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Hong Kong Airlines droht, in wenigen Tagen ihre Betriebslizenz zu verlieren. Bild: Airbus SA/dreamstime.com

Hong Kong Airlines steht kurz vor dem Grounding

Die HNA-Tochter kämpft noch bis kommendes Wochenende ums Überleben. Dazu werden ihr aber nur wenige Chancen eingeräumt.

Hong Kong Airlines - nach Cathay Pacific und Cathay Dragon die drittgrösste Airline der chinesischen Millionenmetropole - ist in höchster finanzieller Not. Kürzlich drückte das «Hong Kong Transport and Housing Board» (THB) «grosse Bedenken und Unzufriedenheit» über die ökonomische Situation bei der Airline aus; die «Air Transport Licensing Authority» von Hong Kong erklärte daraufhin am Montag (2. Dezember), dass die Airline sofort Kredite beschaffen oder zumindest ihre Cash-Situation markant verbessern muss, ansonsten ihr der Entzug der Flugerlaubnis drohe. Am kommenden Samstag, 7. Dezember werde darüber bereits entschieden.

Hong Kong Airlines hat dies in einer Stellungnahme zur Kenntnis genommen und versichert, dass man alles tun werde, um die finanziellen Anforderungen der Behörden zu erfüllen. Bis auf Weiteres werde der Flugbetrieb wie geplant weitergeführt, wobei im Rahmen der finanziellen Restrukturierung die Flugkapazitäten und Ziele schon zuvor zusammengestrichen wurden.

Die Probleme sind nicht neu: Bereits im April informierte Hong Kong Airlines ihre Aktionäre, dass mindestens zusätzliche 2 Milliarden HK-Dollar (rund 127,6 Millionen Franken) an Kapital notwendig seien, um den Flugbetrieb aufrecht erhalten zu können. Dies, weil 2018 ein Verlust von 3 Milliarden HK-Dollar (rund 383 Millionen Franken) resultiert sei. Inzwischen haben aber die Unruhen in Hong Kong die Nachfrage massiv gedämpft, was die Aussichten nach einer Besserung der Lage natürlich nicht beflügelt hat. Am Freitag letzter Woche informierte die Airline, dass die Flüge nach Vancouver, Ho Chi Minh City und Tianjin eingestellt werden. Die einzige Europastrecke, nach Moskau, wurde bereits am 24. Oktober 2019 eingestellt.

Eigentümerin von Hong Kong Airlines ist das chinesische Konglomerat HNA, welches nach einem extremen Wachstum zuletzt nur noch Firmen wieder veräussert hat, darunter beispielsweise die Gategroup oder die Hotelkette Radisson. Offenbar hat HNA zuletzt kein Geld mehr zugeführt. Laut der «South China Morning Post» wurden die Novemberlöhne bislang auch nicht ausbezahlt. Dem Vernehmen nach wurde auch das Bordunterhaltungssystem wegen Bezahlungsschwierigkeiten eingestellt, wofür sich die Airline bei Passagieren entschuldigt. Doch an einem sicheren Flugbetrieb per se wolle man zwingend festhalten, hält Hong Kong Airlines fest.

In einer Woche weiss man mehr. In englischsprachigen chinesischen Medien äussern sich Experten jedenfalls kritisch zu den Rettungsmöglichkeiten und erklären, dass die Airline schon lange mit Problemen zu kämpfen hatte, bevor die Krise in Hong Kong losging, weshalb eine Rettung nun erst recht kaum mehr möglich sei. Betroffen von einem Grounding wären rund 3500 Angestellte, darüber hinaus blieben dadurch 44 Flugzeuge am Boden, darunter sechs topmoderne Airbus A350-900.

(JCR)