Flug

Bleibt sicher nochmals rund ein halbes Jahr gegroundet: Die Boeing 737MAX. Bild: Boeing

Die 737MAX hebt nicht vor Sommer 2020 wieder ab

Einmal mehr muss Boeing die Erwartungen in Bezug auf eine Rückkehr der B737MAX in den regulären Flugbetrieb enttäuschen.

Ein Schrecken ohne Ende: Im März wurden weltweit alle Flugzeuge des Typs Boeing B737MAX gegroundet, nachdem es mit neuen Flugzeugen dieses Typs bei Lion Air und Ethiopian zu tödlichen Unfällen kam. Seitdem wurde die Wiederaufnahme des Flugbetriebs immer wieder in Aussicht gestellt - schon kurz nach dem Grounding wurde klar, dass es lange gehen könnte, wobei es erst im Mai überhaupt mal zu einem Schuldeingeständnis von Boeing kam; im November hiess es dann, im Januar könnten die Flugzeuge voraussichtlich wieder abheben, doch dann  wurden neue Probleme entdeckt.

Am Dienstag (21. Januar) musste Boeing nun ein weiteres negatives Update melden. Der neue erwartete Zeitpunkt eines Betriebs-Wiederaufnahme sei «frühestens Mitte 2020» zu erwarten. Weitere Informationen werden nächste Woche im Quartalsrapport vermeldet. Damit wird das Grounding im besten Fall «nur» etwa 15 Monate gedauert haben, schlimmstenfalls noch deutlich länger. Das stellt zahlreiche Airlines, welche solche Flugzeuge bestellt und teils auch schon erhalten haben, vor grosse Probleme - und ist natürlich ein riesiger (und teurer) Imageverlust für Boeing.

Boeing kuscht dabei inzwischen vor der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA, welcher in der Vergangenheit mit wenig Respekt begegnet wurde. So heisst es in einer Mitteilung: «Die FAA und andere Regulierungsbehörden weltweit entscheiden, wann die B737MAX wieder in den Betrieb darf. Um unseren Kunden und Lieferanten beizustehen, werden wir regelmässig über den Stand der Dinge informieren.» Nach der «bisherigen Erfahrung im Zertifizierungsprozess» sei eben erst mit einer Aufhebung des Flugverbots Mitte 2020 zu rechnen. Am Ende der Mitteilung folgt eine Rundum-Entschuldigung gegenüber Kunden, Behörden, Lieferanten und auch Passagieren. Neue Töne des neuen Boeing-CEOs.

Die drei grossen amerikanische MAX-Betreiber - American Airlines, United Airlines und Southwest - haben die B737MAX vorsorglich bereits bis Anfang Juni aus ihren Flugplänen gestrichen. In Europa kündigte beispielsweise Icelandair an, dass man im Mai mit den Flugzeugen rechne - daraus wird nichts und Icelandair erklärte nun, dass die Hochsaison wohl ohne B737MAX geflogen wird. Norwegian sprach einst vom März, musste nun aber auch ihr SOmmerflugprogramm ändern, ebenso wie Ryanair, wo man nun erst im Herbst mit der B737MAX rechnet. Das ist immerhin für eine Branche Musik in den Ohren: Die ACMI-Anbieter, welche B737NG oder Airbus A320 als Ersatz anbieten können, dürfen sich auf ein Jahr 2020 freuen, welches dank dieser Krise ebenso gut sein dürfte wie 2019.

(JCR)