Flug

Bei Edelweiss bzw. in der Lufthansa Group kommt für die Berechnung der CO2-Abgabe ein spezieller Algorithmus zum Einsatz. Bild: Manuel Hodel

Gute Frage Warum kostet die CO2-Abgabe nicht immer gleich viel?

Wer bei Edelweiss im Buchungsprozess eine CO2-Kompensation integriert, zahlt möglicherweise ganz andere Preise, als wenn der Flug direkt via MyClimate kompensiert wird. Dafür gibt es gute Gründe.

Als Edelweiss-Kunde P.K. (Name der Redaktion bekannt) neulich wieder ein Ticket auf der Edelweiss-Website buchte und dabei erstmals auch die Option für eine CO2-Kompensation des Fluges wählte - schliesslich ist das Umweltbewusstsein der fliegenden Kunden im letzten Jahr gestiegen - staunte er nicht schlecht: Für einen Hin- und Rückflug nach Male in Business Class wurden 51.40 Franken berechnet. Erstaunlich daran war nicht die Höhe des Betrags an sich, sondern der Umstand, dass dieser deutlich tiefer war als eine Kompensierung über das System von MyClimate. Dort wäre die Kompensation schon bei einem Eco-Flug bei 73 Franken gestanden, für einen Business-Flug würden gar 139 Franken anfallen. Bei Atmosfair fallen ähnliche Preise aus (für den genannten Flug würden 136 Euro berechnet).

Woher kommt denn diese Preisdifferenz?

Das hat offenbar damit zu tun, dass weniger Schadstoff-Kompensation mit eingerechnet wird. Eine Anfrage bei Edelweiss hat folgende Antwort ergeben:

«Durch die Zusammenarbeit zwischen MyClimate und der Lufthansa Group wurde ein eigener Algorithmus entwickelt, der für jede Flugstrecke von Gate zu Gate die entstehenden CO2-Emissionen berechnet. Bei der Berechnung werden die Flugstrecke sowie die Service-Klasse des fliegenden Gastes beachtet. Basis für diesen Algorithmus ist eine Auswertung von über 43'000 Flügen innerhalb der Lufthansa Group. Der daraus resultierende Algorithmus wird regelmässig aktualisiert, um immer möglichst genaue Berechnungen zu garantieren. Im Gegensatz zu Myclimate werden in unserem Rechner aktuell nur CO2-Emissionen berücksichtigt, da zu weiteren Flugemissionen keine abschliessenden wissenschaftlichen Erkenntnisse betreffend Beeinflussung des Klimas existieren. Deshalb weisen die Rechner der Lufthansa Group und von mylimate.org unterschiedliche Werte aus. Alle berechneten Preise und Kilogrammangaben wurden von myclimate verifiziert. Für die Berechnung der CO2-Emissionen wird als Grundlage der Kerosinverbrauch einer Flugstrecke von Gate zu Gate in Tonnen gemessen. Für die Umrechnung auf CO2-Emissionen wenden wir dann den Faktor 3.15 an. Auf diese Weise erzeugt eine Tonne Kerosin bei ihrer Verbrennung 3.15 Tonnen CO2.»

Auf der MyClimate-Website wurde berechnet, dass der Flug ZRH-MLE-ZRH 4,9 Tonnen CO2 verbraucht. Der Faktor 3.15 gilt auch bei MyClimate und die Grundsätze der Berechnung sind ähnlich oder gleich (Reiseentfernung, Flugzeugtyp, Abzug Beiladefracht und danach Berechnung Ausstoss pro Passagier, bereinigt um Buchungsklasse). Der Unterschied liegt aber, wie von Edelweiss bemerkt, darin, dass auch Nicht-CO2-Auswirkungen des Luftverkehrs berücksichtigt werden.

So heisst es bei MyClimate: «Flugzeuge emittieren nicht nur CO2, sondern auch andere Stoffe, die die Strahlungsbilanz der Erde und damit das Klima beeinflussen. Unter anderem bewirken Emissionen aus dem Luftverkehr einen kurzfristigen Anstieg des troposphärischen Ozons als Folge von Stickoxidemissionen (NOx), verursachen Kondensstreifen und können sich auf die Entstehung von Zirruswolken auswirken. Die gesamten Strahlungseffekte wurden daher als zwei- bis viermal so gross wie der direkte CO2-Strahlungsantrieb geschätzt. Die Forschung zur Begrenzung der Unsicherheiten geht weiter. Darüber hinaus ist ein Vergleich von CO2- und Nicht-CO2-Auswirkungen sehr schwierig, da sie über unterschiedliche Zeiträume verlaufen. Doch ein wissenschaftlicher Ansatz kann diese Effekte trotz Unsicherheiten nicht ignorieren. Neueste Studien (Jungbluth und Meili 2018) empfehlen auf der Grundlage der korrekten Interpretation der jüngsten wissenschaftlichen Veröffentlichungen einen RFI-Faktor von 2 für die gesamten CO2-Emissionen von Flugzeugen. Dies untermauert die Berechnungen von MyClimate, da MyClimate die Erwärmung aufgrund von Nicht-CO2-Flugzeugemissionen bereits so berücksichtigt.»

Fazit

Wenn Sie also kompensieren möchten, haben Sie heute offenbar die Wahl, auf eine mittels Airline-eigenem Algorithmus berechnete, günstigere Entschädigung zu setzen oder auf eine komplettere, teurere Entschädigung der Kompensationsportale, welche zusätzliche Klimaeffekte mit einberechnet. Für das «gute Gewissen» scheint natürlich die teurere Variante naheliegend, ausser man schlägt - wie offenbar die Airlines der LH Group - die Studien zu weiteren Flugemissionen in den Wind. Schade, dass hier kein Konsens bzw. eine einheitliche Regelung existiert, das würde nämlich das öffentliche Vertrauen in die Kompensationsberechnung und in den Kompensationsprozess an sich sicherlich erhöhen.

(JCR)