Flug

Kann man wirklich einen Halbstunden-Flugtakt zwischen zwei Städten vollständig auf die Schiene verlegen? Bild: Miguel Angel Sanz

Ist Europas verkehrsreichste Flugverbindung in Gefahr?

Die Bürgermeisterin von Barcelona will die stark frequentierte Flugroute zwischen Barcelona und Madrid einschränken und mit einem verbessertem Hochgeschwindigkeitszug-Angebot weitgehend ersetzen.

Mit dem Aufkommen einer globalen Nachhaltigkeitsbewegung wächst auch der Druck, «kurze» Städteverbindungen - gerade innerhalb Europas - vermehrt per Schiene statt per Flug zu bedienen. Inzwischen werden sogar konkrete Forderungen angebracht, und dies gleich bei der verkehrsreichsten Städteverbindung Europas.

Die Rede ist von der Route zwischen der spanischen Hauptstadt Madrid und der zweitgrössten spanischen Stadt Barcelona. Die Flugstrecke beträgt knapp unter 500 Kilometer; die Flugzeit in der Regel rund 1,5 Stunden. Diese vergleichsweise kurze Strecke wurde im letzten Jahr insgesamt 19'000 Mal geflogen. Also rund 52 Flüge pro Tag, oder über 25 Abflüge pro Stadt pro Tag. Das ist fast ein Halbstundentakt (nachts wird nicht geflogen). Angeboten wird diese Domestic-Route von Iberia, Air Europa und Vueling (allesamt Airlines der IAG).

Dies, obwohl der spanische Hochgeschwindigkeitszug AVE bereits seit über zehn Jahren diese Strecke ebenfalls bedient. Auf dem Landweg ist sie etwas länger, rund 620 Kilometer, dauert mit dem AVE jedoch nur 2,5 Stunden, hat also eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 250 km/h, was europaweit ebenfalls ein Spitzenwert ist. Trotz diesem guten Angebot wird am hohen Flugangebot festgehalten - ein echter intermodaler Wettbewerb.

Eine radikale Forderung aus Barcelona

Doch nun will die links-alternative Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, gemäss «El Periodico» den Flugverkehr zwischen Städtepaaren, für welche es sinnvolle Bahn-Alternativen gibt, komplett lahmlegen, also auch zwischen Madrid und Barcelona. Ihr Argument: Man soll vollständig auf den Hochgeschwindigkeitszug setzen. Dies werde umso sinnvoller, als die spanische Bahngesellschaft Renfe nun auch spezielle Billigtarife für diese Strecke lanciert, bereits ab 10 Euro pro Weg. Damit sei die Eisenbahn deutlich konkurrenzfähriger zum Flugzeug. An dieser Stelle müsste man allerdings fragen, ob dieses Preisgefüge so bleiben würde, wenn es eben nicht diesen extremen intermodalen Wettbewerb gäbe.

Wie dem auch sei: Barcelona hat ein eigenes Umweltprogramm namens ZBE erstellt, in welchem klar festgehalten wird, dass man den Flugverkehr am Flughafen Barcelona-El Prat reduzieren will. Dieser gehört, ebenso wie Madrid-Barajas, zu den verkehrsreichsten Flughäfen Europas. Primär gehe es nicht darum, Flugverkehr zu verbieten, sondern klare Anreize zu schaffen, dass Bürger auf nachhaltigere Verkehrsmittel umsteigen.

Es ist im übrigen nicht so, dass es solche Vorschläge nur von aktivistischen Bürgermeisterinnen in Spanien vorliegen. Man erinnert sich an das medial sehr breit getretene Votum von KLM-Chef Pieter Elbers letzter Jahr, welcher erklärte, Passagiere sollten auf Kurzstrecken doch eher den Zug nehmen. Bei diversen Städtepaaren hat der Zug den Flug bereits weitgehend verdrängt, etwa zwischen Paris und Brüssel, wo mehrheitlich per Zug gefahren wird und es nur noch eine Handvoll Flüge pro Tag gibt.

(JCR)