, indem dieser sich an die Agentur wendet.

Zvone Petek (General Manager APG Switzerland) hat separat über das Grounding informiert und versichert, dass alle Kreditoren ihr Geld zurückerhalten, da es sich um eine freiwillige Liquidation handelt.

Aber Alitalia lebt weiter...

Eine Sprecherin von Air Italy bestätigt gegenüber italienischen Medien, dass alle offenen Schulden von Air Italy beglichen werden. Als Grund für die Pleite gilt als einer der entscheidenden Faktoren auch die anhaltende Konkurrenz von Alitalia - also der nationalen Airline, welche seit 2017 offiziell in Insolvenz ist, seitdem aber mit (umstrittenen) Staatsgeldern am Leben erhalten wird und weiterhin keine vernünftige Zukunftslösung gefunden hat.

Qatar Airways, die einen Anteil von 49 Prozent an Air Italy besitzt, liess wissen, dass sie bereit gewesen wäre, mehr Geld in das Unternehmen zu investieren. Ihr Angebot sei aber von den anderen Aktionären ausgeschlagen worden.

Kurz: Die privat geführte Air Italy musste wegen der Aufgabe der italienischen Mehrheitseigentümer die Segel streichen, derweil Alitalia einmal mehr davonkommt und einen lästigen Konkurrenten loswird, ohne selber wirklich nachhaltig zu wirtschaften. Im Übrigen ist das Grounding von Air Italy nicht das einzige in Italien: Nachdem die italienische Low-Cost-Gesellschaft Ernest Airlines bereits im Dezember 2019 ihr AOC verlor, hat sie am gestrigen 11. Februar 2020 mit sofortiger Wirkung sämtliche Flüge «bis auf Weiteres» eingestellt. Um dereinst wieder abheben zu können, muss sie gegenüber den italienischen Luftfahrtbehörden den Nachweis finanzieller Stabilität erbringen, wie es auf der Website von Ernest Airlines heisst. Letztere steht aktuell aber noch in den Sternen.

(JCR)