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Der massive Expansionskurs von Air Italy verschlingt viel zu viel Geld. Bild: Di BriYYZ from Toronto, Canada/Wikipedia/CC BY-SA 2.0

Steht Air Italy schon vor dem Aus?

Heute entscheidet sich in Mailand im Rahmen einer ausserordentlichen Aktionärsversammlung das Schicksal des Alitalia-Herausforderers.

Die Geschichte von Air Italy ist gleichzeitig lang und kurz. Die ursprüngliche Airline ging 1963 als Alisarda an den Start und bediente ab Olbia auf Sardinien diverse italienische Ziele. 1991 erfolgte die Fusion mit der spanischen Meridiana (bestehend aus den drei spanischen Airlines Universair, LA Canarias und Eurvaia), wobei Alisarda deren Namen übernahm und fortan erfolgreich Kunden aus ganz Europa - darunter auch der Schweiz - von und nach Sardinien und Italien beförderte. 2011 dann übernahm Meridiana die kleine Charter-Airline Air Italy. Nachdem Qatar Airways sich 2016 an Meridiana mit 49 Prozent beteiligte und ein Flottenbeschaffungs- und Expansionsprogramm ankündigte, folgte im Frühjahr 2018 - kurz nachdem Alitalia Konkurs anmelden musste (aber in der Luft blieb) das offizielle Rebranding des Unternehmens zu Air Italy.

Im letzten Sommer kündigte Air Italy ein massives Ausbauprogramm an. Indien, Thailand und die USA sollten angeflogen werden; erstere beiden Länder wurden schnell aufgegeben, aber in Nordamerika wurden ab dem Hub Mailand (derweil der Sitz stets Olbia blieb) fünf Ziele angeflogen: New York, Miami, Los Angeles, San Francisco und Toronto. Auch in Afrika (Accra, Kairo, Dakar, Lagos, Mombasa, Sharm El-Sheikh, Sansibar), Asien (Male) und im inner-italienischen Verkehr ab Olbia ist Air Italy aktiv. Zurzeit fliegt Air Italy mit acht Boeing 737 und fünf Airbus A330.

Allerdings kämpft die Gesellschaft offenbar mit massiven Verlusten. Laut italienischen Medien könnte im letzten Jahr ein Verlust in Höhe von 200 Millionen Euro herausgeschaut haben. Laut «Il Tempo» ist nun für heute, 11. Februar in Mailand eine ausserordentliche Verwaltungsrats- sowie auch Aktionärssitzung geplant. Dabei gehe es um nichts weniger als die Zukunft der Airline. Ursprünglich war die Sitzung am 18. Februar vorgesehen, wurde aber offenbar wegen Liquiditäts-Engpässen vorgezogen.

Konkret habe die Firma Akfed von Aga Khan, dem einstigen Alleineigentümer von Meridiana und Mehrheitsaktionär der heutigen Air Italy, damit gedroht, bei einer dringend benötigten Rekapitalisierung nicht mitzumachen. Sollte dies der Fall sein, wäre eine Liquidation der Airline wohl unumgänglich. Denn Qatar Airways darf nicht mehr Cash einschiessen, ohne seinen Anteil zu erhöhen - was wiederum eine Verletzung der EU-Bestimmungen wäre.

Zuletzt war es relativ still geworden um Air Italy. Die zuvor angekündigten zwei neuen Nordamerika-Routen haben sich bislang nicht konkretisiert, darüber hinaus kämpfte die Airline mit Streikproblemen und dem Grounding der B737MAX, was Air Italy dazu zwang, Flugzeuge zu leasen. Nun wird sich bald weisen, wie und ob es weitergeht. Eine Möglichkeit sind weitere (europäische) Investoren. Sicher ist aber bislang lediglich, dass die italienische Luftfahrtbehörde ENAC (Ente Nazionale per l’Aviazione Civile) genau hinschaut, was heute passiert.  

(JCR)