Flug

Flybe fliegt 170 Ziele in Europa an, darunter auch Genf. Zum wiederholten Male musste der Regionalcarrier nun unterstützt werden. Bild: Flybe

Grossbritannien greift Flybe unter die Arme

Der britische Regionalcarrier rettete sich vor einem Jahr aus einer akuten Finanzkrise, schlitterte aber ein Jahr später wieder in einen Engpass und bat nun bei der britischen Regierung um Finanzhilfe. Diese hat dem Gesuch stattgegeben.

[Dieser Text ist ein Update eines am 14.01. um 13.49 Uhr erschienenen Travelnews-Berichts]]

Vor exakt einem Jahr konnten wir vermelden, dass die britische Regional-Airline Flybe nicht nur gerettet ist, sondern künftig auch den Namen Virgin Connect annehmen wird. Dies, nachdem ein Konsortium namens «Connect Airways» bestehend aus der Fluggesellschaften Virgin Atlantic, dem Luftfahrtunernehmen Stobart Group und dem Private-Equity-Unternehmen Cyrus Capital die Aktien von Flybe übernahm.

Nun ist die Airline mit Sitz in Exeter (GB) aber wieder gleich weit wie vor einem Jahr. Offenbar reichten die Finanzspritzen des genannten Konsortiums nicht aus, die Airline nachhaltig flügge zu machen. Flybe-CEO Mark Anderson gelangte deshalb am Wochenende an mehrere Stellen, darunter auch an die britische Regierung, um zusätzliche Gelder zu sichern, da offenbar das Überleben der Airline akut in Gefahr sei. Die Consultingfirma Ernst & Young steht bereit für Hilfe bei der Abwicklung eines allfällige Insolvenzverfahrens. Bis auf Weiteres ist aber der Fortbestand des regulären Flugbetriebs gesichert.

Würde Flybe Pleite gehen, wäre dies das Aus für den grössten Regionalcarrier Europas und den grössten Anbieter von Domesticflügen (ohne London-Verbindungen) im Vereinigten Königreich, sowie für 2400 Angestellte. Es wäre zudem ein weiterer harter Schlag für Grossbritanniens Luftfahrt nach den Pleiten von Monarch, BMI oder Thomas Cook Airlines. Flybe bedient aktuell mit einer aktiven Flotte von 66 Flugzeugen – Dash 8 Q400, ATR72 sowie Embraer E175 und E195 (die allerdings im März 2020 ausgeflottet wird) – mehr als 180 Routen in Europa und steuert 71 Flughäfen in zwölf Ländern an.

Die britische Regierung hat sich nun einverstanden erklärt, einen Rückzahlungsplan auszuarbeiten, mit welchem Flybe eine Steuerschuld von angeblich über 100 Millionen Pfund zu verträglichen Konditionen abzahlen kann. Darüber hinaus haben die Inhaber erklärt, dass sie weiteres Geld ins Unternehmen pumpen werden. Es gehe darum, Flybe am Leben zu erhalten - was die rund 8 Millionen jährlichen Flybe-Passagiere sicherlich gerne hören werden. Die britische Regierung stellt sich auf den Standpunkt, dass Flybe für zahlreiche Regionen und Flughäfen innerhalb des Vereinigten Königreichs «vital» sei.

Konkurrent British Airways hat sich derweil beim britischen Transportministerium gemeldet und nachgefragt, weshalb der Steuerzahler für das Miss-Management einer Airline aufkommen müsse - erst recht, weil der grösste Shareholder Virgin Atlantic ist, welche zu 49% der amerikanischen Delta Air Lines gehört, eine der profitabelsten Airlines weltweit.

(JCR)