Flug

Ein Dreamliner von Air India: Der National Carrier des Landes mit der zweitgrössten Bevölkerung weltweit ist nicht gerade ein Objekt des Begehrens. Bild: PilotGo

Jetzt steht Air India zu 100% zum Verkauf

Die Privatisierung von Air India ist eine endlose Geschichte. Nun gibt es eine neue Bieterfrist - und dabei kann erstmals auch die ganze Fluggesellschaft übernommen worden. Doch bereits formiert sich Widerstand.

Air India steht schon seit Jahren zum Verkauf. Doch bislang wollte niemand die Airline haben - obwohl diese als National Carrier des Milliardenlandes Indien eigentlich auf einen gigantischen potenziellen Kundenpool blickt. Doch zu hoch sind die Altlasten, allem voran die Schuldenlast, trotz einem Schuldenerlass zulasten der indischen Steuerzahler - und überdies war Air India bisher nie vollständig zu haben. Beim letzten missglückten Versuch 2018 waren erst 76 Prozent zum Verkauf frei.

Doch nun hat die indische Regierung in einem weiteren Akt dieser Posse mitgeteilt, dass 100 Prozent der Airline zu haben seien. Interessenten an der Star-Alliance-Fluggeselschaft haben bis zum 17. März 2020 Zeit, um nicht-verbindliche Angebote einzubringen. Allerdings heisst das nicht, dass jeder kaufen kann: Laut der indischen Regierung sollen die Eigentümer weiterhin aus Indien sein und auch die operative Kontrolle über die Airline in Indien liegen. Ob das Aussichten auf Erfolg hat? Zur Erinnerung: Erst im November hatte diese Regierung auch gesagt, dass man genug gesehen habe und die Airline grounden werde, sollte bis 15. Dezember 2019 kein Käufer vorliegen. Mit bekanntem Ausgang: Die Airline fliegt weiterhin, verbrennt weiterhin Steuergeld und es wird ein neuer Verkaufsversuch gestartet.

Dass nun 100 Prozent verkauft werden, hat damit zu tun, dass Indien verlustreiche Aktiva loswerden muss, um die Staatsfinanzen aufzubessern. Der neue Eigentümer müsste rund 3,28 Milliarden Dollar an Schulden übernehmen; zwei Drittel der effektiven Schuld würde, wie bereits zuvor angekündigt, der indische Staat abschreiben.

2018 hatten die einheimischen Mitbewerber IndiGo und Jet Airways (welche inzwischen selber Konkurs ging und noch auf die Wiederbelebung wartet) ebenso wie das Firmenkonglomerat Tata Group auf eine verbindliche Offerte verzichtet. Damals zeichnete sich auch Widerstand von Seiten der Angestellten ab. Das ist auch dieses Mal wieder so. Air India zählt derzeit 9400 Festangestellte und 3600 Teilzeitangestellte. Laut «Economic Times» gibt es zehn verschiedene Gewerkschaften. Diese treffen sich diese Woche bereits wieder zu Gesprächen hinsichtlich dem neuen Verkaufsversuch und wollen sicherstellen, dass sie wie 2018 wieder Weiterbeschäftigungsgarantien erhalten.

Ob dies gut kommt? Aus Schweizer Sicht ist das Interesse jedoch gering am Ausgang dieser Verkaufsgespräche: Air India fliegt Zürich und Genf nicht mehr an, in Europa aber immerhin noch Frankfurt, Paris, Mailand, Rom, London, Birmingham, Stockholm, Kopenhagen und Madrid an.

(JCR)